Kann ein Russische-Spezialitäten-Laden in Leipzig ein Zuhause sein? Dort verbringt Leonid Kapitelman seine Tage, bis sein Sohn wissen will, wohin sein meist gries¬grämiger, dann wieder die ganze Welt umarmender Erzeuger eigentlich gehört. Also machen sie sich auf eine Reise in eine unbekannte Heimat.
Bevor Dmitrij Kapitelman die Idee hat, mit seinem Vater nach Israel zu reisen, waren ihre einzigen gemeinsamen Ausflüge die zum örtlichen Kaufland – damals in den Neunzigern, als sie in einem sächsische Asylbewerberheim wohnten und man die Nazis noch an den Glatzen erkannte. Inzwischen verkauft der Vater Pelmeni und Krimsekt und ist in Deutschland so wenig heimisch wie zuvor in der Ukraine. Ein Mann mit übervollem Herzen, der behauptet, an nichts zu glauben.
Vielleicht, denkt sein Sohn, findet er ja im Heiligen Land eine Heimat – oder ein neues Selbstverständnis in seiner jüdischen Identität. Und was ist mit ihm selbst? Kontingentflüchtling, halber Jude, ukrainischer Pass, in Berlin gelandet. Wohin gehört er eigentlich? Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters ist ein sehnsuchtsvoller und zum Verzweifeln komischer Spaziergang auf einem Minenfeld der Paradoxien. Und die anrührende Liebeserklärung eines Sohnes an seinen Vater.
Dmitrij Kapitelman
Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters
Moderation: Jörg Schieke
Mittwoch, 14. September 2016
19:30 Uhr
Literaturhaus Leipzig
Gerichtsweg 28
04103 Leipzig
„Junger Autor reist mit seinem Vater nach Israel. Klingt nach hohem Peinlichkeitspotenzial. […] Was Dmitrij Kapitelman daraus macht, ist jedenfalls meisterhaft. […] so brillant wie politisch scharfsichtig formuliert“ Alex Rühle, Süddeutsche Zeitung, 06.09.2016
„Man könnte einen ernsten, schweren Text erwarten, eine wuchtige literarische Nabelschau. Aber weit gefehlt. Dmitrij Kapitelman hat einen wunderbar leichten Ton gefunden, voll Humor und Selbstironie, einen Ton, der den ernsten Hintergrund geschickt konterkariert […].Und so ist es äußerst unterhaltsam, wenn der junge Autor von seinen Erlebnissen in Israel erzählt […] Intelligent und nachdenklich, witzig, sprühend und vielschichtig, und nicht zuletzt auch eine Hommage an Dmitrij Kapitelmans Vater.“ Irene Binal, ORF Ö1, 04.09.2016
„Dmitrij Kapitelmans Buch lässt sich listigerweise genauso schwer einordnen wie die Menschen, von denen es handelt. Man kann es lesen als Roman oder als Reiseerzählung oder als literarische Reportage, und doch ist es etwas ganz Eigenes. […] Kapitelmans Leitwort ist die ‚Aufrichtigkeit‘. Er schreibt ausschließlich von Begebenheiten, die sich tatsächlich ereignet haben. Und doch ist sein Erzählstil himmelweit entfernt von plattem Realismus.“ Julian Schütt, SRF2 Kultur, 28.08.2016
Dmitrij Kapitelmans Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters ist am 22. August 2016 bei Hanser Berlin erschienen. 288 Seiten. Gebunden. € 20,00 [D] ISBN 978-3-446-25429-9
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