Florian spricht ruhig, seine Gedanken sind überlegt und fundiert. Der junge Mann, der Anfang 30 ist und in Wirklichkeit anders heißt, arbeitet seit einigen Jahren mit Leidenschaft als Ethiklehrer an einer Privatschule in Sachsen, unterrichtet verschiedene Klassenstufen. Und trotz der Unterschiede einer Privatschule zu staatlichen Bildungsstätten kennt auch er viele Facetten seines Berufs aus erster […]
Es fehlt überall an Lehrerinnen und Lehrern. Nicht nur in Sachsen. Aber die CDU-Bildungsminister in Sachsen haben exemplarisch vorgemacht, wie man aus einer guten Lehrerausstattung binnen weniger Jahre mitten hinein in eine Mangelsituation steuert – und dann selbst mit Seiteneinsteigern nicht mehr schafft, auch nur den dringendsten Bedarf zu decken. Das klingt dann in Meldungen […]
LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 85, seit 20. November im HandelMein bester Freund, auch Lehrer für Englisch und Geschichte, hat seit längerem die Nase voll. „Dieser Beruf macht schon Spaß, aber ich sehe einfach nicht das Resultat meines Tuns. Es ist keine Tischlerei, in der ich am Ende des Tages meine Produkte zählen und stolz sein kann“, pflegt er schon eine Weile zu sagen. Weitere Beispiele aus anderen Handwerksberufen folgen hin und wieder. Und er hat recht.
LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 84, seit 23. Oktober im HandelDas deutsche Schulsystem und damit auch das sächsische ist heterogen. So weit, so bekannt. Heterogenität ist wichtig, lässt der Sächsische Kultusminister der „Leipziger Zeitung (LZ)“ ausrichten. Dass Heterogenität die über 6.300 Lehrer an den 406 freien Schulen in ihren Karrierechancen benachteiligt, ist ihm allerdings nicht so wichtig.
LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausg. 68Die Reputation von Lehrer-Fortbildungen mäandert im Lehrerzimmer zwischen sinnfrei und sinnvoll. Es gibt die großen Fans der Fortbildung, die vom Chef drei Anträge mit dem Hinweis zurückbekommen, es nächstes Jahr noch mal zu versuchen, weil die anderen fünf Fortbildungen schon ausreichend sind. Und dann die, die „wenn es mal was Interessantes gibt“, ihren Posten auch mal verlassen.
An Arne Ulbricht ist – zum Glück – kein Lehrer verloren gegangen. Auch wenn der Teilzeitlehrer aus Wuppertal heute wie aus der Zeit gefallen wirkt. Denn dass Lehrer aus dem deutschen Schulwesen „nebenbei“ auch noch schreiben und forschen, das war mal das Ideal im vorvorletzten Jahrhundert. Die heutigen „Bildungsreformer“ ahnen nicht mal, was sie schon alles kaputtgemacht haben. Aber was hat das mit Guy de Maupassant zu tun?
Das war dann schon heftig, was die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Landtag, Cornelia Falken, jetzt aus einer Antwort der Kultusministerin erfuhr: Gerade Leipziger Schulen scheinen mittlerweile ein Problem zu haben, für Lehrer noch attraktiv zu sein. Hier gab es im neuen Schuljahr schon die meisten Kündigungen von Lehrern im sächsischen Vergleich.
Innerhalb von knapp fünf Wochen haben 4909 Personen einen Appell der GEW Sachsen für ein Sofortprogramm zur Lehrkräftegewinnung und zur Qualitätssicherung für die sächsischen Schulen unterzeichnet. „Sie leiden vor allem unter Bürokratie, Zeitmangel und Klassengrößen“, so Sachsens GEW-Chefin Uschi Kruse (58) gestern auf einer Pressekonferenz der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.
Es ist nicht das erste Buch, das der Lehrer Arne Ulbricht übers Lehrersein veröffentlicht. Aber es ist sein erster Roman zum Thema. Ein Roman, in dem sich bestimmt viele Lehrer wiedererkennen, die am deutschen Schulsystem, wie es in den letzten Jahren geworden ist, verzweifeln. Nicht alle verzweifeln so wie dieser Heinz Gödel. Manche brennen einfach nur aus. Oder kapitulieren.
LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug aus Ausgabe 29Es ist schon ein Dauerthema. Die „nicht gebildete“ Bildung an unseren Schulen. Abbrecher, Angsthasen, Armutszeugnisse – trotz hervorragender Noten. Gymnasien rühmen sich mit Abtiturbestehensquoten um die 100 % und alle – Schüler, Eltern, Erzeuger, Pädagogen und nicht zuletzt „die Wirtschaft“ – sind dennoch unzufrieden. Alles jammert, alles verzweifelt, alles weiß Bescheid, wie es besser sein sollte.
Während in den letzten Tagen die Zahlen zu Neueinstellungen von Lehrern Anfang 2016 die Runde machten, wollte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Petra Zais, von der Kultusministerin erst einmal wissen, welcher Art die Lehrer waren, die Anfang des Schuljahres eingestellt wurden. Eigentlich eine recht gemeine Frage, denn die Antworten machen deutlich, dass in Sachsen die "passenden" Lehrer für die jeweiligen Fächer mittlerweile rar sind.
Das neue Schuljahr beginnt am Montag, 24. August. 451.000 Schüler gehen dann wieder in sächsische Schulen - 6.000 mehr als im Vorjahr. Und die zuständige Bildungsministerin Brunhild Kurth spricht auch noch von einer Rekordeinstellung von über 1.000 Lehrern.
Sommerferien, endlich. Arbeit für die Schule nur so wie ich es will. Bis eine E-Mail vom Reisebüro in meinem Postfach landet. Die Fährgesellschaft braucht Passnummern und Geburtsdaten der Teilnehmer – bis zum 25. Juli. Ach, und überprüfen Sie noch Ihren Reiseablauf. Vielleicht hat sich etwas geändert. Aber auch wenn sich beim Reiseablauf nichts geändert hat, meine Gutmütigkeit gegenüber dem Reisebüro hat sich geändert, denn auch hier muss man quasi „nebenbei“ noch aufpassen wie ein Schießhund. Ganz so wie während der Reise selbst. Es droht latent Gefahr durch Busfahrer und Passanten...
„Hier lies mal, das hat mir der Vater von ….. gestern Abend geschickt. Eine Frechheit, oder?“ Die Kollegin hält meiner Gesprächspartnerin eine E-Mail unter die Nase. Im Befehlston fordert ein Vater die Lehrerin auf, eine Note zurückzunehmen. Nicht mal Höflichkeitsfloskeln sind zu finden. Es wird sich nicht mal bemüht. Hier und heute würde ich behaupten: „Ja, Lehrer brauchen Liebe.“ Und vor allem brauchen auch ein paar Eltern ein gesundes Maß an Selbstreflexion.
„Wird das bewertet, Herr Hofmann?“ Ich hasse wenige Dinge im Klassenzimmer, darunter Klassenarbeiten, die direkt in der Unterrichtsstunde vor meinem Unterricht geschrieben werden, unerträgliche Hitze im Zimmer oder fehlende Kreide. Diese Frage jedoch bringt mich regelmäßig an die Grenzen der Selbstbeherrschung, halb-rhetorisch und halb-ernst frage ich zurück: „Spielt es bei der Erledigung der Aufgabe eine Rolle für dich?“
Klar, über Schule lässt sich immer gut reden. Ein Jeder musste hier in seinem Leben ein paar Jahre verbringen. Die Erinnerungen daran sind ambivalent, so wie die Reaktionen von Eltern, deren Kinder zurzeit noch zur Schule gehen. Die meisten meinen es gut mit den Lehrern ihrer Kinder, einige wollen aber nur zu gut wissen, wie Schule funktioniert und mischen sich auf fragwürdige Art und Weise ein. Die wenigsten wollen allerdings den Job mit den „widerlichen Teenagern“ übernehmen. Doch was heißt schon widerlich?
Wenn im Lehrerzimmer die Computer und die Sitzplätze knapp werden, wenn Kollegen fluchend durch das Zimmer stapfen und in den entlegensten Winkeln nach vermissten Notenbüchern schauen, wenn Taschenrechner gefühlt dem Goldwert entsprechen und selbst 17 Uhr noch keine Nachmittagsstille eingekehrt ist, dann verdichten sich die Anzeichen, dass bald das Schul(Halb)jahr zu Ende geht. Keine Zeit im Schuljahr ist für uns Lehrer stressiger als diese. Da müssen wir nämlich mal was tun ...
„Lehrer brauchen Liebe“ titelte das evangelische Magazin Chrismon im Januar. Ist dem so? Warum denn ausgerechnet Lehrer? Sie wissen schon, das sind die hier: vormittags Recht, nachmittags Faulenzia, Ferien bis das Badehandtuch stinkt und ein Arbeitszimmer voller Ordner: Hurra, ich unterrichte morgen zum 135. Mal dieselbe Stunde. Die brauchen mehr Liebe? D i e? Ach, ich weiß nicht. Weniger Vorurteile wären schon gut. Mich muss keiner lieben, aber ich will mich auch nicht für meinen Beruf und dessen Vorzüge rechtfertigen müssen. Es kann ja immerhin jeder Lehrer werden. Und was bedeutet schon Vorzüge? Ich gehe gar nicht so gern baden.
Das Projekt „LZ TV“ (LZ Television) der LZ Medien GmbH wird gefördert durch die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
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