Anne im Wunderland. Zwei Jahre nach ihrem Umstieg von der Leichtathletik in den Zweierbob rast Anne Lobenstein stets neuen Erfahrungen entgegen. Mit ihrer Steuerfrau Mariama Jamanka errang sie im Dezember überraschend den ersten Europacup-Sieg. Ende letzter Woche ging das Oberhofer Duo nun zum ersten Mal gemeinsam in einem Weltcup an den Start. Mit einem siebenten Platz darf diese Premiere durchaus als gelungen betrachtet werden.
Zwei Olympische Winterspiele – 1936 und 1980 – wurden bereits in Lake Placid (USA) ausgetragen. Nun lieferte der geschichtsträchtige Wettkampfort die ideale Kulisse für den ersten Weltcup-Auftritt von Anne Lobenstein als Bob-Anschieberin. In einem Teilnehmerfeld von neun Schlitten landete der gelbe Pfeil der beiden Weltcup-Greenhorns auf dem 7. Platz und ließ damit zwei US-amerikanische Teams hinter sich.
“Ich war super aufgeregt und das schon zum Abschlusstraining. Da haben meine Hände gezittert”, verriet Lobenstein der L-IZ. “Ich hätte nie gedacht, dass ich es bis dahin schaffe, mal einen Weltcup fahren zu dürfen”, war die 20-Jährige immer noch hin und weg von ihrem freitäglichen Wettkampfeinsatz. Immerhin war es maßgeblich ihr Verdienst, dass der Bob in beiden Läufen am Start die fünftbeste Anschubzeit auf die Tafel brachte.
Danach nahm nicht nur das Wettkampfgerät, sondern auch das Adrenalin Fahrt auf. “Zu der Bahn kann ich sagen: Sie ist einfach nur verrückt!”, schwärmt Lobenstein. “So etwas gibt es meiner Erfahrung nach in Europa nicht. Die Kurven wechseln sehr schnell, und die Kurve 14 ist eine Compression. Da fühlt es sich an, als würde man kurzzeitig mit dem Bob fliegen”.
Dieses Flug-Feeling dürfte die einstige Kugelstoßerin und Diskuswerferin der SG Motor Gohlis-Nord (MoGoNo) auch auf ihrer nächsten Wettkampfstation verspüren. Am 21. Januar geht es für sie und Jamanka in der Eisrinne von Whistler (Kanada) weiter. Auf der als Hochgeschwindigkeitsstrecke bekannten Anlage steht der Temporekord – gehalten vom österreichischen Rennrodler Manuel Pfister – bei 154 Kilometer pro Stunde. Das ist die höchste je gemessene Geschwindigkeit eines Rennrodlers.
Auch zwei Leipziger sind mit dieser Anlage bereits in Verbindung zu bringen. Da wäre zum einen der Architekt Udo Gurgel. Er war es, der die Bahn entworfen hat, die von 2004 bis 2006 erbaut wurde. Immerhin sieben (!) olympische Bob- und Rodelbahnen gehen auf das Konto des heute 77-jährigen Leipzigers.
Und zum anderen ist da Romy Logsch. Genau wie Anne Lobenstein war sie vor ihrer Bob-Karriere eine erfolgreiche Werferin (beim LAZ Leipzig) und wechselte dann als Anschieberin ins Bob-Metier. Bei den Olympischen Winterspielen 2010 ging sie in Whistler an den Start – und musste leider schlechte Erfahrungen sammeln.
Im Finallauf geriet ihr Bob außer Kontrolle, wobei sie aus dem Fahrzeug geschleudert wurde. Mit um die 140 km/h rutschte sie über das Eis und zog sich dabei Verbrennungen an der Schulter und eine Fraktur im Sprunggelenk zu. Zum Glück passierte ihr nicht noch Schlimmeres.
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