Für viele Expert*innen zählt der VfL Bochum zu den großen Abstiegskandidaten in der neuen Bundesliga-Saison der Männer. Das Pokalaus in der ersten Runde scheint diese Vermutung zu bestätigen. RB Leipzig hatte mit diesem Gegner am ersten Bundesliga-Spieltag dennoch viel Mühe. Am Ende siegten die Rasenballer knapp mit 1:0. Es war der erste Auftaktsieg seit 2020.

Ausgangslage: Nur ein einziger Bundesligist hat die 1. Runde des DFB-Pokals am vergangenen Wochenende nicht überstanden: ausgerechnet der VfL Bochum, der erste Gegner von RB Leipzig in der neuen Bundesliga-Saison.

Ganz überraschend war das nicht, schließlich hatten die Westfalen mit Zweitliga-Aufsteiger Jahn Regensburg eine der schwierigsten Aufgaben erhalten. Für Bochum war es das erste Pflichtspiel der Saison; Regensburg durfte sich in zwei Zweitliga-Partien bereits etwas in Schwung bringen.

Die Geschichte der Rasenballer lehrt aber, dass aus dieser Pleite nicht zwangsläufig irgendwelche Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit von Bochum folgen. In der Saison 2016/17 war RBL als (erstmaliger) Bundesligist ebenfalls in der ersten Pokalrunde bei einem Zweitliga-Aufsteiger rausgeflogen (Dynamo Dresden). Bekanntermaßen folgte eine phänomenale Bundesliga-Saison, in der RBL nach dem 13. Spieltag ungeschlagen von der Tabellenspitze grüßte.

Ähnliches ist vom VfL zugegebenermaßen nicht zu erwarten. Die drei wohl besten Spieler der Vorsaison sind nicht mehr dabei: Kevin Stöger wechselte zu Gladbach, Keven Schlotterbeck war nur ausgeliehen und Ex-Torwart Manuel Riemann verklagt den Verein gerade, weil er dauerhaft aus dem Training der Profi-Mannschaft ausgeschlossen wurde.

Rasenballsport Leipzig hingegen muss nur einen namhaften Abgang verkraften: Dani Olmo spielt nun in seinem Heimatland beim FC Barcelona. Trotz seiner Qualität war er in Leipzig keine absolute Stütze. Verletzungsbedingt kam er in der vergangenen Saison nur zu 21 von 34 möglichen Einsätzen in der Bundesliga; davon 17 in der Startelf. Etwas überraschend steht Xavi Simons, bester RBL-Spieler der Vorsaison, ein weiteres Jahr zur Verfügung.

RB Leipzig besiegt den VfL Bochum mit 1:0. Foto: René Loch

Aufstellungen: RBL-Trainer Marco Rose verzichtete auf Überraschungen; sein Kollege Peter Zeidler musste vor allem in der Abwehr einige Ausfälle kompensieren. Das führte unter anderem dazu, dass Innenverteidiger Jakov Medic, erst vier Tage vorher von Ajax Amsterdam ausgeliehen, direkt in der Startaufstellung landete.

Leipzig: Gulacsi – Simakan (55. Henrichs), Orban, Lukeba, Raum – Seiwald (55. Nusa), Kampl – Haidara (75. Klostermann), Xavi – Openda (86. Baumgartner), Sesko (75. Poulsen)

Bochum: Drewes – Passlack, Medic (86. Oermann), Masovic, Wittek – Losilla (71. Pannewig), Sissoko, Bero – Daschner (63. Boadu) – Hofmann (71. Balde), Broschinski (86. Bamba)

1. Halbzeit: Viel Ballbesitz, wenig Gefahr – so sah das Spiel der Rasenballer in den ersten 30 Minuten aus. Das lag aber auch daran, dass schon nach 23 Minuten zwei Bochumer verwarnt waren, weil sie potenziell gefährliche Konter der Leipziger mit taktischen Fouls gestoppt hatten. Zudem wurde ein Tor von Openda in der 12. Minute wegen Abseits aberkannt.

Gefährlich wurde es in der 30. Minute, als ein Ballverlust von Gulacsi fast zum Gegentor führte. Der direkte Konter war ebenfalls nicht ungefährlich. Kurz vor der Pause hatte RBL eine doppelte Kopfballchance.

2. Halbzeit: Beide Mannschaften ließen weiterhin keine großen Chancen zu. Entscheidend für den Ausgang des Spiels war die Einwechslung von Zugang Nusa in der 55. Minute, denn nur vier Minuten später kam es zu einem kleinen Durcheinander im VfL-Strafraum, das der Eingewechselte mit einem trockenen Flachschuss aus 16 Metern zur Führung ausnutzte.

Kurz vor Schluss traf RBL-Kapitän Orban eine Entscheidung, die seinem Team möglicherweise den Sieg sicherte. Zwar flog der bis dahin vielleicht beste Spieler mit Rot vom Platz, doch verhinderte seine Notbremse möglicherweise den späten Ausgleich. In den verbleibenden zehn Minuten verteidigte Leipzig kompakt und souverän im 4-4-1 mit Poulsen als einziger Spitze.

Besonderes: Aus Protest gegen Stadionverbote und weitere Maßnahmen gegen die aktive Fanszene boykottierten etwa 200 Personen die ersten zehn Minuten. In dieser Zeit fehlte es weitgehend an Unterstützung fürs Heimteam. Zudem waren im Fanblock mehrere Spruchbänder zu sehen, die unter anderem dazu aufriefen, bei der Landtagswahl rechten Parteien kein Kreuz zu geben.

Stimmen: Marco Rose lobte, dass sein Team „gut und fleißig“ verteidigt habe, mit dem Ball aber „zu umständlich“ gewesen sei. Angesprochen auf den Konflikt zwischen Fanszene und Vereinsführung sagte er, dass er dabei gerne vermitteln würde. Bochum-Trainer Zeidler war erfreut, dass es seiner Mannschaft gelungen sei, gegen ein Team wie RBL drei Großchancen herauszuspielen.

Ausblick: Auf Leipzig wartet gleich im ersten Auswärtsspiel der ultimative Härtetest: Meister Bayer Leverkusen, der auch in die neue Saison mit einem Siegtor in allerletzter Minute gestartet ist. Im nächsten Heimspiel in zwei Wochen ist Union Berlin zu Gast.

Statistik:

Tore: 1:0 Nusa (59.)

Gelbe Karten: Xavi / Bero, Wittek, Sissoko

Rote Karte: Orban

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