Nach acht Jahren hat Leutzsch wieder Probstheida in einem Leipziger Derby bezwungen. Und wie vor acht Jahren traf Daniel Heinze zum 2:0 (1:0)-Endstand. Die Führung für den Außenseiter erzielte nach 29 Minuten Florian Schmidt. Vor 4.500 Zuschauern war die BSG Chemie die aggressivere Mannschaft, die mit Leidenschaft den Vorsprung erzwang und verteidigte. Lok-Torhüter Wenzel rettete dreimal in Eins-gegen-Eins-Duellen. Lok verlor im 11. Saisonspiel erstmals – verdient.
„Irgendwann waren wir einmal dran“, sagte Torschütze Daniel Heinze im MDR Fernsehen und nie hatte Chemie in den letzten Leipziger Derbys den Sieg mehr verdient als heute. Tomas Petracek und Max Keßler hätten das Ergebnis teils schon in der ersten Halbzeit in die Höhe schrauben müssen. Die erste Halbzeit ging klar an die Gastgeber, die erstmals im 4:4:2 auftraten und einen kompakten Riegel um das eigene Tor aufbauten.
Lok agierte im gewohnten System, aber ohne den Grad an Leidenschaft wie die Woche zuvor gegen Wacker Nordhausen (4:3). Stattdessen klappte im Spielaufbau wenig, Chemie erkämpfte sich viele Bälle, und im Gegensatz zu den vorigen Duellen hatte das Team von Miroslav Jagatic einen Offensivplan, der aufging. Schon nach vier Minuten hob Chemie-Kapitän Stefan Karau den Ball an die Latte, kurz vor der Führung der Hausherren rutschte seine Eingabe von links durch den gesamten Strafraum.
Die Führung erzielte letztlich Florian Schmidt nach 29 Minuten. Burys Schuss aus zehn Metern boxte Wenzel zur Seite, Schmidt drückte das Leder über die Linie. Kurz vor der Pause hatte Tommy Kind sogar noch die Chance auf das zweite Tor. Frei vor Wenzel parierte der Keeper mit dem Fuß. Lok versuchte es auf bekannt schwerem Boden vorwiegend mit hohen Bällen, die Wajer, Benjamin Schmidt oder Karau allesamt verteidigten.
Erst nach dem Rückstand agierte Lok mit Flachpass-Aktionen, die allerdings genauso wie in der zweiten Halbzeit immer wieder wegen Ungenauigkeiten keinen durchschlagenden Erfolg hatten. Mal startete der entgegenkommende Spieler zu spät, mal war der Pass zu schwach, mal zu scharf, mal zu ungenau. Im Kopf war Chemie dem 1. FCL schon vor der Führung ein Stück voraus. Die Leutzscher spielten ohne Hemmungen und brachten die von Jagatic geforderte Leidenschaft mit.
Joppe und Surma wechselten wie so oft schon zur Pause. Aykut Soyak musste für Stephane Mvibudulu Platz machen. Der Deutsch-Kongolese konnte die beste Lok-Chance des Spiels verbuchen. Seinen Abschluss unter Bedrängnis nach guter Vorarbeit von Steinborn parierte Benjamin Bellot aus kurzer Distanz. Ansonsten agierte Lok zwar druckvoller, aber weiterhin viel zu ungenau.
Dazu waren die Standards der Gäste allesamt harmlos und vorwiegend sichere Beute von Bellot und den kopfballstarken Verteidigern der Hausherren. Als Daniel Heinze aus 18 Metern mit links sehenswert in den Winkel traf, waren die Messen gesungen. Lok kreierte in den verbliebenen zwölf Minuten keine weitere Chance mehr und Chemies Keßler konnte den Ball in der Schlussminute freistehend nicht an Wenzel vorbeibringen.
„Wir haben absolut verdient verloren“, konstatierte Lok-Kapitän Robert Zickert. „Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen.“ Für Chemie-Trainer Jagatic war das Mehr an Leidenschaft und die System-Überraschung ausschlaggebend. „Wir wussten um Loks offensive Stärke. Sie stehen nicht zu Unrecht da oben. Wir haben den Sieg allerdings heute erzwungen – auch mit spielerischen Akzenten – und uns Torchancen herausgearbeitet“, sagten beide im MDR. Sein Kollege Björn Joppe war bedient. „Heute hatten wir die Scheiße am Fuß, es hat nichts funktioniert.“
Beide Trainer haben nun eine Woche Vorbereitungszeit auf die nächste Runde im Landespokal. Lok spielt am Samstag beim VfB Auerbach, Chemie muss am Sonntag zum Landesligisten Budissa Bautzen.
BSG Chemie Leipzig vs. 1. FC Lok Leipzig: Leutzscher Fanmarsch zum Derby + Video
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