Noch im September stritten Stadt und Schönau einen Abschied des BSV vom Sportplatz am Cottaweg ab, nun nimmt das Vorhaben konkrete Züge an. Wie das Sportamt am Mittwoch bestätigte, könnte der BSV Schönau seinen Sportplatz zugunsten einer Ausdehnung von RB verlassen und sich den Platz der SpVgg an der Demmeringstraße zukünftig teilen. Der Platzhirsch plant Investitionen in Millionenhöhe. Im Gegensatz zu bisherigen Vorgängen ist allerdings keine Fusion geplant.

Es begann mit der E-Mail eines besorgten Vaters und einem Dementi des Vorstands des BSV. „Das sind Legida-Parolen“, tönte BSV-Präsident Norbert Besser im September, als L-IZ.de nach dem Stand der Dinge beim eigenen Sportplatz nachfragte. Seinerseits hieß es, der BSV würde seinen Pachtvertrag nicht vorzeitig zugunsten von RB Leipzig verlassen, Vereinsmitglieder hatten anderes gehört. Auch die Stadt hatte offiziell keine Kenntnis von diesem Vorhaben. Doch nun werden die Pläne konkret.

„Es gibt vom Vorstand des Pächters Karl-Enders-Sportpark, Spielvereinigung 1899 Leipzig e.V., die grundsätzliche Anfrage an das Sportamt, ob es denkbar wäre, dass die Spielvereinigung 1899 Leipzig e.V. den BSV Schönau bei dessen (vorzeitiger) Absiedlung vom Cottaweg in den Karl-Enders-Sportpark aufnehmen kann, da die Anlage nach Selbsteinschätzung des Pächters und auch des Sportamtes Nutzungsreserven hat“, so die Leiterin des Sportamts, Kerstin Kirmes, am Mittwoch gegenüber L-IZ.de.

Den Sportplatz des BSV übernähme dann RB Leipzig, um sein Gelände weiter auszudehnen. Das war ohnehin nach Ablauf des Pachtvertrags für 2025 geplant. Nun soll RB dem BSV Geld geboten haben, um den Pachtvertrag vorzeitig zu verlassen. Von 500.000 Euro ist die Rede.

Um das Vorhaben des Bundesligisten zu unterstützen ist die Stadt bereit, auch bestehende bisherige Grundsätze abzuändern. Bisher galt der Grundsatz, dass mehrere Vereine sich nicht ein Gelände teilen dürfen. Dies ging beispielsweise im Mariannenpark zwischen Wacker und INTER Leipzig deutlich schief (L-IZ.de berichtete mehrmals), der FC United musste mit dem VfK Blau-Weiß fusionieren, um dessen Sportanlagen zu nutzen.

Eine Fusion von BSV und SpVgg schließen diese jedoch aus. „Obgleich eine Fusion beider Vereine und die Nutzung des Karl-Enders-Sportparks – dann unter einem Vereinsdach – die effektivste und am besten planbare Variante für alle Beteiligten darstellen würde und nach Sportförderrichtlinie eine ‚Hochzeit‘ auch bezuschussbar wäre, hat das Sportamt die Möglichkeit einer Anlagenteilung in Aussicht gestellt – im allbekannten Wissen darum, dass der Pachtvertrag mit BSV Schönau am Cottaweg ausläuft“, so Kirmes.

Die Stadt hat allerdings klare Bedingungen formuliert. Beide Mitgliederversammlungen müssen als höchste Organe zustimmen, medientechnisch muss der Platz „entflechtet“ werden, „damit Kostenverursachungen eindeutig zuordnenbar werden können über separate Versorgungsverträge“, die Schulsportanlagen sollen erhalten beziehungsweise neu gebaut werden und jeder Verein soll seinen eigenen Zugang erhalten. Die mediale Entflechtung, der Erhalt und Neubau der Schulsportanlagen und die separaten Eingänge sind Teil eines investiven Förderantrags der Spielvereinigung.

Der Stadt liegen allerdings keine „konkretisierenden Planungen, angedachte Abläufe, Finanzierungskulissen oder Angabe zu Eigenanteilen vor“. Die Summe allerdings ist bekannt: 4,6 Millionen sollen in das Gelände gesteckt werden. Wie behauptet wird, soll dabei das Hauptfeld an der Demmeringstraße um 90 Grad gedreht und das seit 1912 existierende Vereinsheim abgerissen werden.

Doch erzählt wird derzeit viel. So soll die Mitgliederversammlung des BSV Schönau kurzfristig vom Präsidium unter dem Vorwand eines Wasserrohrbruchs abgesagt worden sein, weil absehbar war, dass zahlreiche Mitglieder gegen den Umzug und den vorzeitigen Abschied vom Cottaweg stimmen würden. Zwischen Demmeringstraße und Cottaweg liegen drei Kilometer. Der Platzbesitzer SpVgg fordert eine zügige Entscheidung und droht ansonsten das Vorhaben allein umzusetzen. Gegenüber L-IZ.de wollte sich der Vereinsvorstand jedoch nicht äußern.

Fakt ist hingegen: Auch die Faustballer des SC DHfK werden für einen befristeten Zeitraum eine Trainingsfläche an der Demmeringstraße erhalten. Dies teilte die Stadt ebenfalls mit.

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