Der 1. FC Lok bleibt weiterhin sieglos beim ZFC Meuselwitz. Am 1. Advent trennten sich beide Mannschaften leistungsgerecht mit 0:0. Für Leipzig scheiterten Pfeffer, Steinborn und Berger aussichtsreich an Pachulski, Kirsten entschärfte Versuche von Yajima und Giannitsanis. Fragwürdige Unterhaltung boten Meuselwitzer Fans auf der Heimtribüne.
1.080 Zuschauer waren bei Nieselregen ins Stadion auf der Glaserkuppe gekommen, um das Duell zu sehen. Für eine große Gruppe Meuselwitzer Zuschauer im gesetzteren Alter war das allerdings schon entschieden, bevor es begonnen hatte. „Der Schiri kommt aus Halle, na dann ist ja alles klar. Da drüben ist ja die HFC-Fahne, die machen gemeinsame Sache mit Lok.“ Gemeint war eine Fahne des Halleschen FC im Gästebereich, die die Fanfreundschaft zwischen Teilen der Leipziger und Hallenser Fanszene dokumentierte.
Dass Schiedsrichter Johannes Schipke nur in Halle wohnt, aber für Eintracht Loitsche-Zielitz (nördlich von Magdeburg) pfeift, wussten die Rentner nicht. Wohl aber, dass eine Szene nach zwanzig Minuten „ein klarer Elfmeter war“. Bis Mitte der zweiten Halbzeit echauffierten sich die Fans lautstark. Dem MDR war der Zweikampf zwischen Malone und Giannitsanis nicht mal eine Erwähnung in der Zusammenfassung wert. Wann immer Schipke in der Nähe der Tribüne war – oder auch nicht – musste er sich etwas anhören, wurde als „Lok-Schlampe“ und als „Ratte“ bezeichnet.
Im Prinzip zeterten die Fans unter dem Dach die gesamte Zeit. Nach einem harten Foul an Sascha Pfeffer höhnten sie: „Da muss du zum Schach gehen!“, als Meuselwitz’ Giannitsanis von Urban „weggefahren“ wurde, war die Rote Karte das Mindeste. „So ein Dreckschwein“. Auch Schiedsrichter-Assistent Frank Hildebrandt musste sich einiges anhören, weil er Matthias Steinborns Zupfen gegen Innenverteidiger Raithel nicht adhoc mit Gelb ahnden ließ.
Auf dem Platz sorgten Raithel, Pierre Le Beau und Fabian Stenzel dafür, dass der 27-jährige Schipke auch wirklich mitbekommt, dass er nach Meuselwitzer Lesart einen „Dreck zusammenpfeift“. Übrigens: Dass der eigene Trainer, Heiko Weber, in Leipzig wohnt, hatte keiner auf der Tribüne in die Verschwörungstheorie aufgenommen.
„Haben die ein Mehl“
Aber nicht nur mit der Klappe, auch nach Chancen lagen die Gastgeber zunächst vorn. Dartsch verpasste nach Ecke freistehend die Führung und überköpfte wenig später auch Kirsten, Zickert klärte den Ball fünf Meter vor der Linie. „Haben die ein Mehl“, jammerte die Gruppe. Auf der Gegenseite parierte Pachulski einen Pfeffer-Kopfball und einen schwierigen Drehschuss von Steinborn sehenswert. Lok hatte bis zur Pause nach Chancen ausgeglichen.
Die große, aber auch fragwürdige Unterhaltung kam von den Zuschauern. Diese schienen sich allerdings in der Halbzeit beruhigt zu haben. Auch, weil auf dem Platz 15 Minuten wenig bis nichts passierte. Das lag vor allem daran, dass sich die Spielanlagen beider Teams bis aufs Pressing ähnelten. Störte Lok den Gegner noch in dessen Hälfte beim Spielaufbau, zog sich Meuselwitz bis in die eigene Hälfte zurück, wenn Lok das Spiel machte. Beide setzten auf saubere Balleroberung und schnelles Umschalten. Wann immer das möglich war, wurde es spannend.
Und weil das beide Teams voneinander wussten, investierten sie viel Kraft in die Zurückeroberung des Balles nach Ballverlust. Der Kräfteverschleiß beider ermöglichte dann ein offeneres Spiel ab der 75. Minute. Da hatte ein älterer Herr nach einem Foul an Lok-Innenverteidiger David Urban bereits bedauert: „Schade, dass die Abdeckerei schon zugemacht hat.“
„Ihr Homos werdet nie in Meuselwitz gewinnen!“
Das fußballerische Niveau der Partie zog gegen Ende noch einmal an – das auf der Tribüne ließ dagegen nach. Kirsten parierte einen tollen Aufsetzer von Giannitsanis ebenso sehenswert, stürmte auch dem durchstartenden Yajima mutig entgegen. Auf der Gegenseite parierte Pachulski gegen Berger. Auf der Tribüne hörte Lok-Präsident Thomas Löwe schon die dystopische Zukunft: „In 14 Tagen sind die eh wieder pleite.“
Als dann der eingewechselte Meuselwitzer Stürmer Hajrulla nach einer Tätlichkeit von Schipke des Feldes verwiesen wurde, witterte einer auf der Tribüne: „Jetzt geht die Schieberei los. Ohne können sie es nicht.“ Die Entscheidung war hart, zumal auch Urban mit Gelb gut bedient war.
Der Platzverweise nützte Lok bei der Meuselwitzer Spielanlage und dem Spielstand gar nichts. Nachdem Sindik in der letzten Minute der Nachspielzeit einen Freistoß über das Tor schoss, verabschiedete ein Mit-Fünfziger die Lok-Mannschaft mit den Worten: „Ihr Homos werdet nie in Meuselwitz gewinnen!“ Johannes Schipke aus Halle beendete das achte Lok-Spiel unter seiner Leitung. Nur zwei davon konnte Lok gewinnen.
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