Was für ein emotionaler Auswärtssieg: Oberligist 1. FC Lok siegte beim Angstgegner VfL Halle 96 verdient mit 2:0 (0:0) und darf als Tabellen-Dritter weiter von der Aufstiegsrelegation träumen. Dabei war es vor 1.050 Zuschauer im „HWG-Stadion“ (darunter knapp 800 mitgereiste Leipziger) lange eine Zitterpartie.
Da hielt es auch den Sport-Geschäftsführer Mario Basler nicht mehr auf der Tribüne. Doch Mittelfeldmann Andy Wendschuch (78.) und mit dem Schlusspfiff Djamal Ziane (90.+2) ließen die Spieler mit den Fans feiern, als wäre die Regionalliga-Rückkehr schon geglückt.
Bedingung 1 wurde schon einmal erfüllt: In der 3. Liga gelang Hansa Rostock (1:2 bei Dynamo Dresden) dank des Sieges von Rot-Weiß Erfurt der Klassenerhalt. Bedingung 2 wird schon schwieriger – Regionalliga-Meister 1. FC Magdeburg muss nächste Woche die Relegation gegen die bärenstarken Kickers aus Offenbach gewinnen.
Und „nebenbei“ müssen die Blau-Gelben noch ihre restlichen Spiele gewinnen. Kapitän Markus Krug gibt zu: „Selbst ich drücke nun Magdeburg die Daumen. Wir glauben an uns, aber jetzt müssen wir halt auch in die anderen Ligen schauen.“ Dabei begann der Samstag-Nachmittag sehr zäh.
Lok-Coach Heiko Scholz ließ die Erfolgself vom Jena-Spiel aus der Vorwoche ran. Der Gastgeber konzentrierte sich, bedingt durch zahlreiche Verletzungen (auf der Bank saßen nur zwei Nachwuchskicker und der Ersatztorhüter), vollständig auf die Defensive. Obwohl Kapitän Krug schon nach sechs Minuten aus 16 Metern drüber zielte, taten sich die Leipziger schwer beim Spielaufbau.
Zwei Lok-Treffer aberkannt
Stattdessen hatte Halle sogar die dicken Chancen: Mehanovic bedient den gefährlichen Ströhl, aber Lok-Keeper Latendresse-Levesque rettete aus 12 Metern (21.). Auf der Gegenseite köpfte Krug nach einer Ecke aus 9 Metern zwar ins VfL-Tor, doch Schiri Jan Kanzler (Eisenach) entschied auf Foulspiel. Krug verwundert: „Ich habe meinen Gegenspieler nicht mal berührt, klares Tor.“
Stattdessen wieder Halle, aber Ströhl traf aus 7 Metern nur den linken Pfosten (26.). Nur 120 Sekunden zappelte das Leder erneut im VfL-Kasten: Doch diesmal entschied das Schiri-Gespann auf Handspiel von Ziane. Dann war es aber vorbei mit der „Lok-Herrlichkeit“.
In Durchgang zwei schaltete Lok im Aufbauspiel einen Gang höher und sofort gab´s dickste Chancen. Erst verzieht Mittelfeldmann Ramon Hofmann aus 10 Metern nur knapp (55.), dann bekommt Krug die Chance, sich in seiner Heimatstadt „unsterblich“ zu machen. Doch nach Murakami-Freistoß rettete VfL-Keeper Georg Melzer gegen den Schuss des völlig freistehenden Lok-Kapitäns aus 7 Metern. Die Zitterpartie begann. Mittlerweile wusste jeder im HWG-Stadion, dass Konkurrent Markranstädt souverän gegen Schott Jena (6:1 Endstand) führte.
Scholz brachte nach Brusch auch noch Nachwuchshoffnung Marijo Kresic für die Offensive. Mehr ging nicht mehr – und es war fast zum Verzweifeln. Der glücklose Marzullo zog eine Flanke flach Richtung linken Pfosten. Dort taucht Brusch freistehend auf und jagt das Leder aus 6 Metern in die Wolken (73.). 120 Sekunden später wird es noch verrückter: Wühler Djamal Ziane setzt sich klasse im Strafraum durch, bekommt die Kugel an Keeper Georg Melzer vorbei. Doch auf der Torlinie (!) wird ihm der Ball noch vom Fuß gegrätscht. Nicht zu fassen.
Doch dann wird Ziane im Strafraum von Keeper Melzer gefoult – Elfmeter (77.). Doch Marzullo versagten wie in Bernburg die Nerven. Sein Elfer (flach, rechtes Eck) fischte Melzer weg. Aber – wie in Bernburg – jagt ein anderer Lok-Spieler den herausspringenden Ball doch in die Maschen – Wendschuch traf aus 12 Metern zum umjubelten 1:0. Was für eine Erleichterung.
Lok-Keeper rettet den knappen Vorsprung
Zu diesem Zeitpunkt spielte Halle übrigens bereits mit Ersatzkeeper (!!) Christian Bienko als neue Sturmspitze. Und beinah hätte der VfL das Spiel auf dem Kopf gestellt, aber Latendresse-Levesque lenkte den Mehanovic-Schuss (86.) noch zur Ecke. Die Entscheidung in der Nachspielzeit: Nach einem Konter verlädt Ziane den Schlussmann und trifft aus 8 Metern ins rechte Eck zum 2:0-Endstand.
Torschütze Andy Wendschuch erleichtert: „Einfach geht halt bei uns nicht. Wir haben heute toll gekämpft und uns den Sieg verdient.“ Noch stehen zwei Punktspiele an – und eventuell zwei Relegationsspiele. Aber ob noch ein Platz in der Regionalliga Nordost frei wird, entscheidet sich nächste Woche zwischen Magdeburg und Offenbach. Die Zitterpartie geht weiter.
Die Statistik zum Spiel
VfL Halle 96 vs. 1. FC Lok Leipzig 0:2 (0:0)
NOFV-Oberliga Süd, 28. Spieltag
VfL Halle 96: Melzer – Odovic (ab 79. Stoye), Groh (ab 89. Ebersbach), Bury, Griebsch, Wehlert, Mehanovic, von der Weth, Neigenfink, Brenner – Ströhl (ab 65. Bienko).
1. FC Lok Leipzig: Latendresse-Levesque – Dräger, Krug, Surma, Böhne (ab 40. Trojandt) – Watahiki, Murakami (ab 65. Brusch), Wendschuch, Hofmann (ab 71. Kresic) – Ziane, Marzullo.
Tore: 0:1 Wendschuch (78.), 0:2 Ziane (90.+2). Gelbe Karten: Melzer (77.), Bury (89.) – Ziane (28.), Dräger (33.). HWG-Stadion: 1.050 Zuschauer.
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