Alexander Zorniger war nach dem 3:0 (1:0) bei 1860 München gut gelaunt. "Der Sieg war verdient", lautete das Resümee des Fußball-Lehrers. Mit vier Punkten setzen sich die Leipziger zumindest für die nächsten zwei Wochen im oberen Tabellendrittel fest. Zu Recht. Denn in München ließ das Team erahnen, welch großes Potenzial in ihm steckt.
Sogar Löwen-Coach Ricardo Moniz zollte den Leipzigern Respekt. “Für uns ist das sehr peinlich nach der letzten Woche.” Schon am Montag verloren die Münchener mit 2:3 beim 1. FC Kaiserslautern. Trotz Überzahl ab der 20. Minute. Trotz zwei Toren Vorsprung zur Halbzeit. Erste Konsequenz: Die Stars Gabor Kiraly, Vitus Eichner, Daniel Adlung, Yannick Stark und Julian Weigl trainieren vorerst mit der U21.
Nach zwei Spielen ist die Tabelle kaum aussagekräftiger als ein Blick auf den Kaffeesatz. Allerdings traten die Leipziger in der bayrischen Metropole bereits wie ein Spitzenteam auf. Die Münchener Löwen taten sich schwer, auf das forsche Gegenpressing der Gäste eine Antwort zu finden. Kaum war ein Weiß-Blauer in Ballbesitz, hatte er zwei bis drei Rasenballer um sich geschart.
Bei den Einwechslungen bewies Zorniger ein glückliches Händchen. Matthias Morys kam. Matthias Morys traf. Dennis Thomalla kam. Dennis Thomalla traf. Dass die Rasenballer mit Yussuf Poulsen und Joshua Kimmich zwei quirlige Kicker in ihren Reihen haben, die beide das Zeug haben, bald zu den Großen der Branche zu zählen, weiß seit gestern Nachmittag halb Fußball-Deutschland.
Die Mär, die Leipziger würden nur Klatschpappen-Publikum anziehen, sollte sich nun ebenfalls in Luft auflösen. Fast 2.000 RB-Anhänger feuerten frenetisch ihre Mannschaft an und übertönten in der TV-Übertragung stellenweise die Münchener Ultras. Sportdirektor Ralf Rangnick ließ es sich nicht nehmen, das erste Zweitliga-Auswärtsspiel der Club-Historie streckenweise aus dem Fanblock zu verfolgen.
Coach Zorniger fand bei der Pressekonferenz auch kritische Worte. “Die Spielfortsetzung (nach Balleroberung/Anm. Red.) war nicht immer so, wie ich mir das vorstelle.” Enttäuschend war erneut die Leistung von Daniel Frahn. Der Angreifer vergab früh einen Elfmeter, setzte sich anschließend kaum in Szene. Nach nur 64 Minuten war für den Torjäger der letzten beiden Spielzeiten das München-Abenteuer beendet. Was die Auswechslung bedeutet, weiß der 27-Jährige selbst am Besten.
Mit Morys und Thomalla sorgten ausgerechnet zwei Reservisten für die Spielentscheidung. Beide dürfen von sich behaupten, ein Zweitliga-Tor geschossen zu haben. Smail Prevljak lockerte das festgefahrene Spiel gegen Aalen in der Schlussphase nochmal etwas auf, zählte gestern allerdings nicht einmal zum Kader. Mit Federico Palacios stünde Zorniger eine weitere Alternative zur Verfügung.
Spätestens wenn WM-Fahrer Ante Rebic seinen Trainingsrückstand aufgeholt hat, wird RB-Kapitän Frahn um seinen Stammplatz kämpfen müssen. Und wenn Terrence Boyd Mitte Oktober seine Verletzung auskuriert hat, bewerben sich Woche für Woche, Training für Training, bis zu acht gelernte Stürmer um die zwei bis drei Plätze im Angriff. Zorniger hat die Qual der Wahl.
Am Sonntag spielt RB Leipzig im DFB-Pokal gegen den SC Paderborn (Anstoß: 18:30 Uhr). Bei dem Bundesligisten steht ein gewisser Stefan Kutschke unter Vertrag.
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