Am Samstag, 10. Mai 2014 soll im Alfred-Kunze-Sportpark die große Jubiläums-Sause stattfinden. Die BSG Chemie Leipzig feiert das 50. Jubiläum der DDR-Meisterschaft 1964. Die Erste spielt um 15 Uhr gegen Delitzsch. Rund ums Spiel ist ein kostenloses Rahmenprogramm geplant. Höhepunkt: Ein Gig der Kult-Band "City". Allerdings ist die Fete akut gefährdet. Schuld ist die Pleite der SG Sachsen.

Der Vorstand der SG Sachsen kündigte am Sonntag an, beim Amtsgericht Leipzig einen Insolvenzantrag stellen zu wollen. Zu den Gläubigern zählen nach Informationen von L-IZ.de die Stadtwerke. Da der Club Rechnungen nicht getilgt hat, fließt im Sportpark zurzeit kein Strom.

Die BSG Chemie ist zwar liquide. Aber nur Untermieterin des Stadions. Für die Zahlungen an die Versorger ist laut Mietvertrag die SG Sachsen verantwortlich. “Wir sind von der Außenwelt abgeschnitten”, klagt BSG-Vorstand Henry Aulich am Dienstag-Abend. Eines steht fest: Ohne Strom kein Konzert. Das Sportamt wird in der brisanten Angelegenheit wohl zwischen den Vereinen und den Versorgungsbetrieben vermitteln müssen.

Währenddessen wirbt die BSG Chemie auch heute weiter tapfer für ihre Jubiläumsfeier. Seit Wochen bemühe man sich Mitglieder der einstigen Meistermannschaft von 1964 am 10. Mai begrüßen zu können. “Die Deutsche Fußballmeisterschaft von 1964 für die BSG Chemie Leipzig ist in der Fußballhistorie einmalig. Die in grün-weiß auflaufende Elf hatte ihre Gegner nicht nur auf dem Feld völlig überrascht. Auch in den Büros der Sportfunktionäre der DDR war man den Chemikern nicht wohlgesonnen und hatte sich einen völlig anderen Ausgang der beschlossenen Maßnahmen erwartet”, so Dirk Skoruppa und verweist auf die damalige Situation, der heutigen wenn auch aus vollkommen anderen Gründen nicht unähnlich.
“Mit der Fusion des damaligen SC Lokomotive mit dem SC Rotation Leipzig zum Sportclub Leipzig sollten die Kräfte der Fußballstadt Leipzig gebündelt werden und eine neue Fußballmacht geschaffen werden. Die vermeintlich besten Spieler wurden `abdelegiert`, während die im Leutzscher Holz verbliebenen Spieler den spöttischen Titel `Rest von Leipzig` erhielten. Das Ende der Geschichte ist bekannt: Chemie trotzte allen Widrigkeiten, spielte beherzt und leidenschaftlich und holte als erste und einzige Betriebssportgemeinschaft die Deutsche Meisterschaft. Der gewaltige Zuschauerschnitt von 20.461 trug Kunde, wo die Sympathien der Leipziger Bevölkerung wirklich lagen: in Leipzig-Leutzsch!”

Es ist also eine wirkliche Leipziger Legende von Sportsgeist und großen Leistungen auf dem Rasen, welche da am 10. Mai gefeiert werden soll. Eingeladen seien natürlich auch alle Fans der SG Sachsen, bei der BSG sieht man hier eher die gemeinsame Traditionslinie, als die jüngsten Widersprüche rings um Untermietsvertrag und Betriebskosten. Auch der Traum eines einigen Leutzscher Fußballs ist für die BSG Chemie nicht ausgeträumt.

Dirk Skoruppa zur Gesamtlage im Leutzscher Holz: “Die Spielstätte teilen sich seit knapp 3 Jahren zwei Vereine, die sich in der Traditionslinie der `alten` Betriebssportgemeinschaft Chemie Leipzig sehen. Zudem befindet sich der Sportpark in einem wirklich schlechten Zustand – einem Zustand, dem die Fans und Mitglieder der BSG Chemie mit der Sanierung des als `Familienblock` bekannten Bereiches wenigstens teilweise entgegenwirken wollen.

Doch auch wenn die Zuschauer nicht mehr zu Zehntausenden an den Wochenenden ins Stadion gehen, die grün-weiße Fußballtradition wird fortgesetzt und die BSG Chemie Leipzig wird alles in ihrer Macht Stehende tun, dass alle Chemiker bald wieder bessere Zeiten erleben und einen gemeinsamen, starken Verein im Alfred-Kunze-Sportpark erleben können.”

Wenn die Stadtwerker die Leutzscher nicht im Stich lassen.

Nachtrag 7. Mai 2014, 19 Uhr. Die Stromversorgung ist nach Informationen der L-IZ.de vorerst bis zum 19. Mai im Alfred-Kunze-Sportpark sichergestellt.


Zur BSG Chemie im Netz

www.chemie-leipzig.de

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