Der 1. FC Lok hat eine Baustelle weniger. Am 19. Dezember einigten sich der FCL und der Berliner AK darauf, sämtliche Rechtsstreitigkeiten zu beenden. Im Oktober hatte Lok vor dem Landgericht Leipzig im Streit um die Auseinandersetzungen beim Punktspiel am 1. September einen Sieg errungen. Der BAK legte Berufung ein. Nun ist alles beendet. Aus Vernunft.
Es gab Zeiten, da wurde beim 1. FC Lok unvernünftig “losprozessiert”, da war Lok nicht auf dem Feld, sondern bei Gericht lange Zeit sieglos. Negativer Höhepunkt der gerichtlichen Eigentore: Ex-Präsident Notzon lehnte einst aufgrund einer Fehleinschätzung eine außergerichtliche Einigung mit Ex-Trainer Mike Sadlo ab, am Ende entschied das Arbeitsgericht, dass Sadlo das Vierfache von dem erhalten soll, was Notzon abgelehnt hatte.
Daran knabbert der Verein noch heute. Notzons Nachfolger wollten mit mehr Weitblick handeln und den Verein nicht sinnlos gefährden. Und legten am 19. Dezember “aus Vernunft”, wie Lok-Anwalt René Krüger gegenüber L-IZ.de erklärte (siehe unten), die Rechtsstreitigkeiten mit dem Berliner AK bei.
1. FC Lok: BAK abseits des Rasens erneut auf Konfrontationskurs
Eigentlich war alles geklärt: Am 4. Oktober hatte das Landgericht Leipzig sein Urteil…
Rassismus-Vorwürfe: Lok Leipzig siegt vor Gericht
Regionalligist Lok Leipzig hat einen Punktsieg errungen. Nicht auf dem Platz, sondern vor Gericht…
1. FC Lok – Berliner AK: Ein Video und eine Strafanzeige
Bereits in der Nacht vom 4. auf den 5. September erschien ein Video-Beitrag von “Heimspiel TV”…
Lok – BAK: Lok wehrt sich gegen Vorwürfe des Berliner AK
Drei Tage nach dem Gastspiel beim 1. FC Lok erhebt der Berliner AK Vorwürfe…
Alles hatte am 1. September im Bruno-Plache-Stadion begonnen, als sich am Führungstor und dem Verhalten der Gästedelegation ein Streit entzündete. Der BAK behauptete drei Tage später, man sei brutal angerempelt, rassistisch beleidigt und mit Bier überschüttet worden. Selbst im VIP-Raum des Vereins wäre man bedrängt worden. Zahlreiche Medien übernahmen die Vorwürfe des BAK ungeprüft.
Lok fühlte sich geschädigt und klagte auf Unterlassung dieser Behauptungen. Dem entsprach das Landgericht Leipzig am 4. Oktober weitgehend. Nur vom Vorwurf der rassistischen Beleidigungen konnte das Gericht Lok damals nicht freisprechen. “Zwar ist nicht zur Überzeugung des Gerichts bewiesen, dass es solche Beleidigungen tatsächlich gegeben hat. Es liegen jedoch konkrete Verdachtsmomente vor, da von einigen Personen an Eides statt versichert wurde, dass sie solche türkenfeindlichen Sprüche gehört haben.” Mit den Zeugenaussagen, die für den 1. FC Lok eintraten, “sind die Behauptungen damit nicht direkt zu widerlegen.”
Der BAK legte Berufung ein und wenige Tage später seine Sicht auf die Entscheidung des Gerichts dar, was wiederum ungeprüft Eingang bei diversen Online-Medien fand, die Lok anschließend haftbar machen wollte.
In einer gemeinsamen Presseerklärung vom 19. Dezember erklärten beide Verein nun nach “langen Gesprächen”, dass “Im Sinne einer gütlichen Einigung hiermit sämtliche Rechtsstreitigkeiten beendet” werden.
1. Herr Krüger, beide Vereine haben sämtliche Rechtsstreitigkeiten für beendet erklärt. Welche Verfahren waren noch offen?
Gegen das Urteil des Landgerichts Leipzig vom 4.10.2013 bei dem der 1. FC Lok weitgehend Recht zugesprochen bekommen hat, hatte der BAK Berufung beim Oberlandesgericht in Dresden eingelegt.
2. Aus welchen Gründen wurden die Streitigkeiten beigelegt? Hat Lok sein Rückgrat verloren oder einfach nur Vernunft?
Das hat viele Gründe. Zum einen wollen sich beide Parteien aufs wesentliche konzentrieren. Lok ist derzeit weit vom sportlichen Ziel entfernt und das soll erreicht werden. Zum zweiten bringt ein langjähriger Rechtsstreit keinem Verein etwas, sondern bündelt nur unnötig Kräfte. Die Gläubigerverhandlungen haben in diesem Jahr schon genug Zeit und Energie gekostet.
Ein weiterer Rechtsstreit hätte auch eine Plattform für politische Gruppen gegeben. Und zum dritten weiß niemand, wie das Berufungsgericht entscheiden wird. Von daher ist es definitiv eine Vernunftsentscheidung. Der Vereinsvorstand hat nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und trägt die Verantwortung für den Gesamtverein. Das Prozessrisiko war schlicht nicht kalkulierbar. Daher nehmen wir das erstinstanzliche Urteil lieber, bevor im Berufungsverfahren plötzlich neue Beweise auftauchen.
3. Gibt es schon konkrete Überlungen, welche Projekte unterstützt werden?
Ja, gibt es. Das NETZwerk “blau-gelb” hat kürzlich den FC United gegründet. Beide Vereine empfinden dies als genau das richtige Projekt, denn hier wird versucht, Jugendliche und Kinder mit Migrationshintergrund, die noch unbefangen an die Frage herangehen, in die Gesellschaft zu integrieren.
Nachdem es lange Gespräche zwischen beiden Vereinen gegeben hat, geben die Vertreter folgende gemeinsame Erklärung ab:
Im Sinne einer gütlichen Einigung werden hiermit sämtliche Rechtsstreitigkeiten beendet. Der 1.FC Lok Leipzig hat sich für evtl. Vorfälle entschuldigt. Die Vertreter des BAK 07 haben ebenfalls ihr Bedauern für evtl. Unannehmlichkeiten zum Ausdruck gebracht.
Beide Vereine wollen in Zukunft noch mehr gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in Stadien unternehmen. Zu diesem Zwecke, werden die Vereine ein gemeinnütziges Projekt in Leipzig gegen Ausländerfeindlichkeit und zur Förderung des Fußballsports aktiv unterstützen.
1.FC Lokomotive Leipzig e.V. / Berliner Athletik-Klub 07 e.V.
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