Sie haben das Zeug, ein Politbeben im Land auszulösen, werden auch international stark beachtet: Insgesamt etwa 4,9 Millionen Menschen in Sachsen und Thüringen sind heute jeweils zur Wahl eines neuen Landtags aufgerufen. Die rechtsextreme AfD könnte sogar zur stärksten Kraft werden, auch das populistische BSW um Sahra Wagenknecht darf auf ein starkes Abschneiden hoffen. Die Regierungsbildung in beiden Freistaaten wird wahrscheinlich schwer. Wir begleiten den Wahltag für Sie und Euch im Liveticker.

11:10 Uhr: Wahlbeteiligung in Leipzig bisher bei fast 40 Prozent

Nach Angaben der Stadt liegt die Wahlbeteiligung in Leipzig zur Landtagswahl mit Stand 10:00 Uhr bei 39,1 Prozent und damit oberhalb des Niveaus der letzten Wahlen, die zum Vergleich herangezogen sind (Landtagswahl 2019, Bundestagswahl 2021, Europawahl 2024).

Wahllokal im Süden. Foto: LZ
Am Vormittag herrschte bereits reger Zulauf: Wahllokal im Süden Leipzigs. Foto: LZ

11:00 Uhr: Wichtige Fragen zur Landtagswahl in Leipzig

Wer und was wird gewählt? Wie erreiche ich mein Wahllokal? Wann kommen erste Prognosen und Ergebnisse? Diese und noch viel mehr Fragen beantwortet die Stadt Leipzig. Ab 17:30 Uhr soll das Neue Rathaus zur offiziellen Wahlparty für Besucherinnen und Besucher öffnen. Der Zutritt erfolgt regulär über den Haupteingang.

10:00 Uhr: Ampel-Schwäche und CDU-Kanzlerambitionen – Landtagswahlen beeinflussen auch Bundespolitik

Landtagswahlen können durchaus die Stimmung im Bund spiegeln und, zumal im Vorjahr der nächsten Bundestagswahl, auch die Entscheidung über Kanzlerkandidaturen beeinflussen.

Ob CDU-Chef und Oppositionsführer Friedrich Merz (68) nach dem Chefsessel im Kanzleramt greifen will, möchte er nach eigenem Bekunden erst nach der Brandenburger Landtagswahl entscheiden, die in drei Wochen stattfindet. Seine Chance dürfte aber steigen, wenn die CDU in Sachsen und Thüringen gut abschneiden sollte, wiederum kommende Regierungen anführt.

Zu sehen ist Friedrich Merz (CDU-Bundesvorsitzender) bei einer Wahlkampfveranstaltung zur Europawahl auf dem Nikolaikirchhof Leipzig am 26. Mai 2024. Foto: Jan Kaefer
Friedrich Merz (CDU-Bundesvorsitzender) bei einer Wahlkampfveranstaltung zur Europawahl auf dem Nikolaikirchhof Leipzig am 26. Mai 2024. Foto: Jan Kaefer

So sehr man auch auf landesspezifische Umstände schauen muss: Mindestens in Teilen erklärt sich die Schwäche von Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen in Umfragen vor den Landtagswahlen sicher auch aus dem Bild, das die zerstrittene Ampel im Bund abgibt.

09:30 Uhr: Wahlen in Sachsen sind angelaufen, offenbar viele Unentschlossene

Für Sachsen deutet alles auf ein enges Rennen zwischen CDU und der vom Landesamt für Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften AfD hin. Mit letzterer möchte dem Vernehmen nach aber niemand ein Regierungsbündnis eingehen, die Grünen wiederum will Ministerpräsident Kretschmer laut eigener Aussage nach fünf Jahren Kenia-Allianz (CDU, SPD, Grüne) nicht mehr als Koalitionspartner.

Für CDU und SPD könnte es am Ende nicht zur Mehrheit reichen, und eine Kooperation mit den voraussichtlich im neuen Landtag vertretenen Newcomern vom BSW verursacht gerade bei der SPD viele Bauchschmerzen. Kurzum: Es wird kompliziert mit der neuen Regierung. Vor allem der hohe Anteil Unentschlossener könnte noch spannend werden.

Kretschmer und seine Ehefrau gaben bereits am Morgen in einem Dresdener Wahllokal ihre Stimmen ab.

08:00 Uhr: Wahllokale sind geöffnet – die Ausgangslage in Sachsen und Thüringen

In Sachsen und Thüringen sind die Wahllokale seit 08:00 Uhr an diesem denkwürdigen 1. September 2024 geöffnet. Bis 18:00 Uhr besteht die Möglichkeit der Stimmabgabe, dann wird auch mit den ersten Prognosen gerechnet. Wählerinnen und Wähler haben pro Kopf zwei Stimmen, eine Direkt- und eine Listenstimme. Erstere bestimmt den Wahlkreisabgeordneten, letztere die Stärke einer Partei im künftigen Landtag.

In Sachsen geht es dabei wesentlich um die politische Zukunft des seit 2017 amtierenden Ministerpräsidenten Michael Kretschmer von der CDU. Der 49-Jährige konnte die letzte Wahl 2019 für sich entscheiden und ist bekannt dafür, dass er etwa in Fragen der Migrationspolitik, einem zentralen Thema, gern die Themen der AfD aufgreift und mit seinen Ideen besetzt, um den Rechtsextremen das Wasser abzugraben. Inwieweit diese Strategie etwas bringt, sei dahingestellt.

Im Dreier-Bündnis mit SPD und Grünen gab es zuletzt immer wieder Streit, nach eigenem Bekunden will Kretschmer nicht erneut mit Grünen koalieren.

Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident des Freistaats Sachsen. Wahlforum zur Landtagswahl in Sachsen am 27.07.2024 in den Höfen am Brühl, Leipzig. Foto: Jan Kaefer

Die Ampel-Koalition im Bund kritisiert er gern für ihre Wirtschafts-, Asyl- und Energiepolitik, wagt sich immer wieder sehr weit nach vorn, indem er etwa Waffenlieferungen an die Ukraine ablehnt und stattdessen den seit 2022 ausgeweiteten Ukraine-Krieg durch Gespräche mit Russlands Präsident Wladimir Putin „einfrieren“ will.

In den letzten Umfragen landete die sächsische AfD unter ihrem Landeschef Jörg Urban bei etwa 31 Prozent und damit knapp hinter der CDU. Die Partei wird vom Landesamt für Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft. Weitere Spitzenkandidaten in Sachsen sind Sozialministerin Petra Köpping (66, SPD), Justizministerin Katja Meier (44, Grüne), Susanne Schaper (44, Linke), Sabine Zimmermann (63, BSW), der Dresdener Stadtrat Robert Malorny (FDP) und Grimmas OBM Matthias Berger (56, Freie Wähler, Berger selbst ist parteilos).

Aktuell sind die FDP und die Freien Wähler nicht im Landtag. Letzte Umfragen sehen sie wie auch die Linken in Sachsen an der Fünfprozenthürde scheitern, Grüne und SPD wären knapp drin. Die CDU wäre vorn (32 Prozent), die AfD dahinter mit 31 Prozent, mit Abstand gefolgt vom BSW (13 Prozent).

In Thüringen tritt Bodo Ramelow, einst niedersächsischer Gewerkschaftsfunktionär, zum fünften Mal als Spitzenkandidat für die Linken an. Die persönliche Beliebtheit des 68-Jährigen, der Ende 2014 zum ersten linken Ministerpräsidenten eines Bundeslandes gewählt worden war (und sich durch ruhige Sacharbeit profilierte, sodass er sogar von einigen CDUlern geschätzt wird), spiegelt sich nicht in der Popularität seiner Koalition und Partei. Seit 2020 führt er eine rot-rot-grüne Regierung ohne Mehrheit im Parlament an. Seine Herausforderer: Rechtsextremist Björn Höcke (52, AfD), Mario Voigt (47, CDU), Katja Wolf (48, BSW, ehemals Linke).

Außerdem sind für die SPD Georg Maier (57) im Rennen, für die Grünen Madeleine Henfling (41) und für die FDP Thomas Kemmerich (59), der während der Thüringer Regierungskrise im Frühjahr 2020 für 27 Tage Ministerpräsident war. Wie eine Regierungsmehrheit ohne AfD in Thüringen zustandekommen könnte, ist völlig offen: Hier lesen Sie mehr zur schwierigen Ausgangslage Thüringens.

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