Der BUND Sachsen veröffentlichte am Freitag, dem 14. April, eine Kurzstudie im Auftrag des unabhängigen Forschungsinstituts Energy Brainpool. Die Studie unter dem Titel „Kohleausstieg in der Lausitz bei linearer Emissionsminderung“ belegt die Notwendigkeit eines Kohleausstiegs bis 2030 und veranschaulicht: Eine Fortführung der aktuellen Kohleausstiegspläne unterwandert Deutschlands Klimaschutzgesetz. Ein gesamtdeutscher Kohleausstieg ist bis 2030 bei sinkenden Strompreisen und gleichbleibender Versorgungssicherheit möglich.

Die Energiemarktstudie mit Fokus auf das Lausitzer Revier macht auch deutlich, dass ein Kohleausstieg in Ostdeutschland sogar vor 2030 wirtschaftlich, machbar und geplant vorausschauender für die Region ist. Konkret bedeutet dies der Studie nach, dass im Lausitzer Revier die Kraftwerksblöcke in Jänschwalde in zwei Schritten bis 2025 und die Kraftwerksstandorte Boxberg und Schwarze Pumpe bis 2027 bzw. 2029 stillgelegt werden.

Herunterladen kann man die Studie hier.

Der vorgelegte lineare Abschaltplan für die restlichen Stein- und Braunkohlemeiler in Deutschland führt zur Unterschreitung des Klimaschutzgesetzes (KSG) und leistet einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die menschengemachte Klimakrise. Und es wird auch deutlich: Ein Kohleausstieg nach 2030 führt im Sektor Energiewirtschaft zu Emissionen oberhalb des KSG und ist damit nicht gesetzeskonform.

Des Weiteren zeigt die Studie den dringenden politischen Handlungsbedarf, denn Geschwindigkeit ist auch beim Strukturwandel ein wichtiger Faktor. In einem Strommarkt mit viel Strom aus erneuerbaren Energien, sinkenden Strompreisen und steigenden CO₂-Preisen können Braunkohlekraftwerke um 2030 keinen Beitrag mehr zur regionalen Wertschöpfung leisten.

Ein Ausstieg vor 2030 ist möglich

Durch den früheren Kohleausstieg können die Regionen den Strukturwandel antizipieren und sich zu neuen Orten der Wertschöpfung durch Erneuerbaren Energien wandeln. Ein Anerkennen dieser Tatsachen ist für ein faires und vorausschauendes Handeln für Braunkohleregionen wie die Lausitz notwendig.

Professor Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen, sagt dazu: „Der Kohleausstieg 2030 ist unsere Mindestforderung. Doch sind die Klimaschutzgesetz-Ziele gemessen an Grundrechten und Paris-Abkommen weiterhin zu lasch und damit verfassungs- und völkerrechtswidrig. Wir werden also eher noch mehr tun müssen. Besser als neue Gaskraftwerke begleitend zum Kohleausstieg könnte daher ein noch konsequenteres Setzen auf Energieeffizienz und Energiesparen sein.“

Die Kurzstudie von Energy Brainpool zeige klar auf, dass ein linearer Kohleausstieg bis 2030 machbar ist. Und dies ganz ohne die Versorgungssicherheit in Europa zu gefährden und mit sinkenden Strompreisen – entgegen dem, was man von der ostdeutschen Politik immer wieder hört.

Olaf Bandt, Vorsitzender BUND Deutschland: „Die Ampel darf jetzt keine falsche Rücksichtnahme auf die Gewinninteressen der LEAG nehmen. Schließlich war der Kohleausstieg 2030 ein großer Erfolg bei den Koalitionsverhandlungen. Als zentrales klimapolitisches Vorhaben der Regierung muss der Kohleausstieg jetzt ambitioniert umgesetzt werden. Die breiten Proteste in Lützerath haben gezeigt, dass die Einigung im Westen nicht als Vorbild für den Kohleausstieg im Osten taugt.“

Die Studie

Im Zentrum der Studie steht der Vergleich zwischen einem Business-as-usual-Ausstiegspfad und einem Klimaschutzgesetz-kompatiblen Abschaltplan. Dabei zeigt sich, dass das Kohleausstiegsgesetz in seiner jetzigen Form die Vorgaben des Klimaschutzgesetzes nicht einhalten kann. Die Studie schlägt deshalb ein alternatives Szenario vor, dass auch die Mehremissionen aufgrund der Energiekrise kompensiert und durch einen realistischen Umbau des Kraftswerksparks in Richtung erneuerbare Energien abgesichert wird.

Damit liegt jetzt ein Referenzrahmen für eine Beschleunigung des Kohleausstiegs vor.
In einem Strommarkt mit viel Strom aus erneuerbaren Energien, sinkenden Strompreisen und steigenden CO₂-Preisen können Braunkohlekraftwerke um 2030 keinen Beitrag mehr zur regionalen Wertschöpfung leisten. Im Business-as-usual-Szenario dieser Studie sinkt die durchschnittliche Auslastung der deutschen Braunkohlekraftwerke von 2023 bis 2030 um 52 %, der CO₂-Preis als relevantester Kostenbestandteil der Stromerzeugung steigt um 36 %, während der Strompreis um 41 % sinkt.

Ein erfolgreicher Kohleausstieg bis 2030 ist jedoch an wichtige Voraussetzungen geknüpft, deren wichtigste der im EEG 2023 vorgesehene Zubau von Wind- und Solaranlagen und eine Steigerung von Energieeffizienz und Energiesparen ist.

Bei einem etwaigen Zubau von Gaskraftwerken dauert die Planungs- und Finanzierungsphase am längsten, die reine Bauzeit ist mit zwei bis drei Jahren zu veranschlagen. Der BUND Sachsen fordert, hierfür wenn, dann auf dauerhaft als Wasserstoffkraftwerke nutzbare Anlagen zu setzen und zeigt gleichzeitig auf, dass die von Habeck berechneten 25 GW bis 2035 nicht notwendig sind.

Dies resultiert aus der Modellannahme, dass die zusätzliche Stromnachfrage aus Wärmepumpen, Elektroautos und Elektrolyseuren durch Lastmanagement nur zu einer untergeordneten Erhöhung der auslegungsrelevanten stündlichen Spitzenlast führt. Mit dieser Flexibilisierung der Stromnachfrage und dem Zubau von Solar-, Wind- und ggf. Gaskraftwerken ist ein Kohleausstieg bis 2030 bei sinkenden Strompreisen möglich. Er ermöglicht eine Emissionsminderung unterhalb des KSG-Pfades.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar