Frรผher hat er selbst solche Fragen gestellt. Jetzt muss sie Wolfram Gรผnther (Grรผne) als Umweltminister beantworten. Man mรถchte nicht in seiner Haut stecken, gerade bei den Fragen, die jetzt Mirko Schultze, Sprecher fรผr Katastrophenschutz der Linksfraktion im Sรคchsischen Landtag, gestellt hat. Denn was da so lange geplant wurde und wird, hat mit Gรผnthers Plรคnen zur Auenrevitalisierung oft nichts zu tun. Im Gegenteil: Da droht weitere Geldvernichtung.

Vorher war es auch die Grรผnen-Fraktion , die immer wieder Druck gemacht hat, den vorbeugenden Hochwasserschutz endlich in Angriff zu nehmen. Jetzt war es Schultze, der mit der Antwort von Gรผnthers Amtsvorgรคnger Thomas Schmidt (CDU) aus dem November nicht zufrieden war.

Der hatte die Langwierigkeit vieler HochwasserschutzmaรŸnahmen so begrรผndet: โ€žFรผr das Hochwasserschutzprogramm wurden vom Jahr 2002 bis zum Jahr 2023 insgesamt 3,53 Milliarden Euro vorgesehen. Seit dem Jahr 2002 wurden davon MaรŸnahmen im Umfang von insgesamt 3,1 Milliarden Euro bereits realisiert. Bis zum Jahr 2023 sind im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung noch weitere 430 Millionen Euro zur Umsetzung geplant. Das Hochwasserschutzprogramm ist eine Generationenaufgabe.

GemรครŸ der EG-Hochwasserrisikomanagementrichtlinie sind bis zum Jahr 2021 und danach alle sechs Jahre die Hochwasserrisikomanagementplรคne einschlieรŸlich der MaรŸnahmenplรคne zu รผberprรผfen und erforderlichenfalls zu aktualisieren. Fรผr die noch in verschiedenen Planungsstufen befindlichen MaรŸnahmen des Hochwasserschutzprogramms liegen noch keine belastbaren Kostenermittlungen vor. Aus den vorgenannten Grรผnden ist keine belastbare Aussage รผber insgesamt noch zu erwartende Ausgaben mรถglich.โ€œ

Ganz รคhnlich klingt jetzt Gรผnthers Antwort auf die jรผngste Anfrage von Mirko Schultze. Gรผnther ist seit Dezember im Amt und hatte noch nicht wirklich viel Zeit, auch die Hochwasserschutzprojekte neu zu ordnen.

โ€žIn vielen Fรคllen schlieรŸt sich ein Planfeststellungsverfahren mit ร–ffentlichkeitsbeteiligung an, in dessen Verlauf umfangreiche Nachforderungen, Planรคnderungen und Wiederholungen von Verfahrensschritten sowie die Einlegung von Rechtsmitteln mรถglich ist. Die der Genehmigung nachfolgenden Ausfรผhrungsplanungen sind ebenso wie die vorigen Planungsstufen und die nachfolgenden Bauleistungen nach รถffentlichem Vergaberecht auszuschreiben und zu vergeben. Die Bearbeitungskapazitรคten der Planer und Bauausfรผhrenden sind, insbesondere aufgrund der lรคnderรผbergreifenden Auftragslage, begrenztโ€œ, stellt er fest.

Und: โ€žDas sรคchsische Hochwasserschutzprogramm ist eine Generationenaufgabe und wird auf Grundlage der verfรผgbaren Bearbeitungskapazitรคten und Finanzmittel seit dem Jahr 2002 umgesetzt. Seitdem wurden MaรŸnahmen des Hochwasserschutzes und der nachhaltigen Schadensbeseitigung im Umfang von 3,1 Milliarden Euro aus Mitteln der Europรคischen Union, des Bundes und der Lรคnder sowie des Freistaates Sachsen realisiert.

Fรผr die noch im Bau und in Planung befindlichen MaรŸnahmen ist eine schrittweise Umsetzung bis zum Jahr 2024 und darรผber hinaus entsprechend den verfรผgbaren Mitteln vorgesehen. Gleichzeitig wird gemรครŸ den Vereinbarungen des Koalitionsvertrages verstรคrktes Augenmerk auf die Umsetzung von รถkologischen HochwasserschutzmaรŸnahmen, insbesondere zur Retentionsraumschaffung gelegt. Entsprechend enthรคlt das Sofortprogramm 2020 MaรŸnahmen zur Verbesserung der Gewรคsserstruktur und des Auenprogramms.โ€œ

Das mit dem verstรคrkten Augenmerk auf der โ€žVerbesserung der Gewรคsserstruktur und des Auenprogrammsโ€œ ist neu.

Aber es hat noch keinen Einfluss auf die Planungen.

In Leipzig ist ja die Arbeit an einem Programm fรผr die Nordwestaue der WeiรŸen Elster gerade erst gestartet.

Und so stehen auch fรผr Leipzig noch lauter Projekte in der Planungsliste, die mit einer โ€žVerbesserung der Gewรคsserstrukturโ€œ nichts zu tun haben. Sie stammen noch aus der Zeit der technokratischen Sicht auf โ€žGewรคsseroptimierungโ€œ.

Dazu gehรถren die schon seit 2004 schwebenden Planungen fรผr den โ€žNeubau einer Hochwasserรผberleitung aus der Parthe in die Neue Luppe, F-km 37+000 bis 36+000โ€œ, die nur deshalb notwendig wird, weil die ร–ffnungsplรคne fรผr die Alte Elster mehr Wasser in den sensiblen Wasserknoten am Klรคrwerk Rosental drรผcken. Erst recht, wenn auch die Parthe Hochwasser fรผhrt.

Logisch, dass auch das seit 2004 in der Planung schwebt: โ€žร–ffnung der Alten Elster als Hochwasserschutz-VorsorgemaรŸnahme zur Minderung der Sedimentablagerung im Elsterbecken und Abflussverteilungโ€œ. Ein technokratisches Projekt, das mehr Probleme schafft als lรถst.

Dazu gehรถrt dann auch eine โ€žwirtschaftliche Optimierung Gewรคsserknoten Leipzigโ€œ. Deutlicher kann das ingenieurtechnische Denken รผber die โ€žOptimierungโ€œ von Gewรคssern nicht benannt werden. Obwohl mit der Europรคischen Wasserahmenrichtlinie eine ganz andere Prioritรคt definiert sein sollte: Die Renaturierung der Flรผsse und die Verbesserung der Wasserqualitรคt.

Das einzige Vorhaben, das tatsรคchlich ein erster Schritt hin zur Renaturierung ist, ist die geplante โ€žSchlitzung Altdeich und Schaffung von Ersatzhochwasserschutzanlagen, rechtsseitigโ€œ am Elsterflutbett. Mehr ist da zum ganzen Leipziger Auensystem nicht zu finden โ€“ auรŸer weiteren Deichsanierungen an der Nahle, der PleiรŸe und der Neuen Luppe. Spuren einer Umsetzung des Auenprogramms finden sich ebenso noch nicht.

Sachsen braucht endlich eine andere Politik fรผr die Auen der Flรผsse

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