Da rรผttelt etwas und so mancher lacht hรถhnisch, weil er es โ€žschon immer wussteโ€œ. Hohn โ€“ der Humor des Verzweifelten. Etwas lauter nun, nach den 24,2 Prozent der AfD in Sachsen-Anhalt, 15,1 und knapp 12,6 Prozent in Baden-Wรผrttemberg und Rheinland-Pfalz zudem. Denn es geschieht, was zu erwarten war. Von der NPD redet angesichts der schwindenden Wรคhler und dem laufenden Verbotsverfahren niemand mehr. Der wichtigste Grund dafรผr: die AfD reรผssiert in der Mischung aus Konservativen und Rechtsradikalen. Sie hat viel auf dem Boden der Angst und Verunsicherung aufgesammelt, die Rechtsextremen fanden es gut und gefrustete Nichtwรคhler wurden zu Wahlstimmen. Doch es hat auch etwas Gutes, wenn gerade in Sachsen-Anhalt der Lehnstuhl wackelt. Die Verhรคltnisse werden klarer.

Die entscheidende Frage ist eigentlich, ob die Politiker aller Bundeslรคnder nun versuchen, den Erfolg der AfD wegzureden oder adรคquate Reaktionen jenseits der Themenausblendung zu zeigen. Dazu muss man wohl einbeziehen, dass Widerstand bei der AfD allein nichts nรผtzt โ€“ sei er noch so begrรผndet und noch so gut argumentiert. Denn von der anderen Seite, bestehend aus Pegida, AfD und NPD, kamen bislang keine Argumente, Ankรผndigungen hingegen noch und nรถcher, gewรผrzt mit ร„ngsten โ€žaus dem Volkโ€œ. Nun mรผssen sie kommen โ€“ die AfD ist gewรคhlt und muss gerade in Sachsen-Anhalt ihren Wรคhlern die Bemรผhung um ihre Art der Verรคnderungen liefern. Das ist positiv, denn jeder Wรคhler bekommt damit, was er wollte. Denn mit Unkenntnis darf man sich nach abgegebener Stimme nachher auch nicht herausreden.

Denn eigentlich ist es erfreulich, da seit Monaten geackert und agiert wird in der Zivilgesellschaft: gegen Pegida, Legida und auch die AfD โ€“ zumindest in Sachsen. Aus Sachsen-Anhalt war da nicht viel zu vernehmen, man hielt es nicht nur im Nachbarland, sondern in der Republik allgemein fรผr ein genuines, sรคchsisches Problem. Nun hat Sachsen-Anhalt also neben den 9,7 Prozent 2014 in Sachsen mit 24,4 Prozent auch AfD, Pegida und damit immer auch Rechtsradikale im Landtag. Herzlich willkommen in der politischen Nahkampfzone also nun fรผr die CDU auch in einem weiteren Bundesland mit rund 2 Millionen Einwohnern. Der prรคsidiale Stil รก la Sachsen brรถckelt nach dem Eingestรคndnis Tillichs, Sachsen hรคtte wohl doch ein rechtsextremes Problem, mit dieser Wahl wohl endgรผltig. Hoch vernetzt, wie die Szene auch nach Sachsen-Anhalt ist (am Ende mehr), ist es ein schlichtes Aussitzen gewesen.

Ganz gleich was โ€žLandesvaterโ€œ Reiner Haseloff also derzeit an Experimentierfreude verkรผndet โ€“ er muss mit Rot-Grรผn ins Bett, Linke und AfD gelten als ausgeschlossen. Aber warum eigentlich?

Nur ein Symptom fรผr eine lang anhaltende Entwicklung

Die meisten Wรคhler der AfD verbinden eine Hoffung mit ihrem Entscheid fรผr diese Partei. Dass sie soziale Probleme anpackt, ihnen in ihrer konkreten (deutschen) Lage hilft und so ihr Leben verbessert. Sie haben gar nicht mehr wahrgenommen oder es als Bestรคtigung aufgefasst, dass die von ihnen verhasste Kanzlerin lรคngst auf den Abwehrkurs kurz vor den drei Landtagswahlen gegen Flรผchtlinge eingelenkt hatte und nun die Grenzen Deutschlands in Mazedonien, Griechenland und in der Tรผrkei aufbaut. Der Tรผrsteher ist bei CDU und natรผrlich auch der AfD nicht im Club, sondern drauรŸen postiert. Da wo es Regen, Trรคnengas und Inhumanitรคt (โ€žDu gommsd hier nich reinโ€œ) gibt, wรคhrend der DJ im Club Deutschland die nรคchste Platte auflegt.

Den AfD-Wรคhlern steht nach dem Katerfrรผhstรผck die Lektion bevor, dass die AfD mindestens ein Teil der CDU und damit ein Teil der Kraft ist, die sozialen Wandel zugunsten Geringverdienern immer verhindern wird. Humanisten, Sozialisten oder gar Kommunisten wird man zumindest in der rechten Abspaltung der Christdemokraten eher nicht vermuten und das hat Grรผnde. Dafรผr gibt es โ€žvon Storchโ€œ und โ€žUnternehmerinnenโ€œ, wie Frauke Petry โ€“ frรผher wรคren beide gern gesehene Krรคfte in der CDU/CSU gewesen โ€“ vielleicht bald wieder, wenn man die aktuellen Tรถne der Christdemokraten ernst nimmt. Am Kern jedenfalls hat sich nichts geรคndert: ร–konomisch โ€žObenโ€œ gegen รถkonomisch โ€žUntenโ€œ ist durch diese Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt nicht besser fรผr โ€žUntenโ€œ geworden. Und dennoch gibt es in den sozialen Netzwerken genau diesen Jubel von unterhalb des Medianeinkommens fรผr den Erfolg derer, die schon jetzt weit darรผber liegen.

Auch positiv: An vielen Orten erwehrten sich bis heute Demokraten des schwachsinnigen Geplappers von โ€žLรผgenpresseโ€œ, den Rufen von Medienneulingen nach โ€žmehr Berichten wegen krimineller Auslรคnderโ€œ โ€“ ganz so, als ob dies das wirkliche Hauptproblem einer gespaltenen Gesellschaft wรคre. Ganz sicher wurden immer wieder eben diese Phantomdebatten gefรผhrt, auch und gerade von der AfD gern aufgenommen und verstรคrkt.

Die Flรผchtlinge haben eine Wahl entschieden, heiรŸt es nun. Fast 10 Prozent Neuwรคhler hat offenbar diese Frage in Sachsen-Anhalt an die Wahlurne getrieben. Man darf bereits jetzt gespannt sein, wie demnach angsterfรผllte Rassisten und โ€žDenkzettelverteilerโ€œ dabei zusehen mรผssen, wie sich die AfD im tagespolitischen Alltag entwickeln wird. Das in Vorbereitung befindliche Programm der Partei dรผrfte schon jetzt eines klarmachen: sozialer wird es nicht. Die im Windschatten der AfD entstehende neue Lobby wird die unter dem Einkommensmedian lebenden Mitbรผrger immer als das begreifen, was die AfD nun im Wahlkampf nach der NSDAP wieder mustergรผltig vorgemacht hat: Als angsterfรผllte Manรถvriermasse fรผr die Eliten. Die Parallelen zum Aufstieg der Nazis in den 20er Jahren jedenfalls sind schon jetzt erstaunlich.

Ein kleiner Einstiegsbeleg: Die Wรคhler in Aachen, wo lรคngst Vorbereitungen fรผr einen Gau in benachbarten belgischen Atommeilern in Tihange und Doel getroffen werden, sollten sich den aktuellen Aufstieg der AfD genau ansehen. Wie jeder Steuerzahler, der jetzt schon begriffen hat, dass der Atomausstieg durch ihn und nicht die Aktionรคre von EON, RWE und Co. bezahlt wird, haben sie darรผber hinaus die Folgen einer verschleppten Entscheidung bei den Landesnachbarn direkt vor Augen.

Das beispielsweise ist fรผr die AfD kein Problem, weil sie, wie einst die CDU/CSU, auf die Verlagerung des Endlager-Problems in die Zukunft setzt und lieber die Erneuerbaren Energien bekรคmpft. Die Begrรผndung ist mal wieder der aktuelle Strompreis. Denn aktuelle Kosten mag niemand so sehr, wie die Kosten spรคter โ€“ im besten Falle die, welche einen selbst nicht mehr betreffen, weil sie nach dem eigenen Ableben eintreten.

Die soziale Frage schwimmt immer mit

Im Kern geht es angeblich um die โ€žFlรผchtlingskriseโ€œ, um Humanismus oder neurechte Nationalabgrenzung. In Wirklichkeit surft die AfD vor allem im Osten auf einer Welle, die die SPD mit der โ€žAgenda 2010โ€œ begann und anschlieรŸend die CDU einfach fortgefรผhrt hat, statt die schlimmsten Folgen zu mildern. Seit Jahren lรคuft eine soziale Debatte rings um die Schieflagen bei der durchschnittlichen Rentenerwartung (auf Sozialhilfeniveau), der Aufwertung von Berufen, die sich aus weit mehr als Alten- und Krankenpflegern zusammensetzen und der wirklichen Lebensleistung von Menschen, die nicht Banker, Vorstandsmitglieder und Aufsichtsrรคte sind. Die einfache Wahrheit an allen Debatten der letzten Jahre vorbei heiรŸt: wer in Deutschland im persรถnlichen Abwรคrtsstrudel durch eine Alleinerziehung, einen โ€žfalschenโ€œ Job, eine nicht zeitgemรครŸe Entscheidung ist, findet sich sehr bald in Hartz IV oder der sozialen ร„chtung wieder, wรคhrend alles vom โ€žreichsten Land Europasโ€œ drรถhnt. Die Verschรคrfung hier hat derzeit die AfD im Programm, wenn sie den Abstand zwischen Lรถhnen und Hartz IV vergrรถรŸern mรถchte โ€“ auf Kosten der Hartz IV-Empfรคnger natรผrlich.

Neoliberale von altem Schrot und Korn, ein Ableger der CDU eben. Hinzu kommt, dass fรผr die AfD im Rahmen eines uralten Familienmodells โ€žalleinerziehendโ€œ kein โ€žLebensmodellโ€œ ist oder zynisch formuliert: Bleibt zusammen, auch wenn ihr Euch noch so sehr hasst. Die Vorstellungen der AfD gehen hier wieder einmal in Richtung aller Neoliberalen: โ€žmehr Eigenverantwortungโ€œ, also die Streichung staatlicher Unterstรผtzungen.

Fast noch schlimmer ist, wenn man auf der Facebookseite der AfD wieder engagierte Westdeutsche lesen muss, die schreiben, dass es nun mit โ€žSachsenโ€œ zu Ende sei. Sich gegenseitig ernst nehmen scheint selbst 26 Jahre nach 89 immer noch schwierig, Sachsen ist braun, Sachsen-Anhalt auch und die Mauer muss wieder her.

Neue Bewegung in den eigentlichen Fragen?

Unzรคhlige Diskussionen liegen in den vergangenen Jahren hinter uns, hier auf der L-IZ, in der Gesellschaft, an den โ€žRรคndernโ€œ. Diskussionen, die keine Verรคnderungen brachten und nun rennen die Menschen denen nach, die einen neuen Auftakt versprechen. Oder wenigstens die, welchen man einen โ€žDenkzettelโ€œ verpassen wollte, mรถgen etwas รคndern. Es hilft nichts, berechtigten Humanismus und kluge Voraussicht gegenรผber Flรผchtlingen nun vonseiten der CDU einzuverlangen, wenn diese die Integrationslรถsung zugunsten der Abschottung selbst zu oft verleugnet hat.

Die Idee, auf welche nun zum Beispiel relativ sicher die CDU kommen wird, von sich aus wieder alles (im AfD-Stil) was nicht lรคuft im Land an Angela Merkel und der Flรผchtlingspolitik festzuzurren, hilft nun kaum jemandem weiter. Ein Nachdenken darรผber, warum die Krise auch eine soziale rings um Abstiegsรคngste, allerspรคtestens seit der Banken-Euro-Finanzmarktrettung ist, kรถnnte da eher helfen. Auch, warum die meisten Menschen lรคngst wissen, wer dies bezahlt und wer da kassiert hat und warum eben jene davon ausgehen, dass sie auch jetzt, bei den Flรผchtlingen, wieder die Abkassierten sein kรถnnten.

Der Frust also sitzt weit tiefer. Denn dass รผberhaupt die Frage โ€žAsylunterkunft oder neue Kita?โ€œ รผber den Stammtischen schwebt, ist eines โ€žreichen Landesโ€œ unwรผrdig. Und eigentlich eine Frage der gerade wieder nicht debattierten Umverteilung von โ€žObenโ€œ nach โ€žUntenโ€œ. Denn eigentlich ist beides und die Erneuerung der Infrastrukturen sowie die Integration von Flรผchtlingen parallel mรถglich โ€“ natรผrlich nur, wenn man endlich auch die an die Kasse zitiert, die mit Jahreseinkommen ab 1 Million aufwรคrts von Obergrenzen bei der persรถnlichen Krankenkassenfinanzierung ebenso partizipieren, wie von der fehlenden Erbschaftsbesteuerung und Finanztransaktionssteuern.

Die weiteren โ€žHauptthemenโ€œ der AfD wie mehr Bรผrgerbeteiligung, wurden in den letzten Jahren wiederholt von โ€žMehr Demokratie Sachsen e.V.โ€œ vorgetragen und von der regierenden CDU geflissentlich รผberhรถrt. Das Thema โ€žMehr Sicherheitโ€œ โ€“ also mehr Beamte statt mehr Technik โ€“ zu einer AfD-Forderung zu erklรคren, hieรŸe angesichts der vierjรคhrigen Berichterstattung der L-IZ zur โ€žPolizeireform 2020โ€œ in Sachsen Eulen zur Dresdner CDU tragen. Sie haben nie zugehรถrt, nun, wo es von rechts kommt, beginnen die Reaktionen.

Letztlich erbรคrmlich, dieser Ruf nach einer rechtsradikalen Alternative durch die Landespolitik in Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Mal anders herum gedacht

Der einzige Weg, der wohl zeitnah und effektiv zeigen kรถnnte, wie es wirklich um die AfD bestellt ist, wรคre eine Einbindung in Regierungsverantwortung in Sachsen-Anhalt. Klingt schlimm? Wieso? Zuerst einmal hieรŸe es, den Wรคhlerwillen ernst zu nehmen. Zudem haben hier Einzelkandidaten wie beispielsweise der neurechte AfDler und 2015 frisch aus Leipzig nach Sachsen-Anhalt umgezogene Hans-Thomas Tillschneider รผber 30 Prozent eingefahren. In Bad Dรผrrenberg hat es so das Mitglied der rechtsradikalen โ€žPatriotischen Plattformโ€œ innerhalb der AfD und im Institut fรผr Staatspolitik auf dem Rittergut Schnellroda fest verankerte Vorโ€ždenkerโ€œ einer antiislamischen Front als Direktkandidat mit Spitzenwerten ins Landesparlament geschafft. Die Mitstreiter des neuen Landtagsabgeordneten: Gรถtz Kubitschek, Bjรถrn Hรถcke (AfD Thรผringen) und โ€žCompactโ€œ-Macher Jรผrgen Elsรคsser โ€“ alle bekannt von Legida und Pegida-Demonstrationen. Kurz gesagt: Sachsen-Anhalt hat Pegida und Legida gewรคhlt, nun werden auch mehr Gelder nach Sachsen flieรŸen.

Eine gerechte Sache also fรผr Sachsen-Anhalt wรคre, wenn mit der CDU der nur scheinbare Wahlgewinner und der durch die Sachsen-Anhalter gewรคhlte Aufsteiger AfD zusammen regieren wรผrden. Die Prozente sagen genau das aus. Und wรผrden die lange Jahre gezรผchtete CDU-Ursuppe und den heutigen Ableger erstmals wieder vereinen. Irgendwie auch eine gewisse Klarstellung der Verhรคltnisse in Deutschland.

Die wirklichen โ€žAlternativenโ€œ? Da bleibt auรŸerhalb der wahrscheinlichsten Variante Schwarz-Rot-Grรผn, bereits jetzt als neue โ€žEinheitsfrontโ€œ geschmรคht, nur noch Die Linke. Auch eine Option, welche Sachsen-Anhalt nicht unbedingt schaden mรผsste. Und vielleicht die einzige, wenn die SPD und die Grรผnen einen gewissen Humor hรคtten. Dies aber wรคre jedoch wohl zuviel an Einsicht bei der CDU nicht nur in Sachsen-Anhalt verlangt, weshalb sie diese Option laut รผbereinstimmender Medienberichte bislang nicht einmal in Erwรคgung zieht.

Fazit derzeit: Die Partei der neuen Vernunft ist rechts unterwandert, verfolgt nationalistische Ziele und die โ€žRรคnderโ€œ sind stark. Links mit sozialen Zielen, Rechts mit dem Versprechen, dass alles gut wird, wenn Deutschland sich nur deutlich genug abschottet. Die Frage bleibt also, ob die SPD begreift, wo sie sich hinstellen mรถchte, wenn es 2017 zur Bundestagswahl lรคutet.

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Es gibt 8 Kommentare

Monika, leider sind es gerade die konservativen und die Unternehmer, die von dieser Form der Politik massig profitieren werden. Hatten wir alles schon. Vor 80 Jahren. Die verdienen in jeder Gesellschaft ihr Geld, in einer aggressiven und mรถglichst kriegerischen natรผrlich noch mehr. Und wer mir noch mit christlichen Werten und so einem Schโ€ฆ kommt, der soll mal bitte erklรคren, warum auf den Koppelschnallen der Wehrmacht โ€œGott mit unsโ€ stand. Ich kenn die Erklรคrung. Der Vatikan hat dafรผr richtig Kohle bekommen.

Aber eigentlich brauchen wir die AFD und die NPD ja gar nicht. Bayern-Hotte allein reicht schon vรถllig aus mit seiner Splitterpartei. Was die in ein neues Integrationsgesetz reinschreiben wollen, dagegen ist die AFD noch fast als lasch zu bezeichnen

Kathrin, denken Sie, dass viele ihr Gehirn einschalten? Was denken Sie, wie ich schon diskutiert habe und vielen die Augen รถffnen wollte. Es gibt Menschen, die sind so von ihren ร„ngsten geplagt, die laufen dem Populismus dieser AfD nach, sogar solche, von denen man annehmen mรผsste, dass sie intelligent sind. Es sind ja auch viele Mitglieder in dieser Partei, die sehr konservativ und Unternehmer sind.

Ich habe neulich mal so eine Online-Befragung zu Wahlen mitgemacht und war entsetzt รผber das Ergebnis: 75% wรผrden in Sachsen AFD wรคhlen. Nun, wenn es denn je dazu kommen sollte, dann geh ich in ein anderes Bundesland. Und stelle sofort die ALG2-Beratung ein. Fรผr mich selbst habe ich beschlossen, in Zukunft jeden vor der Beratung zu fragen was er denn wรคhlen wรผrde. AFD-Wรคhler werde ich gnadenlos zur AFD schicken zur Beratung. Die wollen ja drastisch kรผrzen, mit ihren Wรคhlern kรถnnen die dann schon mal anfangen. Mal schauen wie lange das geht.

Und ich kann diese โ€œEntschuldigungโ€ nicht mehr hรถren, dass da wohl ganz viele Protestwรคhler dabeisein sollen. Auch wer aus Protest wรคhlt hat ein Hirn, welches bei den meisten benutzbar vor sich hinschlummert und bei so einigen offensichtlich noch als Neuware bezeichnet werden kann. Wer wรคhlt muss das Risiko in Kauf nehmen, dass gerade seine Stimme die entscheidende fรผr die nรคchsten 4 oder 5 Jahre ist. Und dass genau diese Wahl Einfluss haben kann und wird nicht nur fรผr die etablierten Parteien, sondern fรผr einen selbst, fรผr alle Menschen in diesem Land.
Deshalb sollte man wirklich genau die Parteiprogramme lesen. Wer das nicht tut, wer ganz bewusst โ€œLรผgenpresseโ€ schreit bei einem verรถffentlichten und unwidersprochenen Parteiprogramm, wer dann immer noch nicht verstehen WILL, der muss dann eben leiden, leider die anderen 80 Millionen Menschen in diesem Land auch.

Eigentlich mรผsste man jedem Wรคhler dieser โ€œAlternativeโ€ der sich รผber die drastischen Verรคnderungen beschwert sofort paar krรคftige Ohrfeigen verpassen. Naja, virtuell.
Denn niemand kann mehr sagen er habe nichts gewusst. Mit lachendem Gesicht in die laufende Kreissรคge zu rennen, das kann auch nur Menschen passieren, das unterscheidet den Menschen vom Affen.

Ja, Stefan B. vielleicht haben Sie bei vielen Punkten recht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass alle so ticken. Viele haben sicher aus Protest so gewรคhlt, weil sie mit der derzeitigen Politik nicht einverstanden sind, das hat sicher nicht nur mit den Flรผchtlingen zu tun. Aber vielleicht irre ich mich ja, und die meisten Menschen ticken so, wie Sie es beschrieben haben und sind doch sehr einfach gestrickte Menschen ohne eigenes Denken, bzw. nur an sich.

Zitat Monika:
โ€œEs wรคre wirklich besser, wenn die AfD Verantwortung in der Landespolitik รผbernehmen mรผsste, dann wรผrden alle mal sehen, wie die sich bewรคhren und der rosarote Schleier ist schnell gelรผftet.โ€

Niemand wรผrde irgendetwas sehen. Schuld sind immer die anderen. Erst recht bei Parteien, deren Anhรคnger inbrรผnstig glauben, der Wahrheit zuteil geworden zu sein. Es ist die gleiche Funktionsweise wie bei Religionen in frรผheren Jahrhunderten: Fรผr die eigenen รœberzeugungen werden Kriege gefรผhrt und Menschen getรถtet. Bist du nicht โ€œmeinerโ€ Meinung, muรŸt du offensichtlich falsch liegen, denn โ€œmeineโ€ Meinung ist richtig. โ€œMeinโ€ Glauben ist eine Tatsache. Und wenn du falsch liegst, bist du โ€œmeinโ€ Feind. Und wenn du โ€œmeinโ€ Feind bist, muรŸt du bekรคmpft werden. Ist ja das gleiche wie beim Begriff Lรผgenpresse. Der meint nicht vordergrรผndig, daรŸ die Presse explizit lรผgt, sondern daรŸ die Presse nicht โ€œmeineโ€ Meinung widerspiegelt und da โ€œmeineโ€ Meinung ja wohl eindeutig die richtige und somit wahre ist (worรผber man nicht debattieren muรŸ, denn wenn man einmal die Erleuchtung erfahren hat, wird einem das ja sofort klar und das zu hinterfragen ist schon der Anfang von Ketzerei), muรŸ die Presse demzufolge eine falsche Meinung haben, also eine Lรผgenmeinung.
Das ist die Denke eines nicht unbedeutenden Teils der Menschen. Von Rationalitรคt weit entfernt.

Wenn eine AfD in Regierungsverantwortung nicht das umsetzt, was sich einer ihrer Wรคhler davon erhofft hat, wird er natรผrlich zuerst die Schuld dafรผr bei anderen suchen, die die AfD daran gehindert haben, das umzusetzen. Oder die AfD wird auch gleich selbst anderen die Schuld geben. Das ist ja der Kern rechter Propaganda: Schuld bei anderen zu suchen, Feindbilder aufzubauen und Aggressionen gegen diese zu erzeugen. Fรถrderung des Egoismus, Verdammung von Empathie und sozialem Denken. Das Wir ist schlechter als das Ich. Meine (gerne auch eingebildeten) Bedรผrfnisse sind wichtiger als die Bedรผrfnisse vieler. In dieser Denke fuรŸt ja auch der extrem neoliberale Programmentwurf der Partei, den das Correctiv vor kurzem verรถffentlicht hat und den Spiegel Online gestern kurz analysierte: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/afd-wirtschaftsprogramm-streichen-kuerzen-abschaffen-a-1082252.html

Wir Menschen sind die einzigen Lebewesen, die die eigene Nahrung vergiften. Warum sollen wir nicht auch das eigene Sozialsystem zerstรถren? Wenn sie kรถnnten, jeder primitive Einzeller wรผrd uns auslachen.

Was will man von Menschen erwarten, die die politischen Zusammenhรคnge nicht begreifen, aus welchen Grรผnden auch immer. Die wรคhlen dann AfD und schโ€ฆโ€ฆ sich ins eigene Nest. Es wรคre wirklich besser, wenn die AfD Verantwortung in der Landespolitik รผbernehmen mรผsste, dann wรผrden alle mal sehen, wie die sich bewรคhren und der rosarote Schleier ist schnell gelรผftet. Da wรผrden aber manche groรŸe Augen bekommen, wenn die erhofften Lรถsungen nicht zum Besseren fรผhren.

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