Wo die sächsische FDP gerade wieder herumeiert und so tut, als sei der weltweite Klimawandel eine reine Glaubenssache und der Glauben an den Klimawandel sowieso Unfug, sind die jungen Grünen in Sachsen vom am Freitag, 27. September, vorgestellten 5. Sachstandsbericht des Weltklimarates alarmiert. Ausgerechnet in Sachsen werden alle Initiativen zum Klimaschutz und zu einem klimaschonenden Wirtschaften ausgebremst. Sie fordern deshalb ein Klimaschutzgesetz für den Freistaat.

Der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) stellte am Freitag, 27. September, die Kernthesen seines neuesten Reports zur globalen Klimaerwärmung in Stockholm vor. Hierbei legte der IPCC dar, dass der durch den Klimawandel verursachte Anstieg des Meeresspiegels schneller voranschreitet als bisher angenommen. Nach dessen Aussagen erhöht sich der Meeresspiegel selbst bei umfangreichen Vorsorgemaßnahme um 26 Zentimeter bis zum Jahr 2100, im ungünstigsten Fall um 82 Zentimeter. Die Klimaforscher des IPCC halten es inzwischen für äußerst wahrscheinlich, dass die globale Klimaerwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts mit 95prozentiger Wahrscheinlichkeit anthropogen – vom Menschen – verursacht ist. Als Hauptursache für den Klimawandel werden Treibhausgase, insbesondere Kohlendioxid, benannt. Die Zunahme der globalen Durchschnittstemperatur liegt indes nach den aktuellsten Szenarien des IPCC im Bereich zwischen 1,5 und 4,0 Grad Celsius. Damit wird das von den 194 Mitgliedstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen im Dezember 2010 vereinbarte Zwei-Grad-Ziel wohl deutlich verfehlt.

Die Grüne Jugend Sachsen appelliert deshalb an die gemeinsame internationale Verantwortung in der Klimaschutzpolitik für die nachfolgenden Generationen und fordert von der sächsischen Staatsregierung verbindliche Ziele zur Verminderung der Treibhausemissionen in einem Sächsischen Klimaschutzgesetz und in kommunalen Klimaschutzkonzepten aller Landkreise, Städte und Gemeinden.

Der neue Sachstandsbericht brachte auch einige Aussagen deutlicher zu Tage, die auch den Freistaat Sachsen direkt betreffen werden. Denn die zunehmende Energie in der Erdatmosphäre schlägt sich eben nicht nur in zunehmenden Lufttemperaturen nieder. Man hat es immerhin mit offenen energetischen Systemen zu tun, die permanent im Austausch miteinander stehen. Teilweise entlädt sich diese Energie binnen kurzer Zeit wieder in so genannten Extremereignissen – Tornados oder Starkregenfällen.

Aber auch das Abschmelzen der Polkappen und Gletscher “verschlingt” einen Großteil der Energie – und die Eisberge schmelzen deutlich schneller ab als im Jahrzehnt davor. Und immer mehr Energie ist mittlerweile auch in den Weltmeeren gespeichert. In der Kurzfassung des IPCC-Berichts: “Ozeanerwärmung: Verbesserte und erweiterte Messsysteme zeigen, dass die Ozeane im Zeitraum 1971 bis 2010 mehr als 90 % der Energie, die dem Klimasystem zusätzlich zugeführt wurde, gespeichert haben. Am stärksten erwärmten sich die Schichten nahe der Wasseroberfläche. In den oberen 75 Metern stieg die Temperatur von 1971 bis 2010 im Mittel um 0,11°C pro Dekade an. Auch im tiefen Ozean unterhalb von 3000 m hat sich das Wasser erwärmt.”
Und was heißt das nun für Sachsen? Es hat ja kein eigenes Wetter, sondern ist Teil einer Region, in der die Veränderungen des Klimas auch spezifische Formen annehmen. Und da ist man dann bei den Wetterextremen, zu denen man in der IPCC-Kurzfassung lesen kann: “Es gilt als fast sicher, dass mehr heiße und weniger kalte Temperaturextreme auftreten können. Hitzewellen dürften sehr wahrscheinlich häufiger auftreten und länger andauern. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts werden Starkniederschläge über den meisten Landgebieten der mittleren Breiten und über den feuchten Tropen sehr wahrscheinlich intensiver und häufiger auftreten.”

Mittlere Breiten: Das ist auch der mitteleuropäische Raum, der seit 1997 nun schon von drei “Jahrhundertfluten” betroffen war, die jüngste im Juni 2013. Doch statt über nachhaltigen Hochwasserschutz nachzudenken, setzt der Freistaat Sachsen weiter auf eine betonierte “Gefahrenabwehr”, die im Effekt dazu führt, dass die Fluten noch schneller kommen und die Flutpegel steigen.

Gegen die eigentlichen Niederschläge, die sich in der Regel schon über den erwärmten Meeren zusammenbrauen, kann ein Freistaat Sachsen nichts machen. Die Starkregenfälle, die sich am 30. und 31. Mai 2013 an den Mittelgebirgen Tschechiens, Sachsens und Thüringens abregneten, hatten sich über dem stark erhitzten östlichen Mittelmeer zusammengebraut. Eine Situation ganz ähnlich der von 2002.

Zu den Niederschlägen heißt es in der Kurzzusammenfassung des IPCC-Berichtes noch: “Bei zunehmender Erwärmung würden in vielen trockenen Regionen der mittleren und subtropischen Breiten die mittleren Niederschläge weiter abnehmen. In vielen feuchten Regionen der mittleren Breiten sind dagegen unter wärmeren Bedingungen bis zum Jahr 2100 (Szenario mit den höchsten Treibhausgasemissionen) Niederschlagszunahmen zu erwarten.”

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Das heißt: Es gibt noch mehr Starkregenfälle über Mitteleuropa – und damit auch mehr “Jahrhundertfluten”. Und zum Stichwort Treibhausgase: Sachsen liegt mit seinem Pro-Kopf-Aufkommen an CO2-Ausstoß von 14 Tonnen mit an der Spitze der deutschen Bundesländer. Grund dafür sind die großen Kohlekraftwerke in der Lausitz und im Leipziger Südraum.

“Der neue IPCC-Bericht bestätigt den menschengemachten Klimawandel deutlicher als je zuvor. Wenn wir unserer nächsten Generation die völlige Abschmelzung der Gletscher, unvorhersehbare Hitzewellen und Hochwasserkatastrophen ersparen wollen, dann müssen wir jetzt grundsätzlich gegensteuern und den Kohlendioxidausstoß drastisch zurückfahren. Sachsen steht mit seinen 14 t Kohlendioxidemissionen pro Kopf und Jahr und seinen bislang weiterhin geplanten Braunkohletagebauen im Leipziger Südraum und in der Lausitz in der besonderen Verantwortung!”, erklärt Sebastian Walter, Sprecher der Grünen Jugend Sachsen, die Notwendigkeit eines Sächsischen Klimaschutzgesetzes.

“Sachsen braucht daher ein Klimaschutzgesetz nach dem Vorbild Baden-Württembergs und Nordrhein-Westfalens mit klar festgelegten Emissionszielen für die kommenden Jahrzehnte, um den Klimawandel abzumildern”, betont Walter. “Um die hohen Kohlendioxidemissionen zurückzufahren, ist daher auch der planmäßige Ausstieg aus der Braunkohle unumgänglich. Wir fordern die Landkreise, Städte und Gemeinden auf, kommunale Klimaschutzkonzepte zu entwickeln und Klimaschutz in allen Verbrauchsbereichen auch konkret umzusetzen! Hierfür nehmen wir auch die Grünen in den Gemeinde- und Stadträten sowie Kreistagen in die Verantwortung.”

Grüne Jugend Sachsen: www.gj-sachsen.de

Zur Kurzfassung des 5. IPCC-Sachstandsberichts: http://www.de-ipcc.de/_media/IPCC_AR5_WGI_Kernbotschaften_20130928.pdf

Die deutsche IPCC-Koordinierungsstelle:
www.de-ipcc.de

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