Die Uhr tickt. Auch für die 50 Jahre alte Brücke der B2, welche die Bundesstraße über den Agra-Park führt. Der Einsturz eines Teils der Carola-Brücke in Dresden hat deutlich gemacht, dass für sämtliche Spannbeton-Bauwerke aus dieser Zeit das Ende naht. Und für die Agra-Brücke der B2 ist es eigentlich beschlossen. Doch bevor der Bau des geplanten Tunnels beginnt, muss das alte Bauwerk noch einmal auf Herz und Nieren untersucht werden.
Ab dem heutigen 4. Dezember wird die Agra-Brücke an der Bundesstraße 2 einer vertiefenden Untersuchung unterzogen. Ziel ist es, die Materialbeschaffenheit und den Zustand der verbauten Spannstähle zu analysieren, teilt das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASUV) mit.
Zunächst erfolgt ab Mittwoch, dem 4. Dezember, der Aufbau von vier Einzelgerüsten an zuvor definierten Erprobungsstellen der Brücke. Ab dem 5. Dezember beginnen Arbeiten zur Freilegung der Hüllrohre, unter anderem durch Betonstemmarbeiten. Im nächsten Schritt werden die Hüllrohre geöffnet, um den Zustand der darin verbauten Spannstähle zu untersuchen.
Erste belastbare Ergebnisse aus den Laboruntersuchungen über den Zustand der Spannstähle werden frühestens Mitte Januar erwartet, so das LASUV. Die Öffentlichkeit werde informiert, sobald Ergebnisse vorliegen.
Nach dem Teileinsturz der Carola-Brücke in Dresden wurde der Bestand sächsischer Brücken entlang von Bundes- und Staatsstraßen erneut überprüft. Im Fokus steht der in den 1960er bis 1980er Jahren verbaute Hennigsdorfer Spannstahl, der als mögliche Ursache des Schadens gilt. In diesem Zusammenhang wurden 19 potenziell betroffene Brücken identifiziert, darunter neun an Bundesstraßen und zehn an Staatsstraßen.
Die Untersuchung der Agra-Brücke ist Teil der Maßnahmen, um die Sicherheit und Funktionsfähigkeit des sächsischen Brückenbestands langfristig zu gewährleisten.
Warten auf den Tunnel
Wobei langfristig eigentlich eher mittelfristig heißen sollte. Denn eigentlich soll die gesamte Brückenkonstruktion durch einen Tunnel ersetzt werden, der den Agra-Park künftig unterquert. Darauf haben sich der Freistaat Sachsen und der BUND schon 2020 geeinigt und 2021 eine entsprechende Vereinbarung geschlossen, die die Finanzierung durch den Bund sichert. Die Planungen sollten 2023 beginnen. Bauhorizont war bislang immer das Jahr 2030. Beide Vertragspartner gehen von Kosten von rund 50 Millionen Euro aus.
Der Druck, statt ein neues Brückenbauwerk zu errichten, eine Tunnellösung zu wählen, kam besonders aus Markkleeberg, wo man seit über zwölf Jahren für die Tunnellösung kämpft. In der Nachbarstadt Leipzig hatte man sich zehn Jahre zuvor vehement gegen Pläne des Bundes gewehrt, die A72 über diese Trasse bis ins Leipziger Stadtgebiet zu verlängern.
Das war die Zeit, als die Stadt gerade zwei Jahre lang über eine Umweltzone verfügte und mit aller Kraft versuchte, den Durchgangsverkehr von den Autobahnen aus dem Stadtgebiet herauszubekommen. Mit diesen A72-Plänen wäre die Brückenkonstruktion schon bis 2020 neu gebaut und damit verewigt worden. Womit sich dann endlich die Tür öffnete, eine Tunnellösung endlich in die Diskussion zu bekommen.
Es gibt 4 Kommentare
@christian
Der Park ist die (Feucht-)Aue der Pleiße. Baut man einen Trog hat man bei einem Hochwasser im schlechtesten Falle einen gefluteten Trog. Die Pleiße muss in dem Abschnitt auch noch renaturiert werden, sodass es wohl perspektivisch rings um den Fluss auch etwas anders aussieht. Wie die konkreten Pläne aussehen und ob es überhaupt schon welche gibt, weiß ich allerdings nicht. 2027 (Stichwort EU-Wasserrahmenrichtlinie) ist allerdings auch nicht mehr ewig hin.
Eine neue Brücke wäre doch – sind wir mal ehrlich – erneut eine Verschandelung der Landschaft, die mal ohne diese Straße recht schön war.
Zur Diskussion stand ja auch eine Troglösung, aber ich erinnere mich spontan nicht mehr, weshalb diese nicht obsiegte. Wäre ein Kompromiss und bestimmt nicht so teuer.
Luxuriös käme man tatsächlich mit dem Tunnel.
Aber der hätte auch ohne eventuelle Brückenschäden so lange gedauert.
Und ob die Brücke geschädigt ist – es wird momentan nur geunkt und diese Sau durchs Dorf gejagt.
Wenn man Lösungen nur nach der Erstellungsdauer (oder den Kosten) beurteilt, braucht man sich über “Betonstädte” nicht wundern. Und die gibt es schon zu bewundern. Zur Genüge.
Völlig absurd. Damit der Park schöner wird. Überall wird uns erzählt, dass Tunnel so teuer wären, Wartung und Überwachung brauchen, kein Geld für Wartung da ist und so weiter. Citytunnel 2: Millionengrab, unsinnige Kosten *beliebiges CDU Bashing einfügt * und so weiter. Aber damit das Flanieren besser geht, versenken wir Bundesmittel im Boden. Mit Folgekosten. Unklar
Wenn aufgrund der gerissenen Stahlbewährung die Brücke gesperrt wird, führt das unweigerlich zu einem Verkehrschaos zwischen Goethesteig und Markkleeberg Ost und West. Falls der Goethesteig (äusserlich vergleichbar wie Agrabrücke) analog so gefährdet ist einzustürzen, rollt der Verkehr noch weiter im Norden von der B2 runter und Südvorstadt und Connewitz werden im Verkehr ersticken. Markklleeberg wäre dann wahnsinnig die Forderung nach dem Tunnel aufrecht zu erhalten für den es weder eine Finanzierung noch ein Baurecht gibt, denn der Tunnel das hieße über viele Jahre B 2 mind. ab Göthesteig dicht.