Der Bockwitzer See östlich von Borna ist seit August 2003 ein unter Naturschutz gestelltes Gebiet und genießt internationalen Schutz. Es handelt sich um eines der größten Naturschutzgebiete in Sachsen. Der 171 ha große See ist für viele Tier- und Pflanzenarten ein besonderer Rückzugsraum, hier finden sich eine Vielzahl geschützter Arten. Ohne weitere direkte menschliche Einflussnahme sollen sich die Flächen natürlich entwickeln können.

Die extensive Beweidung der Flächen mit Rindern, Schafen und Pferden dient der Offenhaltung des Gebiets, um speziell den Offenlandarten einen Lebensraum zu bieten. So können am Bockwitzer See zum Beispiel Schwarz- und Braunkehlchen, Neuntöter oder die Sperbergrasmücke beobachtet werden. Das Gebiet kann auf den vorgesehenen Wegen erkundet werden und mit etwas Glück entdeckt man auch die Tiere auf den extensiven Weiden.

Seit September 2023 ist der Bockwitzer See am Nordufer für Badegäste geöffnet worden. Die Nutzung als Bade- und Erholungsort unterliegt laut Gemeingebrauch der Stadt Borna allerdings strengen Auflagen, die es zu beachten gilt. Die Ordnungsämter der Städte Borna und Kitzscher sind für die Kontrolle der Einhaltung dieser in der Verantwortung.

Es sollen Hunde an der Leine geführt, nur der ausgeschilderte Badebereich genutzt sowie nur bis zur Bojenkette gebadet werden. Der eigene Müll muss mitgenommen werden, Camping und Lagerfeuer sowie das Betreten des Naturschutzgebiets sind verboten.

Die Karte zur Allgemeinverfügung für den Bockwitzer See. Karte: Landkreis Leipzig
Karte zur Allgemeinverfügung für den Bockwitzer See. Karte: Landkreis Leipzig

Zudem ist die Benutzung von Schlauchbooten, Stand-Up-Paddles, Luftmatratzen etc. auf dem See nicht gestattet. Verstöße gegen diese Regelungen können mit hohen Bußgeldern bestraft werden.

Da musste erst die Polizei eingreifen

Die hohen Temperaturen haben nun vor allem am Wochenende zu einem besonders hohen Besucheraufkommen geführt, wo gegen einen Großteil der Auflagen verstoßen wurde, kritisiert nun die Ökologische Station Borna-Birkenhain e.V. scharf. Einige Badegäste hielten sich innerhalb des mit Rindern beweideten Naturschutzgebietes auf. Dies sei nicht nur für die Tier- und Pflanzenwelt problematisch, sondern auch eine Gefahrenlage für die Personen.

Die Polizei wurde nach Aufforderung von Mitarbeitern der Ökologischen Station Borna-Birkenhain e.V. informiert und musste letztendlich eine Vielzahl an Besuchern des Platzes verweisen. Verstöße gegen die Verordnungen zu Naturschutzgebieten wurden jedoch nicht geahndet.

Und dazu kommt noch: Offizielle Kontrollen durch die Ordnungsämter sind trotz rekordverdächtiger Temperaturen, die zu einem hohen Besucheraufkommen geführt haben, scheinbar nicht erfolgt, moniert die Ökologische Station Borna-Birkenhain e.V.

„Die Inhalte des Gemeingebrauchs werden von den Gästen entweder ignoriert oder sind schlichtweg nicht bekannt.“

Die Ökostation Borna-Birkenhain e.V. setzt sich seit mehr als 30 Jahren für das Naturschutzgebiet Bockwitz ein. Ein erhöhtes und unkontrolliertes Besucheraufkommen gefährdet die bereits erreichten Naturschutzziele enorm und in rasanter Geschwindigkeit.

„Unsere ehrenamtlichen Neuseenland-Ranger, die regelmäßig an den Seen unterwegs sind, protokollieren eine Vielzahl von Verstößen während der Sommermonate. Nicht nur in Bockwitz, auch an anderen Seen ist ein mangelnder Respekt der Besucher gegenüber der Natur wahrzunehmen und scheint sich sogar zu verschlechtern“, schätzt die Ökologische Station Borna-Birkenhain e.V. ein.

„Auch die Natur sollte ihren Platz behalten dürfen. Hier gilt es einerseits, mit gesundem Menschenverstand zu handeln und andererseits die Kontrollen im Neuseenland von behördlicher Seite zu verschärfen. Ohne härteres Durchgreifen, kann der Verschmutzung naturnaher Lebensräume und der Störung empfindlicher Arten nicht entgegengewirkt werden. Das zivilgesellschaftliche Engagement ist im Neuseenland längst an seine Grenzen gekommen.“

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