Der Kampf um die Rettung der Biotope und Klettermöglichkeiten im ehemaligen Steinbruch Holzberg bei Wurzen im Landkreis Leipzig geht mittlerweile ins fünfte Jahr. Auch wenn es in Zeiten des Artensterbens nahezu unglaublich erscheint: Die Gefahr, dass aus einem der artenreichsten Lebensräume Sachsens eine Deponie für Erdstoffe und Bauschutt gemacht wird, ist aktuell immer noch sehr groß, befürchten BUND und Alpenverein.

Die Eigentümerin, die KAFRIL Service GmbH, beabsichtigt weiterhin, eine veraltete und unvollständige Verfüll-Genehmigung von 1997 neu zum Leben erwecken. Anfang der 2000er Jahre kam es im Holzberg zu illegalen Verfüllungen mit Bauschutt, wobei Schwellenwerte von giftigen Substanzen nachweislich überschritten wurden. Daraufhin wurde laut Sächsischem Ministerium für Wirtschaft und Arbeit (SMWA) ca. 2006 die weitere Verfüllung des Holzberges mit Bauschutt untersagt und es kam anschließend zu einer vollständigen Einstellung jeglicher Verfüll-Tätigkeiten.

In den folgenden Jahren hat sich im Holzberg ein Flachwasserbereich ausgebildet, der zusammen mit den umliegenden Felswänden Heimat unzähliger geschützter Arten – wie Knoblauchkröte, Schlingnatter, Zaun- und Mauereidechse – ist und auch für über 100 Vogelarten als Brut-, Rast- und Jagdgebiet dient.

2022 Jahr hat das Aktionsbündnis zur Holzberg-Rettung gemeinsam mit dem BUND Sachsen eine Petition und eine Spendenaktion für die Rettung des Holzberges gestartet. Bei der Petition haben mittlerweile mehr als 36.000 Menschen unterzeichnet und sie läuft nur noch wenige Tage. Durch dieses außerordentlich große öffentliche Interesse hat es der Holzberg auch bis in den Sächsischen Landtag geschafft.

In mehreren Sitzungen des Wirtschafts- und Umweltausschusses wurde das Thema Holzberg intensiv diskutiert und das Oberbergamt als Aufsichtsbehörde über das noch unter Bergrecht stehende Gelände musste im Landtag Stellung beziehen zu den Versäumnissen der Vergangenheit.

Ersatzstandort ist machbar

Mit Unterstützung des Sächsischen Ministerpräsidenten konnte ein Ersatzstandort für die Erdmassen der Firma KAFRIL in einem Tagebau der MIBRAG unweit von Leipzig gefunden werden. Wie Henry Graichen, Landrat des Landkreises Leipzig, kürzlich mitteilte, werden die Genehmigungen für den Ersatzstandort bei den zuständigen Behörden in Kürze beantragt.

Der Holzberg, der mit seinem optimalen Gefüge aus unterschiedlichen Habitaten ein einzigartiges Trittsteinbiotop und eine große Chance für die Stärkung der Biodiversität in der Region darstellt, kann also gerettet werden, ohne dass der Firma KAFRIL ein nennenswerter Schaden entsteht.

Um den einzigartigen Naturraum im Holzberg vor der Zerstörung zu retten, fordern BUND und DAV von der Sächsischen Staatsregierung eine zeitnahe Umsetzung der Ersatzstandortlösung. Dazu ist eine gezielte Steuerung der Gespräche zum Ersatzstandort zwischen MIBRAG und KAFRIL durch den Ministerpräsidenten und/oder seine Stellvertreter notwendig. In Zeiten des Klimawandels und des drohenden Artensterbens sei ein klares Handeln der sächsischen Spitzenpolitiker für eine einvernehmliche Lösung des Holzbergkonfliktes dringend geboten.

Und während die Naturschutzbehörde des Landkreises behauptet, geschützte Arten und ihre Lebensstätten im Steinbruchareal seien nicht ausreichend nachgewiesen, gibt es seit 2018 eine faunistische Sonderuntersuchung, welche genau diese Vorkommen belegt.

Unterschutzstellung ist überfällig

Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen, mahnt zur Unterschutzstellung des Geländes: „Wir haben das Umweltministerium bereits vor einiger Zeit aufgefordert, eine Unterschutzstellung des Holzberges etwa durch Einbeziehung in bereits in der unmittelbaren Umgebung vorhandene Fauna-Flora-Habitat-Gebiete näher zu prüfen und zu diesem Zweck eine umfassende Kartierung der Lebensräume und Arten zu veranlassen. Eine schriftliche Stellungnahme dazu steht noch aus.

Wir erwarten zudem, dass es ein Verfahren zur Zulassung einer Verfüllung mit der aus unserer Sicht gebotenen Umweltverträglichkeitsprüfung und unter Beteiligung der Verbände und der betroffenen Bevölkerung durchgeführt wird.“

Die besondere Bedeutung des Holzberges für die Kletterergemeinschaft erläutert Lutz Zybell vom DAV-Landesverband Sachsen: „Der Holzberg ist DAS Paradebeispiel deutschlandweit, wie naturverträgliches Klettern und Naturschutz Hand in Hand gehen. Die Biotope im Holzberg haben sich bei stets hohem Kletterbetrieb zu einem außerordentlichen Artenreichtum entwickelt, der in der Agrarwüste der Leipziger Tieflandsbucht seinesgleichen sucht.

Wer einmal im Holzberg inmitten dieses Naturparadieses geklettert ist, derjenige setzt sich auch mit ganzem Herzen für den Erhalt dieses Naturraums ein. Das Jahr 2023 ist das entscheidende Jahr für die Rettung des Holzberges.

Es liegt an uns individuellen Menschen, Naturfreunden oder auch Kletterern – egal ob jung oder alt – ob eine alte Bergbauzulassung zur Zerstörung einer der artenreichsten Lebensräume Sachsens und gleichzeitig eines der schönsten Klettergebiete Mitteldeutschlands führt, oder wir uns erfolgreich für deren Erhalt einsetzen.“

Letzter Tag der Petition

Am heutigen Donnerstag, dem 20. April, geht die Mitzeichnungsmöglichkeit für die Petition zum Holzberg zu Ende. BUND Sachsen und der DAV Sachsen laden ein, sich heute noch an der Online-Petition zu beteiligen.

„Sollte es darauf hinauslaufen, dass wir gemeinsam gerichtlich gegen eine mögliche Genehmigung der Verfüllung vorgehen müssen, braucht es dafür ein ausreichend großes finanzielles Polster“, mahnen sie. „Mit einer Spende auf das Konto der BUND-Ortsgruppe Böhlitz – auch kleine Beträge helfen ungemein – könnt Ihr die Rettung der Biotope und Klettermöglichkeiten im Holzberg tatkräftig unterstützen.“

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