Seit Mai 2022 steht die Summe an der Tafel: Statt der ursprünglich geplanten 10 Millionen Euro würde die Umsetzung des touristischen Großprojekts Harthkanal zwischen Zwenkauer und Cospudener See geschätzte 150 Millionen Euro kosten. Eine Summe, die so im Leipziger Neuseenland nicht darstellbar ist.

Am 23. Januar 2023 fand eine Abstimmung zwischen den hauptbeteiligten Behördenvertretern und der für die Sanierung der Bergbaufolgen zuständigen LMBV zum Sachstand und zu den Perspektiven des Harthkanals zwischen dem Zwenkauer und dem Cospudener See statt. Mit diesem Bauwerk wurde bislang die Absicht verfolgt, eine Bündelung von wasserwirtschaftlichen Zielen (Überschusswasserableitung und Hochwasserentlastung) und gewässertouristischen Funktionen (schiffbare Verbindung) vorzunehmen. 

Die bisherigen Arbeiten zur Planung und zur Realisierung erfolgten im Zuge eines Schnittstellenprojektes nach dem Verwaltungsabkommen Braunkohlesanierung zwischen Bund und Ländern durch die LMBV.

Für Tourismus zu teuer

Bei diesem Treffen wurden schon einige wesentliche Vorentscheidungen getroffen. Die wichtigste dabei: Einen schiffbaren Kanal mit Schleusenbauwerk wird es zwischen den beiden Seen erst einmal nicht geben.

Oder in der etwas zurückhaltenden Version des Oberbergamts: „Aufgrund der eingetretenen erheblichen Kostensteigerungen und des bestehenden Budgetrahmens sind keine Voraussetzungen für die Fortführung des wassertouristischen Teils mehr gegeben.“

Was natürlich zwingend notwendig ist, ist die Hochwasserableitung aus dem Zwenkauer See. Die soll von der LMBV weiter verfolgt werden: „Überschusswasserableitung und Hochwasserentlastung als berg- und wasserrechtliche Verpflichtungen der LMBV sind für die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit prioritär.“

Die LMBV wird dementsprechend den Antrag stellen, das Schnittstellenprojekt (Tourismus/Hochwasserschutz) zu beenden, und sich auf die Erfüllung ihrer Sanierungsverpflichtungen konzentrieren, wozu sie sich ausdrücklich bekennt. Damit wird der Harthkanal nicht mehr gebaut. Die LMBV muss neu planen, kann sich jetzt aber auf die reine Überschusswasserableitung beschränken: „Damit wird eine Neuplanung für das Vorhaben erforderlich, in deren Zuge auch über die Genehmigungserfordernisse zu befinden ist.“

Ein Hintertürchen soll bleiben

Wobei sich die Beteiligten noch ein Türchen offenhalten wollen: „Zwischen den beteiligten Institutionen erfolgte eine Verständigung dahingehend, dass bei einer Umsetzung der wasserwirtschaftlichen Sanierungsziele für den Zwenkauer See die kommunalen Entwicklungsziele angemessen zu berücksichtigen sind“, teilt das Sächsische Oberbergamt mit.

„Dabei bildet die Offenhaltung einer wassertouristischen Option für eine Realisierung in späterer Zeit eine Mindestanforderung bei allen weiteren Planungen. Dazu erfolgen Abstimmungen zwischen den Hauptbeteiligten. Zugleich wird sichergestellt, dass das im Zuge des Doppelhaushalts 2023/2024 beschlossene Budget für Maßnahmen zur Erhöhung des Folgenutzungsstandards über die bergrechtlichen Verpflichtungen hinaus uneingeschränkt für weitere Projekte zur Verfügung steht.“

Die Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland hat sich in ihrer Sitzung am heutigen 10. März noch einmal ausführlich mit der Situation befasst. Ein wenig Hoffnung hat man da noch, dass doch noch gebaut werden kann.

Dazu morgen mehr über eine Veranstaltung am heutigen 10. März 2023 zu diesem Thema in der IHK zu Leipzig.

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Es gibt 2 Kommentare

Ich bin mir nicht sicher, ob ich es gut oder schlecht finde – es war ja abzusehen nach den Problemen, die es mit der Rutschung gab und an der undichten Verbindung von Störmi und Markkleeberger.

Inwieweit es wohl das Tourismuskonzept für den Zwenkauer verändert?
Ich persönlich kann auf diesen ganzen Klimbim gerne verzichten, und radle dort lieber durch einsame Dreckwüsten oder liebe an einer ruhigen Ecke des Cossis.

Die gesamte Planung für den Nordstrand des Zwenkauer Sees baut doch auf diesem schiffbaren Durchstich als Attraktion auf – nicht, dass irgendein Mensch das wirklich braucht,m der RUmmelplatz dort wird über die Jahre eh entstehen.

Aber trotzdem…

Ich habe mich heute über diese Nachricht gefreut!

So einer wahnwitzigen überdimensionierten “wassertouristische Idee”, die seit ihrer Entstehung in jedem Quartal mit noch höheren Investkosten aufwartete und ständig von diversen publizistisch geifernden Lobbyisten protegiert wurde und wird, musste endlich Einhalt geboten werden.
Ein Glück, dass in der LMBV doch noch vernunftbegabte Menschen das Ruder in der Hand haben.

Und natürlich gab es sogleich ein öffentliches Statement von den politischen Nutznießern dieser potentiellen Steuerverschwendung, man “sei verärgert”, “enttäuscht” und wolle weiter prüfen.
Eine Frechheit finde ich, dass man nun versuchen möchte, für diese lokale Spielplatzpolitik auch noch den Strukturförderungsfond Braunkohleausstieg anzuzapfen.
Mit dabei – Herr Rosenthal.
Die tatsächlich betroffenen und unterstützungswürdigen Gemeinden / Strukturen / Gebiete müssen das als Hohn empfinden.
Ich wünsche eine abschlägige Erkenntnis.

Nun fehlt noch die Absage der Schiffbarkeit für den Cospudener See.

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