Die Grünen haben es auch 2019 nicht in den Stadtrat von Borna geschafft. Dort sitzen sechs Stadträt/-innen der Linken mit fünf von der AfD, vier von der CDU, vier von den Bürgern für Borna und dreien von der SPD beieinander. Und sie treffen dann solche Entscheidungen wie am 6. Februar, als sie den Bebauungsplan am Bockwitzer See so änderten, dass dort ein riesiger Surfpark gebaut werden kann. Da fehlte eindeutig eine Fraktion, die laut und deutlich „Nein“ sagte. Eben weil es um Naturschutz geht. Das ist kein Pillepalle-Thema.

Was sich eigentlich auch bis Borna herumgesprochen haben müsste. So ignorant kann man auch in der 19.000-Einwohner-Kleinstadt im Leipziger Süden nicht sein, um nicht die Folgen des Klimawandels und des Artensterbens mitbekommen zu haben. Und gerade Tieren und Insekten fehlen auch in Sachsen die Rückzugsräume.

Flächenversiegelung, immer mehr Event-Locations und industrielle Landwirtschaft haben die Rückzugs- und Bruträume vernichtet. Naturschutzgebiete wie der Bockwitzer See sind auch im Leipziger Südraum ein wichtiger Schonraum.

Doch die Diskussion um das „Wassertouristische Nutzungskonzept“, mit dem die Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland bisher immer neue Großprojekte für den „Wassertourismus“ im Südraum vorantrieb, hat gerade im Jahr 2019 gezeigt, dass die Bürgermeister/-innen in dieser Gruppe mit aller Kraft versuchen, die naturschutzfachliche Diskussion über ihre Prestigeprojekte zu unterbinden.

Alle Umweltverbände haben den Runden Tisch zum WTNK verlassen, was eigentlich nur der Endpunkt ihres langjährigen Ärgers über das Vorgehen der Steuerungsgruppe war. Denn naturschutzfachliche Rahmenbedingungen hat diese Bürgermeisterrunde auch vorher schon immer wieder ignoriert – zuletzt erlebt bei der Ausbaggerung der Pleiße, um dort den Betrieb von Motorbooten zu ermöglichen.

Und im selben Sinn hat auch der Bornaer Stadtrat agiert, als man sich den Vorstoß der Surfpark Deutschland GmbH, am Nordstrand des Bockwitzer Sees ein „Zentrum für ökologisch nachhaltigen Tourismus und Leistungssport im Leipziger Neuseenland“ zu bauen, geradezu zur Initialzündung zum Wachküssen des Bockwitzer Sees schönredete. Gleich wurde von einem „Hauch von Hawaii“ geredet und mit Besucherzahlen agiert, die geradezu aus der Luft gegriffen wirken.

Kein Wort davon, dass nun auch Borna mit dem Bockwitzer See in die geradezu heillose Konkurrenz mit den anderen touristisch überfrachteten Seen im Leipziger Südraum treten wird. Da wirbt man sich wohl eher gegenseitig die Spaß-Touristen ab, als ausgerechnet die Surfer aus München oder Berlin ins mitteldeutsche Seenland zu locken.

„Durch die bereits touristisch erschlossenen Seen im Südraum von Leipzig besteht bereits ein ausreichendes Freizeitangebot. Man muss nicht jeden See touristisch erschließen, schon vor dem Hintergrund, dass die durch den Bergbau geschundene Natur eine realistische Möglichkeit erhalten soll, dass Teile der neu geschaffenen Landschaft sich zu unbelasteten Naturräumen und Refugien für Tiere und Pflanzen entwickeln können“, erklärt dazu Tommy Penk, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag des Landkreises Leipzig.

Und sein Fraktionskollege Joachim Schruth ergänzt dazu: „Dem Vorschlag stehen möglicherweise eine Vielzahl von öffentlichen Belangen entgegen, so der Natur und Artenschutz. Ich bin sicher, die Umweltvereine werden sich hier entsprechend positionieren – aber auch Belange der Regionalplanung, des Bergbaus und des Grundwasserschutzes.“

„Uns erschließt sich in keiner Weise, was an dem Vorhaben – es sollen auch ein Restaurant sowie ein Shopping-, Bekleidungs- und Equipmentstore, Fitnesscenter und 60 Chalets mit insgesamt 240 Betten entstehen – ökologisch ist. Ein Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz ist es definitiv nicht. Und auf die Bürgerrinnen und Bürger der Großen Kreisstadt, die seit Jahren auf eine kleine ökologisch vertretbare Badestelle am See warten, würden dann wohl riesige Blechlawinen hinzukommen“, betont Penk.

NABU Sachsen kündigt Widerstand gegen den Surf- und Skatepark am Bockwitzer See an

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