Das wird ja dann wohl erst mal nichts. Eigentlich hätten die Bauarbeiten zum Harthkanal, der den Zwenkauer mit dem Cospudener See verbinden soll, längst beginnen sollen. Aber nach der ersten Teilbaugenehmigung stockt das Ganze wieder. Diesmal ist es die Funktion als Hochwasserableiter, die neu justiert werden muss. Und der einst für 10 Millionen Euro konzipierte Kanal droht immer teurer zu werden.

In der LVZ wird gar schon das Aus für das teure Kanalprojekt an die Wand gemalt. Während die LMBV in ihrer Wortmeldung zum Thema lieber beschwichtigt: „Die LMBV hat einen Plangenehmigungsantrag für das Vorhaben ,Harthkanal‘ bei der Landesdirektion Sachsen als zuständige Obere Wasserbehörde eingereicht. Durch diese erfolgt die Prüfung des Vorhabens. Bezüglich der Klärung von Randbedingungen und Auflagen – welche wesentliche Planungsgrundlagen bzw. Bemessungsparameter für die künftige Ausführung des Bauwerkes darstellen – befindet sich die LMBV derzeit in intensiver Abstimmung mit der Genehmigungsbehörde.“

Aber es sind keine Abstimmungen im Endprozess. Auch das stellt die LMBV fest. Denn gegenüber den Planungen von 2008 muss das ganze Bauwerk „optimiert“ werden, wie es die LMBV so schön formuliert.

Eine wesentliche Grundlage für die Planungsleistungen zum Harthkanal ist der zum 15. Dezember 2008 durch die Landesdirektion Sachsen erlassene Planfeststellungsbeschluss „Herstellung des Hochwasserspeicherraums Zwenkau und der Anlagen zur Zu- und Ableitung“.

In diesem wurden maßgebliche Parameter, unter anderem bezüglich der zukünftigen Bewirtschaftungsräume sowie der vorzuhaltenden Hochwasserspeicherräume, verbindlich definiert.

Baugrundverdichtung für den Harthkanal. Foto: LMBV
Baugrundverdichtung für den Harthkanal. Foto: LMBV

Den ersten Härtetest erlebte das Projekt freilich schon lange vor dem Beginn der Bauarbeiten: Während des Hochwasserereignisses 2013 wurde das Hochwasserentlastungs-Bauwerk am Standort Zitzschen erfolgreich in Betrieb genommen und seine Funktion wurde mit der Einleitung von rund 20 Millionen Kubikmetern Wasser aus der Weißen Elster in den Zwenkauer See nachgewiesen. Abgelassen wurde diese zusätzliche Staumenge dann durch das ebenfalls am Westufer des Zwenkauer Sees befindliche Auslassbauwerk – zurück in die Weiße Elster.

Aber auch der Harthkanal soll künftig als Hochwasserableiter aus dem Zwenkauer See funktionieren. Inwiefern er diese Aufgabe überhaupt wahrnehmen kann, ist völlig offen, auch wenn es die LMBV vorsichtiger so formuliert: „Aufgrund der Erkenntnisse aus dem Hochwasser 2013 und der Anpassung der Hochwasser- und Bemessungsereignisse ist die Funktion des Hochwasserspeichers mit seinen Ein-, Absperr- und Auslaufbauwerken zu prüfen.“

Bislang war der Kanalbau selbst mit rund 10 Millionen Euro kalkuliert (zusätzlich zu den 10 Millionen Euro für die Baugrundverdichtung). Doch diese Summe wird sich absehbar deutlich erhöhen. Und mit einer Fertigstellung bis 2022 ist kaum noch zu rechnen.

Noch aber hält die LMBV eine Einigung mit der Landesdirektion für möglich: „Auf Basis der festgelegten Optimierungsschritte wird sich der Baubeginn verzögern. Inwiefern lässt sich zum derzeitigen Zeitpunkt nicht sagen.“

LMBV verklappt die Erdmassen vom Harthkanal im Zwenkauer See

LMBV verklappt die Erdmassen vom Harthkanal im Zwenkauer See

 

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Es gibt 2 Kommentare

Ja, so ist das: da muss man einem merkwürdigen amerikanischen Präsidenten dankbar sein, weil er das unsägliche Freihandelsabkommen mit den USA verhindert hat. Und nun auch der deutschen Bürokratie, dass ihre DIN-Normen einer (ebenso unsäglichen) Verschwendung öffentlichen Geldes wie dem Harthkanal (vorerst) den Garaus macht, ein grandioses Scheitern narzisstischen Größenwahns: ein Kanal für große Personenschifffahrt zwischen Zwenkauer und Cospudener See.
Als ob es keine anderen gesellschaftlichen Aufgaben gäbe!

1. Eine sehr teure Spaß-Bootsverbindung.
Denn vor allem darum geht es ja.

Wenn man an der Wand eines Hochwasserspeichers herumbaut, muss man eben diverse Dinge beachten…

2. Vermutlich möchte man auch das saure Wasser vom Zwenkauer See über den Cospudener See und den Pleißemühlgraben entsorgen.
Da wartet schon das nächste Umweltproblem.

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