Nun ja, Ritter trifft man auf dem Burgberg zu Eilenburg nicht mehr an. Die Burg kann auch nicht mehr belagert werden, denn das Schmuckstück existiert ja nur noch in Rudimenten. Aber die Stadt Eilenburg gibt sich einige Mühe, diese einstige Wiege der sächsischen Wettiner wieder erlebbar zu machen. Samt Heinzelmännchen und Kräutergarten.

Nach dem Abschluss der archäologischen Grabungen auf dem Burgberg wird diese Dominante der Stadt Eilenburg Stück für Stück gestaltet, gibt es eine Herberge mit schöner Aussicht, die ersten Erklärungstafeln und seit Freitag, 16. Juni, nun auch einen Kräutergarten, der auch daran erinnert, dass Burgen ursprünglich überhaupt nicht romantisch waren, sondern richtige Wirtschaftseinheiten. Viehwirtschaft und Kräuergärten gehörten natürlich dazu.

Angrenzend an das neu gestaltete Außengelände auf dem Burgberg wurde jetzt auf der nördlichen Seite, hinter dem Nebengebäude der Pension „Heinzelberge“, der schon lange geplante Kräutergarten errichtet. Dieser war bereits 2001 im Freianlagenkonzept des Burgberges enthalten, musste aber wegen der Hangsanierung hintangestellt werden, teilt die Stadt Eilenburg mit.

Nun wurde der Kräutergarten am 16. Juni 2017 offiziell durch Oberbürgermeister Ralf Scheler eröffnet.

Der gesamte Kräutergarten wird von einer historischen Bestandsmauer und Gabionenwänden eingefasst. Das sind diese unvergleichlichen Drahtkisten, angefüllt mit Bruchsteinen. Innerhalb des Areals sind die Beete von Wegen mit feinem Rollkies umgeben. Im westlichen Teil wurden zwei längliche Pflanzbeete mit Heilkräutern und im östlichen Teil ein Karree aus acht Pflanzbeeten mit Gewürz- sowie Teekräutern angelegt. Womit auch erlebbar wird, dass Kräuter im Mittelalter eben nicht nur in die Suppe kamen, sondern auch eine wesentliche Rolle in der Volksmedizin spielten. Man kann also auch ein wenig sein Wissen über die Heilkraft der Natur auffrischen.

Auf der südlichen Seite befindet sich ein Wasserhahn mit Wasserschale, welcher zur Bewässerung der Beete im Sommer dient.

Zum Verweilen und Entspannen laden ab Ende Juni mehrere Sitzgelegenheiten im Kräutergarten ein. Eine Stahltreppe mit Holzstufen ermöglicht ab Juli den Ausgang in Richtung Norden zur Festwiese bzw. zum Sorbenturm. Die Beschilderung des Kräutergartens ist freilich noch in der Planungsphase, so die Eilenburger Stadtverwaltung.

Der neu angelegte Kräutergarten. Foto: Stadtverwaltung Eilenburg
Der neu angelegte Kräutergarten. Foto: Stadtverwaltung Eilenburg

Das ganze Projekt hat rund 150.000 Euro gekostet. Die Ausgaben werden zu 80 Prozent aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Da sich der Kräutergarten im Sanierungsgebiet „Altstadtkern“ befindet, kommen weitere zehn Prozent aus der Städtebaulichen Erneuerung von Bund und Land. Der städtische Anteil beträgt ebenfalls zehn Prozent.

Die Pflege und Bewirtschaftung des Kräutergartens wird im ersten Jahr im Rahmen einer Fertigstellungspflege durch die Firma „Gottfried Dittrich Garten- & Landschaftsgestaltung“ durchgeführt. Auch im zweiten und dritten Jahr übernimmt die Firma die Pflege. Danach ist eine ehrenamtliche Bewirtschaftung, durch die Schüler der Grundschule Berg und der Freien Evangelischen Grundschule Cultus+, mit Integration in deren Sachkundeunterricht, angedacht. Die Ernte im Garten darf lediglich vom Bewirtschafter übernommen werden.

Zukünftig soll neben dem Weg, welcher das Schlossareal und den Kräutergarten verbindet, dann auch noch das Kunstobjekt „Erbsenschütte“ entstehen. Dies ist ein thematisches Spielobjekt, welches den Ursprungsort der Heinzelmännchensage markiert. Das Kleine Volk, das wie Erbsen auf der Tenne kullert, soll akustisch illustriert werden. Auf einer auf Federn gelagerten Metalltafel kann durch das Körpergewicht eine Metallkassette mit Kugeln so geneigt werden, dass als Geräusch das „Erbsenkullern“ entsteht. Das Kunstobjekt wird vom Künstler Michael Stapf angefertigt.

Eine allgemeine Beschilderung des Burgbergareals ist noch im Jahr 2017 geplant.

Die neue LZ Ausgabe Juni 2017 ist seit Freitag, 16. Juni 2017, im Handel

Die Leipziger Zeitung Nr. 44: Über die Grenzen hinaus

 

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