So ein richtiger Alternativvorschlag ist das nicht unbedingt, was die Stadträte Weber, Gabelmann, Schenk, Riekewald und Götze da jetzt auf ihren Antrag hin bekommen haben, die Straßenbahninfrastruktur nach Markkleeberg-Mitte bis 2030 zu erhalten. Wenn man die 9 wieder nach Markkleeberg fahren lassen möchte, braucht man ja Infrastruktur.
Aber tatsächlich zeigt der Alternativvorschlag des Planungsdezernats, dass es überhaupt keine Pläne dafür gibt, auf dem Streckenast zwischen Connewitz Kreuz und Markkleeberg-Mitte überhaupt je wieder eine Straßenbahn fahren zu lassen.
Es gibt nur das Zugeständnis, aktiv nichts zum Rückbau der Gleise zu unternehmen: “In Bezug auf die Straßenbahninfrastruktur der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH wird kein aktiver Rückbau der Straßenbahngleise auf dem Abschnitt zwischen Connewitz, Kreuz und Forsthaus Raschwitz erfolgen, bis die Prüfergebnisse der im Rahmen der Überarbeitung des Nahverkehrsplans der Stadt Leipzig zu untersuchenden Möglichkeiten einer attraktiven, schienengebundenen ÖPNV-Anbindung des Cospudener und des Markkleeberger Sees (vgl. VI-A-01390) vorliegen. Im Falle unvermeidlicher Tiefbauarbeiten kann ein notwendiger Rückbau der Gleise jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden.”
Was schon geschönt ist, denn auf Markkleeberger Seite werden auch weiterhin Nägel mit Köpfen gemacht. Im Grunde hat man dort nur auf die Einstellung der Straßenbahnverbindung gewartet, um in der Breitscheidstraße und der Friedrich-Ebert-Straße notwendige Arbeiten am Wassernetz durchführen zu können. Dabei werden dann die Gleise zwischen Forsthaus Raschwitz und der Energiestraße komplett entfernt.
Das klingt dann im Planerdeutsch so: “Bezüglich der Sicherung der Straßenbahninfrastruktur im weiteren Streckenverlauf wurden entsprechende Abstimmungen mit der Stadt Markkleeberg vorgenommen. Im Zusammenhang mit notwendigen Bauarbeiten der Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL) GmbH müssen die Gleise im Bereich der Stadt Markkleeberg ab Forsthaus Raschwitz bis Energiestraße bereits im nächsten Jahr ohnehin entfernt werden, weshalb ein kompletter Erhalt der Trasse bis Markkleeberg-West langfristig nicht absehbar ist.”
Im Leipziger Teil der Strecke bleiben die Gleise erst einmal liegen, weil sowieso keine Pläne existieren, in der Koburger und der Wolfgang-Heinze-Straße irgendwelche großen Straßenbauarbeiten durchzuführen.
“Das Beibehalten der Gleisinfrastruktur im Abschnitt zwischen Connewitz, Kreuz und Forsthaus Raschwitz ist, zumindest bis die Prüfergebnisse der im Rahmen der Überarbeitung des Nahverkehrsplans der Stadt Leipzig zu untersuchenden Möglichkeiten einer attraktiven, schienengebundenen ÖPNV-Anbindung des Cospudener und des Markkleeberger Sees (vgl. VI-A-01390) vorliegen, möglich. Da jedoch große Gleisabschnitte das Ende ihrer Lebensdauer bereits erreicht haben, müssten diese im Falle der Wiederaufnahme des Betriebes grundhaft ersetzt werden. Bei anfallenden Tiefbauarbeiten (bspw. von Versorgungsträgern wie Kommunale Wasserwerke (KWL) GmbH) wird es zudem unter Umständen in den nächsten Jahren zu Mitbauverpflichtungen kommen.”
Es wäre also notwendig, dass der Stadtrat in Bezug auf eine neue Trassenführung der Linie 9 im neuen Nahverkehrsplan klare Beschlüsse fasst, ansonsten werden auch hier die Gleise bei der nächsten Straßenbaumaßnahme entfernt.
Und die anderen Installationen müssen – schon aus Sicherheitsgründen – sowieso gleich entfernt werden – die abgefahrenen Fahrleitungen zum Beispiel.
Dazu betont das Planungsdezernat extra: “Aus technischer Sicht ist das bloße Vorhalten der Infrastruktur grundsätzlich mit denselben betrieblichen Risiken verbunden, wie unter Fahrbetrieb und müsste über geeignete Instandhaltungs- bzw. Investitionsmaßnahmen abgesichert werden.”
Was die Fahrleitungen betrifft, gilt nun dies: “Grundsätzlich sind Oberleitungen sowie dazugehörige Speise- und Verstärkungsleitungen über dauernd außer Betrieb genommenen Gleisen abzubauen (siehe Punkt 10.4 der DIN EN 50122-1 über Bahnanwendungen- Ortsfeste Anlagen- Elektrische Sicherheit, Erdung und Rückleitung). Darüber hinaus müssen die elektrischen Anlagen verkehrssicher sein und es darf keine Gefährdung von diesen ausgehen. – Sofern es nicht zum Rückbau der Fahrleitung kommt, entstehen durch den Erhalt der Betriebssicherheit erhebliche Aufwendungen für die laufende Instandhaltung, da zumindest die statische Sicherheit des Fahrleitungssystems weiter gewährleistet werden muss. Ferner muss die komplette Fahrleitung weiter unter Spannung gehalten werden, um über die Steuerungssysteme Störungen feststellen und damit die langfristige Betriebsfähigkeit absichern zu können. – Für die dann bereits ab 2016 notwendigen Ersatzinvestitionen in die Fahrleitung (z. B. Koburger Brücke) stehen einerseits keine finanziellen Mittel zur Verfügung, andererseits existiert die erforderliche Fachplanung hierfür nicht. – Der Gesamtzustand der Fahrleitung spricht insgesamt für einen kompletten Rückbau bei Betriebseinstellung, sodass bei Wiederaufnahme des Betriebes ein kompletter Neubau der Fahrleitungsanlage notwendig ist.”
Was zu erwarten war, nachdem über zehn Jahre lang nichts mehr in den Erhalt der Struktur investiert worden war und sich auch niemand die Mühe gemacht hat, sich Alternativen für diese Straßenbahnverbindung zu überlegen.
Lediglich das Bahnstromunterwerk kann noch eine Weile stehen bleiben: “Das Bahnstromunterwerk Markkleeberg Mitte wird mit Einstellung des Linienbetriebes auf dem Ast zwischen Connewitz, Kreuz und Markkleeberg-West dauerhaft vom Netz genommen, könnte jedoch zu einem späteren Zeitpunkt mit entsprechendem Aufwand reaktiviert werden.”
Das Planungsdezernat spricht zwar von einer differenzierten Betrachtung, aber in der Summe heißt es trotzdem, dass die Straßenbahnstrecke – egal, ob sie nur bis Forsthaus Raschwitz führt, bis Markkleeberg-West oder gar zum Cospudener See – völlig neu gebaut werden müsste.
Keine Kommentare bisher
Dass das alles so und vor allem schnell passieren wird, war schon seit ca. 1999 ein offenes Geheimnis. Die Frage war nur: wann? Nämlich dann, wenn im Stadtrat tief geschlafen wird. Zack.
Die LVB (jetzt nur noch so eine Sparte von diesem “Leipziger”) vermuten anscheinend einen Goldschatz unterm Schotter, wenn sie die Gleise rausreißen. Ich verstehe den geradezu diabolischen Eifer der LVB nicht.
Dieser Verkehrsladen gehört privatisiert und ganz schnell an einen fähigen großen Mutterkonzern veräußert, damit der den lokalen Entscheidern Feuer unterm Anzug macht.
Mit der Eingliederung der LVB in das große “L” ist ein erster Schritt getan. Noch ist dieses L nur ein Marketinggag, aber Worte und Namen entwickeln eine untergründige Wirkung. Und eine Unternehmenssparte kann man unauffälliger verhökern als eine nach außen hin getrennt auftretende eigene Gesellschaft.