LeserclubDas agra-Bad, Sachsens kleinstes Freibad, kennt wohl ein jeder Markkleeberger. Und sicher auch der eine oder andere Leipziger, der an heißen Sommertagen froh war, dass sich in dem 25-Meter-Becken erfrischendes Nass befand. Eintrittspreise von 75 Cent lockten vor allem Kinder und Jugendliche hierher. Nun wird das Bad zum Ende der Saison 2015 geschlossen. Doch am Horizont tauchen schon Planungen für die Zukunft des Geländes auf: ein Adventuregolfplatz.
Bereits mit der Entscheidung, in Markkleeberg das neue Sportbad in der Stadtmitte zu errichten, fiel im Frühsommer 2013 eine weitere Entscheidung, die den meisten Stadträten doch schwer fiel: Die Schließung des agra-Bades. Sichtlich in die Jahre gekommen war das ehemalige Bad für die Beschäftigten der agra-Messe, nun seien enorme Investitionen notwendig.
Spätestens mit der Planung der laufenden Kosten für das Sportbad war klar, dass Markkleeberg sich die Unterhaltung zweier solcher Bäder nicht leisten kann. Doch der Stadtrat sprach sich – am krankheitsbedingten Ende der Amtszeit von Bürgermeister Dr. Bernd Klose – mehrheitlich für das Sportbad am Markkleeberger S-Bahnhof aus (wo sich derzeit schon fleißig der Kran hin und her dreht) – und damit für eine Schließung des Freibades zum Ende der Saison 2015.
Im Markkleeberger Konzept für die 8. Landesgartenschau 2019 war hier die Einrichtung eines Wasserspielplatzes vorgesehen. Doch leider fiel die Entscheidung der Jury nicht auf Markkleeberg, sondern auf die Stadt Frankenberg. Diese Ideen mussten also erstmal wieder auf Eis gelegt werden.
Und nun gibt es Pläne, wie man nach der Schließung des Freibades das Gelände anderweitig nutzen kann. Diese wurden am Mittwochabend im Markkleeberger Stadtrat vorgestellt, nachdem sie in den letzten Wochen auch schon in den einzelnen Ausschüssen diskutiert wurden.
Adventure-Golf am agra Park
Zwei Männer Mitte dreißig treten nach vorn und werden von OBM Karsten Schütze als die beiden Investoren Marcel Kirchhoff und Michael Müller vorgestellt. Beide bekommen die Gelegenheit, auch dem Stadtrat nochmal ihr Projekt zu erläutern.
Sie seien schon länger mit der Idee unterwegs und auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück. In Leipzig habe das bisher nicht geklappt und nun freue man sich über die ersten durchgeführten Gespräche in Markkleeberg. Das 5400 Quadratmeter große Gelände sei hervorragend geeignet, um dort eine Mischung aus Golf (nur ein bisschen kleiner alles) und Minigolf (aber keine Betonbahnen, sondern Kunstrasen) zu planen. So könne eine sehr naturbelassene Variante des Golfspielens im agra-Park entstehen, eine “Kombination aus Action, Fun, Ruhe und Entspannung”. Man wolle aber definitv keine Anlage im “Micky-Maus-Stil”, sondern ein Naturerlebnis schaffen.
Die erwarteten Nutzer seien vor allem Familien, Kinder und Jugendliche. Aber auch Rentner, die sich in Ruhe sportlich betätigen wollen, seien oft zu Gast. Man sei mit Krankenkassen und Therapieeinrichtungen (z.B. für verhaltensauffällige Kinder) im Gespräch.
18 Bahnen seien geplant, manche nur kurz, manche etwas länger. In Deutschland gäbe es bereits etwa 20 solcher Anlagen, jede Saison werden es mehr. Kirchhoff und Müller seien schon rumgereist, um sich einige der fertigen Golfparks anzuschauen. Und haben daraus gleich Verbesserungen für ihr eigenes Projekt abgeleitet: “Uns ist aufgefallen, dass in den anderen Anlagen oft Bänke fehlen, damit man sich zwischendurch auch mal hinsetzen und ausruhen kann.”
Um das recht weitläufige, von stattlichen Bäumen bestandene Gelände noch attraktiver zu machen, könne auch ein kleiner Wasserlauf in den Golfparcours integriert werden, an dem Kinder, die selbst nicht beim Golf mitmachen möchten, gefahrlos spielen können. Das Gebäude der Schwimmmeister soll als Imbiss und Empfangsbereich erhalten bleiben, dort können Besucher dann später ihre Schläger und Bälle ausleihen. Der auf dem Gelände existierende Spielplatz soll frei zugänglich bleiben und in das Konzept integriert werden.
Die beiden Mittdreißiger werden von den Stadträten auch nach den geplanten Eintrittspreisen befragt. Hier orientiere man sich – so die Antwort der beiden – an der marktüblichen Höhe: für Erwachsene 8 bis 10 Euro für die gesamte Runde, für Kinder etwa 4,50 Euro bis 6 Euro.
Joachim Schruth von den Markkleeberger Grünen möchte von den beiden jungen Männern wissen, ob die in den Ausschüssen angesprochenen rechtlichen Fragen schon geklärt werden konnten. Dies wird verneint, man habe jetzt erstmal die Entscheidung des Stadtrates abwarten wollen, bevor man sich an die weiteren Planungen mache und in weitere klärende Gespräche gehe. Dem Vorsitzenden der Grünen-Fraktion reicht das nicht. Der Denkmalschutz spiele an dieser Stelle eine große Rolle, und Kunstrasen auf einem denkmalgeschützten Platz gehe für ihn gar nicht. So könne er dem Projekt derzeit nicht zustimmen.
Bei der darauffolgenden Abstimmung am Mittwochabend zeigte sich jedoch ein klares Bild: 16 Stadträte stimmten für die Adventuregolfanlage in Markkleeberg, zwei waren dagegen, zwei enthielten sich der Stimme.
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