Seit Jahren steht - zumindest wenn man die verantwortlichen Planer und Politiker hört - felsenfest, dass die Straßenbahnlinie 9 in Markkleeberg eingestellt wird. Dort wurde in der letzten Zeit intensiver dazu informiert - vor allem auch, weil ein neues ÖPNV-System etabliert werden soll. Doch die Stadt Leipzig wird bei der Diskussion einfach ignoriert. Leipzigs Linke will das nicht akzeptieren.
Sie hat jetzt gleich zwei Anträge ins Verfahren gegeben, die die Zukunft der Straßenbahnverbindungen ins Neuseenland zum Inhalt haben. Immerhin steht selbst in der “Charta Leipziger Neuseenland 2030” vollmundig, man wolle endlich etwas dafür tun, die ÖPNV-Verbindungen ins Neuseenland zu verbessern. Doch die Pläne für Markleeberg sehen vor allem eine Abdeckung der Seenverbindungen mit Bussen vor. Angekoppelt werden sollen sie an die S-Bahn.
Die Vorstellung dabei: Die Leipziger fahren mit der S-Bahn nach Markkleeberg und steigen dort in die Querverbindungen der Busse.
Das ist etwas anderes als die Idee, mit der Straßenbahnlinie 11 oder 9 direkt vom Leipziger Zentrum an die Seen zu fahren. Die Verlängerung der Linie 11 zum Markkleeberger See hat vor zwei Jahren der Markkleeberger Stadtrat abgelehnt. Die Sache ist nicht vom Tisch: Markkleebergs OBM will die Trasse zum See planerisch trotzdem freihalten – als “Option für die Zukunft”.
Doch die geplante Kappung der Linie 9 würde im Westteil Markkleebergs für endgültige Weichenstellungen sorgen. Und das Problem, das die Leipziger Linke sieht, dass auch in Verbindung mit der Erarbeitung des neuen ÖPNV-Konzeptes für Markkleeberg eine neue Trasse der Linie 9 zum Cospudener See nicht geprüft wurde. Aber man kann die ÖPNV-Verbindungen ins Neuseenland nicht sinnvoll gestalten, wenn man ausgerechnet die Großstadt Leipzig außen vor lässt. Und auch das wurde bei der Vorstellung der ÖPNV-Pläne für Markkleeberg offensichtlich: Die Parkplatzproblematik wurde in den Plänen völlig ausgespart. Doch die Parküberlastung in den Sommermonaten kann man nur dadurch mindern, indem man den Seebesuchern attraktive und vor allem barrierearme Angebote macht, direkt in Seennähe zu kommen.
Warum diskutiert Markkleeberg allein über die Seenanbindung?
Deswegen fordert die Leipziger Linksfraktion im ersten Antrag: Die Linie 9 soll im Dezember 2015 noch nicht eingestellt werden.
“Die Straßenbahnlinie 9 wird auf dem Streckenabschnitt Connewitz Kreuz–Stadtgrenze auch nach dem Fahrplanwechsel im Dezember 2015 weiter betrieben. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, sich beim Leipziger Land und der Stadt Markkleeberg für den Erhalt der kompletten Linienführung einzusetzen. Mit beiden Partnern ist zu prüfen, inwieweit bei einer etwaigen Teilstilllegung der Straßenbahnlinie 9 durch den Landkreis im Bereich der Stadt Markkleeberg die Endstelle Markkleeberg-Mitte im Bereich der Parkstraße weiterhin genutzt werden kann. Alternativ ist die Möglichkeit für den Neubau einer Endstelle auf dem Gebiet der Stadt Leipzig zu prüfen. Dabei ist sicherzustellen, dass der Wildpark und das Wohngebiet ‘Am Wolfswinkel’ weiterhin attraktiv an das Straßenbahnnetz der LVB angebunden sind.”
Das Problem sind nämlich nicht die Verbindungen innerhalb Markkleebergs. Im Gegenteil: Gerade weil der MDV nur ein ÖPNV-Konzept für Markkleeberg vorgelegt hat, wird deutlich, wie schwer sich der Verkehrsverbund tut, überhaupt in regionalen Vernetzungen zu denken. Gerade wenn es um die Nahverkehrsverbindungen ins Neuseenland geht, sind sinnvolle Verbindungen nach Leipzig das A und O. Was durch die derzeit diskutierten Pläne passieren würde, wäre eine Verschlechterung der Leipziger ÖPNV-Verbindungen. Und damit – so die Linke – würde nicht der Bus, sondern vermehrt wieder das Auto favorisiert.
Bessere Verbindungen ins Neuseenland ohne Straßenbahn?
Die Linksfraktion in ihrem Antrag: “Derzeitig wird in den verschiedensten Gremien über die Sinnhaftigkeit des Fortbestandes des Straßenbahnverkehrs in der Stadt Markkleeberg diskutiert. Diese Diskussion wurde auch schon öffentlich im Stadtrat zu Markkleeberg geführt.
Aus Sicht der Leipziger Fraktion Die Linke würde durch eine Einkürzung der Linie 9 der öffentliche Nahverkehr der Stadt Leipzig in diesem Gebiet deutlich an Attraktivität verlieren. Am stärksten betroffen wären der Wildpark und das Wohngebiet ‘Am Wolfswinkel’. Diese Gebiete dürfen nicht vom Rest der Stadt abgeschnitten werden. Der Wildpark ist seit Jahren ein attraktives Ausflugsziel für Familien aus der gesamten Stadt Leipzig. Auch die gute Anbindung durch den ÖPNV hat dazu ein Stück beigetragen. Diese Anbindung muss auch weiterhin aufrechterhalten bleiben.
Die gemeinsamen Bemühungen von Stadtrat und Verwaltung der Stadt Leipzig um die Verlagerung des ein- und auspendelnden Individualverkehrs vom MIV auf den Umweltverbund würden mit einer Teilstilllegung der Linie 9 deutlich geschwächt.”
Schafft das Markkleeberger ÖPNV-Konzept doch wieder mehr Autoverkehr für Leipzig?
Im zweiten Antrag geht die Linksfraktion noch ein bisschen weiter und fragt nach einer Verbesserung der Straßenbahnverbindungen ins Neuseenland prinzipiell. Denn genau das wird von Markkleeberger Seite blockiert.
“Leipzig wächst und braucht einen attraktiven Nahverkehr, sowohl innerstädtisch für den täglichen Berufs-, Schüler- und Einkaufsverkehr als auch in die Stadtrandbereiche hinein”, stellt die Linksfraktion in diesem Antrag fest und verweist auf die zunehmend engere Pendlerverflechtung zwischen Leipzig und den Städten im Umland. Das kann nicht allein die S-Bahn abfangen. “Ganz besonders die sich entwickelnden Seen im Leipziger Umland ziehen mit ihrer Vervollkommnung immer mehr Menschen an. Ein hohes PKW-Aufkommen und große Parkplätze würden der Erholungsfunktion und der klimatischen Bedeutsamkeit dieser Bereiche für die Großstadt entgegenwirken. Das aktuell bestehende Schienennetz ist gut geeignet, um den Cospudener See und den Markkleeberger See an den ÖPNV anzubinden.”
Und so beantragt die Leipziger Linke: “Im Rahmen der Überarbeitung des Nahverkehrsplans der Stadt Leipzig wird der Oberbürgermeister beauftragt zu prüfen, welche Möglichkeiten für eine attraktive schienengebundene ÖPNV-Anbindung des Cospudener Sees und des Markkleeberger Sees bestehen und unter welchen Rahmenbedingungen diese umsetzbar wären.”
Linke-Antrag zum Erhalt der Linie 9.
Linke-Antrag für attraktive Straßenbahnverbindungen ins Neuseenland.
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