Mit monatlicher Regelmäßigkeit veröffentlichen die Jobcenter des Landes die aktuellen Zahlen zur Arbeitsmarktentwicklung. So auch, am vergangenen Freitag, das Kommunale Jobcenter des Landkreises Leipzig. In nur wenigen Zeilen teilte man kurz und knapp mit, welche Veränderungen bei den arbeitslos Gemeldeten es gab und wie sich die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften entwickelt hat. Um genauer zu erfahren, wie es um die derzeitige Arbeitsmarktsituation im Landkreis bestellt ist, haben wir beim Jobcenter nachgefragt und um umfangreichere Informationen gebeten.
Das Amt schreibt in seiner Pressemitteilung: “Im Februar 2014 waren 8.105 Personen arbeitslos gemeldet. Dies bedeutet einen Rückgang um 198 arbeitslos gemeldeter Leistungsberechtigter zum Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat (02/2013 – 9.087) konnte erneut ein Rückgang von 982 Personen verzeichnet werden.”
Die vom Jobcenter des Landkreises gemeldeten 8.105 Arbeitslosen beziehen Leistungen nach SGB II (Hartz IV), sie teilen sich auf in 4.567 arbeitslos gemeldete Männer (56 Prozent) und 3.538 arbeitslose Frauen. Aber auch 511 Jugendliche (15 bis 25 Jahre) sind derzeit arbeitslos, davon sind 72 jünger als 20 Jahre. Damit liegt die Jugendarbeitslosigkeit im Landkreis bei etwa 6,3 Prozent (zum Vergleich: Leipzig 9,7 Prozent). Von den 8.105 beim Jobcenter Betreuten gelten 3.189 (knapp 40 Prozent) als langzeitarbeitslos, ein gutes Drittel (2.994 = 37 Prozent) sind älter als 50 Jahre.
Hinzu kommen weitere 2.757 arbeitslose Männer und 1.838 Frauen, die von der Agentur für Arbeit betreut werden und Leistungen nach SGB III erhalten, also Leistungen zur Arbeitsförderung. In diesem Personenkreis sind 398 Jugendliche (unter 25 Jahre), 708 Langzeitarbeitslose und 2.270 Über-50-Jährige.
In der Gesamtzahl sind im Landkreis Leipzig im Februar 2014 also 12.700 Personen – die Leistungen nach SGB II oder III erhalten – als arbeitslos gemeldet: 7.324 Männer und 5.376 Frauen. Darunter 909 Jugendliche unter 25 Jahren und 5.264 Leistungsempfänger über 50 Jahren. 3.897 Personen gehören zur Kategorie der Langzeitarbeitslosen.
Demgegenüber stehen im Februar 931 gemeldete Arbeitsstellen in den folgenden Bereichen zur Besetzung zur Verfügung:
304 Angebote in Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung
170 Angebote in Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit
144 Angebote in Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung
129 Angebote in Bau, Architektur, Vermessung, Gebäudetechnik
89 Angebote in kaufm. Dienstleistungen, Handel, Vertrieb und Tourismus
54 Angebote in Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht, Verwaltung
25 Angebote in Land-, Forst-, Tierwirtschaft, Gartenbau
10 Angebote im Bereich der Geisteswissenschaften, Kultur, Gestaltung und
6 gemeldete Angebote in Naturwissenschaften, Geografie, Informatik.Im zweiten Teil der Pressemitteilung beschreibt das Jobcenter die Entwicklung bei den Bedarfsgemeinschaften: “Die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften im Gebiet des Kommunalen Jobcenters Leipzig stieg im Vergleich zum Vormonat um 179 auf insgesamt 14.170. Es erhielten 23.995 Personen Leistungen nach SGB II, dies sind 319 Personen mehr als im Januar 2014.”
Auf Nachfrage haben wir vom Jobcenter die derzeit aktuellsten vorliegenden Zahlen über die Zusammensetzung dieser Bedarfsgemeinschaften erhalten: Demnach sind knapp 60 Prozent Singlehaushalte, in knapp einem Viertel leben zwei Personen, in etwa 10 Prozent drei Personen und in etwa 7 Prozent vier Personen oder mehr.
Für uns wichtiger war allerdings die Frage, wie viele Kinder vom Bezug der Leistungen des Jobcenters abhängig sind. Auch darauf gab das Amt detaillierte Antworten: In 15 Prozent der Haushalte, die als Bedarfsgemeinschaft gemeldet wurden, lebte ein Kind unter 15 Jahren, in sieben Prozent zwei Kinder, in knapp 3 Prozent der Haushalte leben drei oder mehr Kinder. Insgesamt erhalten im Landkreis Leipzig rund 5.400 Kinder unter 15 Jahren Leistungen zum Lebensunterhalt.
Spannend auch die Antwort auf unsere Frage, wie sich denn die Beschäftigungsverhältnisse zusammensetzen. Nach Informationen des Jobcenters waren von 6.301 Erwerbstätigen im Februar 2.942 Männer und Frauen bekannt, die trotz ihrer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit Leistungen vom Amt beziehen. Weitere 2.822 Personen waren geringfügig beschäftigt, 537 Selbständige erhielten unterstützende Leistungen.
Im dritten und schon letzten Teil der Pressemeldung vom Freitag hieß es: “Durch den Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente im Berichtsmonat nahmen 1.687 erwerbsfähige Leistungsberechtigte an unterschiedlichen Fördermaßnahmen des Kommunalen Jobcenters Landkreis Leipzig teil.”
Auch hier wollten wir genauer wissen, welche Zahlen dahinterstecken, und haben nachgefragt: Wie teilt sich die genannte Zahl von 1.687 Personen auf die verschiedenen Fördermaßnahmen auf? Der Antwort des Jobcenters vom heutigen Tag konnte man entnehmen, dass 483 berufliche Eingliederungsmaßnahmen unterstützt werden, 259 Männer und Frauen erhalten Leistungen für eine berufliche Weiterbildung (inkl. der Förderung behinderter Menschen), es werden 661 Arbeitsgelegenheiten (1-Euro-Jobs) und 42 Arbeitsverhältnisse (Zuschuss zum Arbeitsentgelt) gefördert und in neun Fällen Beschäftigungszuschüsse (an Arbeitgeber bei Beschäftigung von erwerbsfähigen Leistungsberechtigten mit Vermittlungshemmnissen) gezahlt. Zehn Einwohner des Landkreises Leipzig erhalten Leistungen zur Absicherung ihrer Selbständigkeit (Einstiegsgeld).
Insgesamt liegt die Arbeitslosigkeit derzeit bei 9,2 Prozent.Der letzte Punkt auf unserer Fragenliste an das Kommunale Jobcenter des Landkreises Leipzig betraf den derzeitigen Stand bei den Arbeitssuchenden.
Vorab eine kleine Begriffserklärung: Arbeitslos ist jemand, der vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis steht oder nur eine Beschäftigung ausübt, die weniger als 15 Stunden wöchentlich umfasst. Arbeitslose suchen eine versicherungspflichtige Beschäftigung, die mindestens 15 Stunden wöchentlich umfasst, sind bei der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter gemeldet und stehen für die Vermittlung zur Verfügung, sind also arbeitsfähig und -bereit.
Als nicht arbeitslos, sondern als arbeitssuchend, gelten Personen, die zwar die beschriebenen Voraussetzungen für Arbeitslosigkeit erfüllen, aber an einer Maßnahme der aktiven Arbeitsmarktpolitik teilnehmen (z.B. Weiterbildung, 1-Euro-Jobs, …). Hinzu kommen Vorruheständler (für Personen über 58 Jahre) und Personen, die kurzfristig arbeitsunfähig sind und während dieser Zeit dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen.
Den übermittelten aktuellen Zahlen zufolge gibt es im Landkreis Leipzig eine große Gruppe von 21.934 arbeitssuchenden Männern und Frauen, die von der Agentur für Arbeit (6.585 Betreute) und vom Kommunalen Jobcenter (15.349 Betreute) Leistungen erhalten. Beide Ämter sind also für insgesamt 34.634 Personen verantwortlich. Diese Zahl bedeutet auch, dass derzeit etwa jeder siebte Einwohner des Landkreises Leipzig (lt. Statistischem Landesamt hatte der Landkreis am 30. Juni 2013 insgesamt 258.262 Einwohner) auf Unterstützung angewiesen ist.Lassen sich aus diesen ganzen Zahlen langfristige Trends ablesen?
Es sind Ende Februar 2014 insgesamt 982 SGB-II- und 331 SGB-III-Empfänger weniger gemeldet. Die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen (unter 25) und den Älteren (über 50) konnte im Jahresverlauf jeweils um ein Fünftel verringert werden. Die Arbeitslosigkeit ist von 10,3 Prozent auf 9,2 Prozent gesunken.
Die Entwicklung bei den Bedarfsgemeinschaften: Vor zwei Jahren, im Februar 2012, waren 15.540 Bedarfsgemeinschaften (BG) mit 26.849 Personen gemeldet. Im Februar 2013 waren es schon 660 BG und 1389 Personen weniger. Ein weiteres Jahr später, im Februar 2014, nochmals ein Minus von 710 BG (auf 14.046) und 1.465 Personen (auf 23.995). Innerhalb von zwei Jahren ist die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften also um knapp 1.500 gesunken, die Anzahl der betroffenen Personen ist um knapp 3.000 gefallen. Man kann also vorsichtig optimistisch sein.
www.landkreisleipzig.de/kommunales-jobcenter-landkreis-leipzig.html
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