In der Haut von Jens Spiske wollte man im zurückliegenden Jahr manchmal höchst ungern stecken. Er gewinnt die umkämpfte Bürgermeisterwahl in Markranstädt knapp und verdrängt die CDU-Bürgermeisterin Carina Radon, um sich seitdem mit einer von Beginn an juristisch haltlosen Wahlanfechtung durch alle möglichen Instanzen konfrontiert zu sehen. Am 13. November machte das Oberverwaltungsgericht Bautzen unanfechtbar Schluss mit dem juristischen Mummenschanz eines Bündnisses "2012" aus dem Markranstädter Ortsteil Göhrenz. Die Reaktion darauf konnte man gestern an der Wand des Alten Ratsgutes geschrieben lesen.
Ob es dörfliche Ignoranz, grundlegende Feindschaft gegenüber neuen Entwicklungen ist oder schlicht die Unfähigkeit, andere Menschen zu respektieren – Fragen, die man sich in den vergangenen Monaten öfter stellen musste, blickte man auf die Vorgänge in Markranstädt. Wo alles dies zusammenkommt, entsteht aus Ohnmachtsgefühlen heraus Hass. Gegen andere Menschen, gegen Wahlentscheidungen der Bürger, gegen einen abschlägigen Bescheid vor Gericht.
Wer die Zeile an die Mauer schmierte, dem scheint dabei der Platz für die zweite Zeile aus dem umstrittenen Song der Band “Slime” gefehlt zu haben. Beendet lautet die Botschaft: “Eher glaube ich an die Unschuld einer Hure, als an die Gerechtigkeit der Justiz.” Wo Slime in dieser Art gegen Polizeiwillkür polemisiert, ist in Markranstädt die finale Niederlage der Gegner Spiskes auf dem Gerichtsweg gemeint.
Für die Freien Wähler Markranstädt mit ihrem Wahlgewinner Jens Spiske an der Spitze ein klarer Fingerzeig, dass es in Markranstädt nach wie vor Bürger gibt, die zu ihrem Entsetzen immer noch keine Befriedung des Konfliktes wollen. Nachdem sie ihren Schreck verdaut und die Zeilen an der Wand getilgt haben, äußern sie sich heute: “Das auf dem zweiten Bild abgebildete durchgestrichene Wahlkreuz ist als deutlicher Fingerzeig zu verstehen. Für die Freien Wähler Markranstädt (FWM) ist damit der Tiefpunkt für die Demokratie in Markranstädt erreicht, noch dazu wenn man in Betracht zieht, dass schon vor ein paar Wochen einem Mitglied der FWM und aktivem Mitglied der AG Verkehrslärm an seinem privaten Wohnhaus die Fensterläden beschmiert wurden.”
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In einer gewissen Analogie zur Leipziger “Schweineaktion” gegen die Ahmadiyya-Gemeinde wird auch hier die manchmal schmale Grenze zwischen Wort und Tat überschritten. Aus den monatelangen Angriffen und Prozessführungen aus den Reihen des Bündnis 2012 sind nun Taten unbekannter Urheberschaft geworden. Was auch Angst machen kann. “Wie steht es um die Demokratie in Markranstädt, wenn erst die Justiz bis zur Grenze der Machbarkeit strapaziert wird und das Ergebnis dann solche Auswirkungen zeigt? Was kommt als nächstes? Selbstjustiz? Lynchjustiz? Was im Gedächtnis bleibt, ist diese unmissverständliche Botschaft, die mit ihrem verfassungsfeindlichen Hintergrund alle rechtmäßigen Demokraten empört.”
Führt man sich hierbei vor Augen, dass es nach wie vor um eine offensichtliche Konfrontationsstellung zwischen einigen Anhängern der Christdemokraten und den Wählern der Freien Wähler geht (siehe Interview vom 22. Oktober auf L-IZ.de), bekommen die letzten Zeilen einen äußerst faden Beigeschmack. Eine eigene Stellungnahme der CDU Markranstädt oder des “Heimatvereins 2012”, welche man eigentlich nach dieser nächtlichen Attacke erwarten könnte, liegt der L-IZ zur Stunde nicht vor. Aktuell bleibt wohl nur Vergebung für die, die nicht wissen, was sie tun.
Zur Internetseite der freien Wähler Markranstädt
www.freiewaehler-markranstaedt.de
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