In den sozialen Medien wurden am Dienstag mehrere Videos verbreitet, die eine Wahlmanipulation gegen die AfD zeigen sollen. Darin sind angebliche Stimmzettel fรผr die Bundestagswahl im Wahlkreis Leipzig 1 zu sehen, auf denen die Partei nicht aufgefรผhrt ist. Das Amt fรผr Statistik und Wahlen vermutet eine โgezielte Kampagneโ.
Die Videos sind circa 20 bis 30 Sekunden lang und wurden unter anderem auf X und Telegram verbreitet. Sie zeigen angebliche Stimmzettel fรผr Wahlkreis Leipzig 1, die mit den offiziellen Stimmzetteln fast identisch sind. Der einzige Unterschied: Ganz oben fehlt die Zeile mit der AfD und deren Direktkandidat Christian Kriegel.
Das Amt fรผr Statistik und Wahlen der Stadt Leipzig bezeichnete die Stimmzettel am Nachmittag als gefรคlscht. Es werde versucht, โden Bundestagswahlkampf in Leipzig zu beeinflussenโ. Fehldrucke kรถnnten ausgeschlossen werden, unter anderem weil โalle jetzt vorliegenden Leipziger Stimmzettel in einer Charge produziertโ worden seien.
An die Wรคhler*innen in Leipzig wurden laut Wahlamt bislang mehr als 140.000 Stimmzettel verschickt. โEs gibt bisher keinerlei entsprechende Hinweise aus der Bevรถlkerung.โ
Skepsis selbst im rechten Spektrum
Die mutmaรliche Desinformationskampagne stรถรt selbst in rechten Kreisen auf Skepsis. So erklรคrt beispielsweise der AfD-nahe Content Creator Kolja Barghoorn seinen mehr als 100.000 Follower*innen auf X, dass er von einer Fรคlschung ausgeht.
Ein Indiz dafรผr seien die Stimmen in den Videos, die keinen Dialekt hรคtten und stattdessen kรผnstlich klingen wรผrden. Laut dem Portal t-online, das auch รผber die Videos berichtet, wurden in den vergangenen Monaten mehrmals รคhnliche Fรคlschungen verbreitet, die teilweise mit Kรผnstlicher Intelligenz erstellt wurden.
Barghoorn weist auch darauf hin, dass die Nummerierung auf dem โStimmzettelโ nicht angepasst wurde. Auf den offiziellen Stimmzetteln sind Kriegel und die AfD an erster Position. Auf den gefรคlschten Stimmzetteln fehlt die Nummer 1; ganz oben ist stattdessen die Nummer 2.
Wahlmanipulation zu Gunsten der Freien Sachsen
Tatsรคchlich sind gefรคlschte Wahlzettel nicht komplett auszuschlieรen. Bei der jรผngsten Landtagswahl in Sachsen gab es solche Fรคlle. Allerdings war es mutmaรlich ein Sympathisant des rechten Spektrums, der solche Wahlzettel in Umlauf brachte. Sie waren zu Gunsten der rechtsradikalen Partei โFreie Sachsenโ manipuliert. Mitte September wurde die Wohnung eines Tatverdรคchtigen durchsucht.
Im aktuellen Fall prรผft die Stadt Leipzig, โwelche rechtlichen Schritte eingeleitet werden mรผssenโ. Man mรถchte zudem alle Wahlhelfer*innen darauf hinweisen, bei der Auszรคhlung auf gefรคlschte Stimmzettel zu achten.
Empfohlen auf LZ
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
Keine Kommentare bisher