Die Bundestagswahl 2025 ist zu Ende. Wer hรคtte nach den Kommunal- und Landtagswahlen 2024 im Osten Deutschlands gedacht, dass das Bรผndnis Sahra Wagenknecht den Einzug in den Bundestag verpasst? Aber 4,97 Prozent sprechen, wenn auch zugegeben knapp, eine deutliche Sprache. Bei anderen neuen oder kleinen Parteien ist das nicht problematisch, sie versuchen es das nรคchste Mal erneut.

Es gibt Kleinparteien, die seit รผber zehn Jahren auf kommunaler Ebene Mandate haben, es aber noch nie in einen Landtag oder in den Bundestag schafften. Beim BSW ist das anders.

Die Partei ist bekanntermaรŸen nicht auf einem Programm aufgebaut, sondern um ihre Grรผnderin herum. Diese ist, um eine Sportmetapher zu bemรผhen, keine Langstreckenlรคuferin, sondern eine Sprinterin. Das war schon 2018 bei ihrer (schnell gescheiterten) Sammlungsbewegung โ€žAufstehenโ€œ deutlich erkennbar, als sie diese nach kurzer Zeit ihrem Schicksal รผberlieรŸ.

Kurz vor der Bundestagswahl รคuรŸerte sie schon: โ€žDie Wahl ist natรผrlich auch die Entscheidung รผber meine politische Zukunft.โ€œ War das eine Drohung an potenzielle Wรคhler, oder ein Versprechen an den Rest?

Mit dem knapp verpassten Einzug des BSW in den Bundestag stellt sich die Frage, wie es mit dieser Partei weitergeht. Gibt Sahra Wagenknecht ihre Fรผhrungsrolle auf und benennt die Partei um in โ€žBรผndnis ohne Namenโ€œ, oder รคhnlich? Der Name kann ja in diesem Fall nicht bleiben.

Was wird aus den Landes-, Kreis- und Ortsverbรคnden, die bisher direkt von ihr beeinflusst, um nicht zu sagen dirigiert wurden? Erinnert sei an das Interview mit Eric Recke, dem Fraktionsvorsitzenden des BSW im Stadtrat Leipzigs.

Frage: Etwas flapsig formuliert: Sitzen im Leipziger Stadtrat sieben Stadtrรคte, oder sitzt Sahra Wagenknecht immer mit am Tisch?

Antwort: Also Sahra Wagenknecht ist durch die immer noch extrem starke Prรคsenz in der Partei politisch, inhaltlich wie auch in der ร–ffentlichkeit durchaus Gegenstand aller unserer รœberlegungen. Aber nicht jetzt als so eine einfache Person, sondern eben, was sie reprรคsentiert, zusammen mit den Parteigrรผndern und -grรผnderinnen. Und wie wir das programmatisch, wofรผr wir uns bekannt haben als Mitglieder, sowie auch als Unterstรผtzer, die jetzt da als Stadtrรคte aktiv sind, das eben jetzt auch in konkrete Politik umsetzen kรถnnen.

Wer รผbernimmt das Kommando? Bleiben die restriktiven Aufnahmebedingungen? Und welche Politik will diese Partei, die immerhin in zwei Bundeslรคndern in der Regierungsverantwortung ist, kรผnftig betreiben?

War es das mit BSW?

Es sรคhe so aus, wenn da nicht Sahra Wagenknecht und Fabio De Masi wรคren. Frau Wagenknecht hat es sich anders รผberlegt, schon am Tag nach der Wahl โ€“ wahrscheinlich vorlรคufig. Fabio De Masi รผberlegt nach Karlsruhe zu gehen, es fehlen ja nur wenige Stimmen und die kรถnnten ja von den Auslandsdeutschen kommen, die faktisch an der Wahrnehmung ihres Wahlrechts gehindert wurden. So zumindest kann man seine Nachricht auf X, die nicht unwidersprochen blieb, lesen.

Fabio de Masi auf X. Screenshot: LZ
Fabio De Masi auf X. Screenshot: LZ

Hier muss man selbstverstรคndlich beachten, dass auch das BSW, unter anderem durch die Co-Vorsitzende Amira Mohamed Ali, nach dem Zerfall der Ampel schnelle Neuwahlen forderte. Die Risiken einer schnellen Neuwahl, auch die Warnungen der Bundeswahlleiterin, waren da egal.

Fazit: Das BSW bleibt vorerst drauรŸen, ob eine Anrufung des Bundesverfassungsgerichts erfolgt und wie ein Urteil ausfallen wรผrde, das steht in den Sternen. Die Gliederungen des BSW werden sich wohl รผberlegen, ob sie gehorsam gegen ihrer Fรผhrung bleiben. SchlieรŸlich gibt es auch dort starke Persรถnlichkeiten, die sich jetzt vielleicht verselbstรคndigen wollen. Es wird wohl spannend bleiben mit dem BSW.

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