Die kleinen, nicht im Bundestag vertretenen Parteien haben, obwohl sie noch die erforderlichen Unterstützungsunterschriften sammeln, ihre Direktkandidaten für die Leipziger Wahlkreise schon aufgestellt. Wir trafen uns am Mittwoch, dem 8. Januar, mit der Künstlerin Josephine Jannack, die als Direktkandidatin für Die PARTEI im Wahlkreis Leipzig II antritt.

Hallo und schön, dass es kurzfristig geklappt hat. Frau Jannack, sagen Sie uns doch zuerst kurz etwas zu Ihrer Person.

Hallo, ich bin Josephine Jannack, wohne in Leipzig, bin 38 Jahre alt und bin Künstlerin. Gerade habe ich fertig studiert und trete als Direktkandidatin für Die PARTEI zur Bundestagswahl 2025 an.

Welche Themen wollen Sie, sollten Sie in den Bundestag gewählt werden, dort einbringen?

Ich bin auf jeden Fall für das Thema Sechs-Stunden-Arbeitstag und Mittagsschlaf, auf jeden Fall. Das ist sehr gut. Außerdem, ein bisschen realpolitisch, will ich immer noch das bedingungslose Grundauskommen. Ich nenne es auch lieber Auskommen als Einkommen, weil man ja damit auskommen kann.

Gerade als Künstlerin ist das schon sehr wichtig, wenn man so willkürlich Geld bekommt. Ansonsten Opposition sein und doch, ein bisschen mit dem Vorbild Sonneborn, Aufklärung betreiben und Transparenz in diesen Bundestag hereinbringen.

Was bedeutet denn Opposition sein, konstruktive Opposition oder Nein sagen?

Konstruktiv und den Spiegel vorhalten letztendlich, auf satirische Art, auf witzige Art und Weise, wie Die PARTEI halt ist. So abstruse Thesen aufstellen und den Wahrheitsgehalt da immer noch ein bisschen mit rein hereinbringen. Das ist für mich Opposition. Und natürlich den Regierenden auch ab und an eben den Spiegel vorhalten und aufklären.

Die PARTEI ist ja, wie die anderen kleinen Parteien, im Moment noch heftig dabei, Unterstützungsunterschriften zu sammeln. In Sachsen sind das 2.000 für die Partei und für einen Direktkandidaten auch nochmal 200, glaube ich. Wie ist da bei Ihnen der Stand und was haben Sie selber erlebt in dieser Zeit?

Also, der Stand ist gut. Wir werden eine Punktlandung hinlegen, wahrscheinlich bis zum 20. Januar. Obwohl ich glaube, dass wir schon fast 2.000 Stimmen zusammen haben und ich habe auch schon fast meine 200 Stimmen zusammen. Meine Erfahrungen sind unterschiedlich. Ich habe schon mal versucht, eine Direktkandidatur zu machen, da hab ich aber gerade Diplomzeit gehabt.

Also keine Zeit letztendlich, da habe ich drei Stimmen zusammen gesammelt, war beim Bandhaus sammeln und dachte dann aber, das schaffst du ja nicht. Das ist einfach viel zu viel. Jetzt mit den anderen Parteileutis zusammen, trotz Winter, ist das anstrengend. Das ist für mich die niederste Stufe der Demokratie. Man findet Leute zusammen, die sagen, es ist in Ordnung, wenn man auf dem Stimmzettel stehen kann.

Es ist aufregend, man muss sich ein bisschen ein hartes Fell anarbeiten, denn du hast auch gegenteilige Meinungen und Leute, die sagen, das gefällt mir nicht. Halt auch dieses realpolitisch sein und wir brauchen Die PARTEI grad nicht, denn wir brauchen ernsthafte Politik.

Da bin ich aber nicht der Meinung, weil wir auch unbedingt Humor brauchen. Ich glaube, das ist auch in schwierigen Zeiten sehr wichtig. Dann dauert’s natürlich eine Weile. Also so im Schnitt fragt man tausend Leute, um hundert Stimmen zu bekommen. Im Süden, wo ich war, ging’s natürlich ein bisschen besser. Connewitz ist quasi durchzogen von der PARTEI. Ich war am Kreuz sammeln, das war ganz witzig. Die Leute kamen auf uns zu und wussten auch, dass wir Unterschriften brauchen und die machen das jedes Mal.

Manche haben gefragt, warum wir denn überhaupt sammeln. Die Leute müssen ja auch ihre Daten herausgeben und das ist halt ein bisschen schwierig, aber es ist eine Form von Wahlkampf und ich hab jetzt auch mit Kuno festgestellt, dass das an sich auch eine ganz coole Sache ist.

Gerade wenn die Leute auf einen zukommen, wenn man einen Tisch und einen Stand hat. Wenn man mit den Zetteln herumrennt und sie aktiv anspricht, da biedert man sich dann doch an und das ist ein bisschen schwerer, als wenn du selber einfach da bist und die Leute kommen. Das ist schön. Also das macht schon dann wieder Spaß.

Die großen Parteien sagen oft: Wählt bloß nicht die Kleinen, das sind verschenkte Stimmen. Was sagen Sie dazu?

Das stimmt nicht, das finde ich nicht in Ordnung, denn es gibt ja einen Haufen Parteien und die haben Gründe, dass es sie gibt. Die dürfen natürlich auch gewählt werden, weil wir sehr divers sind, glaube ich. Deutschland hat unglaublich viele unterschiedliche Leute und da sollte es auch eine sehr bunte Parteienlandschaft geben.

Zum Schluss noch zwei, drei Sätze: Warum sollte man Josephine Jannack wählen?

Ich bin eine künstlerische Person, hab ein bisschen dieses Künstlertum, auch ein bisschen Größenwahn, was natürlich in den Bundestag passt. Da passe ich mich dem dann vielleicht an, ansonsten hab ich gar nicht so viel Interesse am Geld, ich würde es teilen, das sind ja 9.000 Euro, wenn man das denn kriegen würde.

Dann kann man immer acht Leute herausfiltern oder so, für die man jeden Monat irgendwas macht. Also da geht es nicht um die Kohle, ich möchte gerne Die PARTEI vertreten und eben weiterhin aufklärerisch und lustig tätig sein in dem Feld.

Vielen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit.

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