Es scheint zur neuen Normalitรคt zu werden, dass die CDU-Fraktion im Leipziger Stadtrat Beschlรผsse, auch solche, die sie in der letzten Wahlperiode mitgetragen hat, kippt. Nach den Antrรคgen, den Umbau der Prager StraรŸe zu verhindern, stellte man 2 Tage vor der Ratsversammlung den nรคchsten Antrag.

Heute, am 21.11. steht die Vorlage โ€žBau- und Finanzierungsbeschluss zur Modernisierung des ehemaligen Bowlingtreffs zum Naturkundemuseum Leipzig, Wilhelm-Leuschner-Platz 1 und Konzeption und Ausrichtung des Museums am neuen Standortโ€œ auf der Tagesordnung.

Bis zum Montag gab es von der CDU 3 ร„nderungsantrรคge, die sich hauptsรคchlich mit Eintrittspreisen bzw. der Entgeltfreiheit der stรคdtischen Museen und mit Einsparungen bei den jรคhrlichen Zuschรผssen befassten.

Zwei Tage vor der Ratsversammlung kam ein Ersetzungsantrag, der hat es in sich. Die CDU-Fraktion beantragt:

1. Der Standort und die aktuelle Planung werden verworfen. Die Arbeiten am ehemaligen Bowlingtreff und am Wilhelm-Leuschner-Platz 1 werden eingestellt.

2. Der stรคdtische Eigenanteil fรผr die geplante Investition wird fรผr die Planung einer grundhaften Sanierung der LortzingstraรŸe 3, dem jetzigen Standort, verwendet. Teil dieser Planung soll eine รœberarbeitung des Museumskonzeptes und eine Bewertung der Exponate bzgl. ihrer Ausstellungsrelevanz sein.

3. Mit Abschluss der Planung werden fรผr fรผnf Jahre jeweils fรผnf Millionen Euro in die Sanierung investiert. Dies wird รผber Verpflichtungsermรคchtigungen gesichert.

4. Die Verwaltung bemรผht sich um Fรถrdermittel fรผr die barrierefreie Sanierung des Naturkundemuseums und die Errichtung eines Ergรคnzungsbaus fรผr die einzigartigen Valdivia-Exponate.

Dazu muss gesagt werden, die Begrรผndung des Ersetzungsantrags kรถnnen die Stadtrรคtinnen und Stadtrรคte in der Kรผrze der zur Verfรผgung stehenden Zeit nicht prรผfen und in den Fraktionen diskutieren. Das weiรŸ auch die CDU-Fraktion. Ob man hofft, dass eine emotionale Abstimmung erfolgt, bei der es mรถglich ist, das Projekt scheitern zu lassen, ist fraglich. Eher spekuliert die Fraktion wohl darauf, dass die Vorlage in die nรคchste Ratsversammlung im Dezember verschoben wird.

In der Begrรผndung wird ausgefรผhrt: โ€žIm Rahmen der Ausgangsvorlage fรผr diesen Ersetzungsantrag ist erstmals auch eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung vorgelegt worden. In dieser werden eine Reihe an Annahmen formuliert, die โ€“ positiv formuliert โ€“ utopisch erscheinen.โ€œ

Das klingt, als wรคre diese Wirtschaftlichkeitsberechnung erst in den letzten Tagen den Fraktionen zur Kenntnis gelangt. Wir kรถnnen das nicht รผberprรผfen, wenn das so ist, wรคre ein Antrag auf Absetzung von der Tagesordnung wegen Klรคrungsbedarf zielfรผhrender gewesen.

Was gesagt werden muss ist, dass die von der CDU vorgeschlagene Alternative bereits vor dem Beschluss fรผr den ehemaligen Bowlingtreff in den Grundzรผgen verworfen wurde.

Was will die CDU-Fraktion mit diesem Ersetzungsantrag erreichen?

Vielleicht wird das mit der Rede der Vertreters der Fraktion bei der Einbringung klarer. Heute Nachmittag wissen wir mehr.

Empfohlen auf LZ

So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:

Es gibt 8 Kommentare

@Sebastian Selbstverstรคndlich kann man รผber FรถrdermaรŸnahmen im Rahmen des Ausstiegs aus der Braunkohle verschiedener Meinung sein. Ein Hinweis nur, die Fรถrderung des Naturkundemuseums hat nichts mit dem JTF zu tun. Das Ganze geht zurรผck auf das โ€œStrukturstรคrkungsgesetz Kohleregionenโ€ und die โ€œKohlekommissionโ€. Da galten andere Bedingungen und zugegeben war das manchmal seltsam. https://www.l-iz.de/politik/region/2019/02/wie-geraten-eigentlich-ueberholte-grossprojekte-in-die-vorschlagsliste-der-kohlekommission-260707

Ach ja: Kompliment fรผr die Satire mit den โ€œschรถnen KZโ€™sโ€ (sic!). Ich glaub es ist nicht Twitter, es ist eher der Eulenspiegelโ€ฆ

Hallo Herr Torsten,
Der User hat nicht von falscher Verwendung geschrieben. Bitte bei Twitter bleiben mit diesem Stilโ€ฆ
โ€“
Aus der Webseite europa-fรถrdert-sachsen:
โ€œFรผr den Strukturwandel in den sรคchsischen Braunkohlerevieren erhรคlt Sachsen von der Europรคischen Union bis 2027 Fรถrdermittel in Hรถhe von 645 Millionen Euro. Mit diesem Geld aus dem EU-Fonds fรผr Braunkohleregionen (Just Transition Fund, JTF) sollen Projekte gefรถrdert werden, mit denen sich die Reviere zu modernen und leistungsfรคhigen Wirtschafts- und Energieregionen entwickeln kรถnnen.โ€
Passt ein Projekt fรผr den Umzug eines existierenden Museums in bessere Rรคumlichkeiten dazu, dass sich ein Revier zu einer modernen Wirtschaftsregion entwickelt?
โ€“
Hier ist die Projektliste. Es kann sich jeder selber eine Meinung bilden, welche Projekte im Sinne des Fonds plausibel erscheinen.
https://www.xn--europa-frdert-sachsen-oec.de/de/projekte/foerderzeitraum-2021-2027

Bundesregierung verabschiedet Gesetz und richtet Fonds ein, Land und Stadt beantragen sich daraus ergebende Fรถrdermittel, Fรถrdermittel werden bewilligt, User Sebastian findet heraus, dass Fรถrdermittel falsch verwendet werden.

Schlimm genug, dass das Geld aus dem Fonds รผberhaupt fรผr sowas verwendet werden kann. Es hat absolut nichts zu tun mit dem Ziel, die Folgen des Ausstiegs aus der Braunkohle zu mindern oder eine Transformation zu fรถrdern. Und das โ€œGeld fรผr Leipzigโ€ wรคre ja nicht verloren, sondern bekommt dann die Chance vielleicht wirklich im ursprรผnglichen Sinne eingesetzt zu werden.
โ€“
Allerdings war es ein schรถner Gedanke, dass dieser Bau nachgenutzt werden kann. Wรคre er nicht ein guter Ort fรผr ein โ€œFreiheitsdenkmalโ€, statt der kargen Pfahle und blassen Fahnen? Ein Gebรคude, quasi in Eigeninitiative entstanden, fast als โ€œAuรŸerplanbauโ€ an der Regierung vorbei?

Trumpismus. Kaputtmachen. Und Moskau-Michi ist pleite und braucht jeden Cent (zurรผck).

Nein, die braucht man um das gesamte Vรถlkerschlachtdenkmal- Ensemble 2m in Richtung Westen zu verschieben, damit in der Prager StraรŸe 2 Fahrspuren pro Richtung bleiben kรถnnen. Das ist schlieรŸlich allerwichtigster Wirtschaftsverkehr. Das dort und auch hier beim Naturkundemuseum durch jede Neuplanung bzw. Bauverzรถgerung Kosten entstehen ist Wurscht. Das zahlt ja nicht die CDUโ€ฆ

Die CDU will also die 65 Millionen, die Leipzig aus dem Braunkohletaler fรผr das Museum geplant hat, aus dem Fenster werfen? Oder haben die sรคchsischen CDU-lerรnnen ~2Milliarden, die Sachsen aus durch den Kohleausstieg zustehen, schon verkokst oder hintenrum an ihre Kumpels von der AfD verschachert, damit die davon schรถne KZโ€™s bauen kรถnnen?

Schreiben Sie einen Kommentar