Mehrfach hat der Stadtrat schon รผber das Jugendparlament, seine Bekanntheit und seine Wahl diskutiert. Und Ute Elisabeth Gabelmann, Stadtrรคtin der Piraten, hat recht, wenn sie am 19. Juni in der Ratsversammlung sagte: Es gibt auch Leute im Stadtrat, die hรคtten das Jugendparlament am liebsten wieder abgeschafft. Sie halten nichts davon, wenn junge Leute sich wirklich fรผr Politik interessieren und lernen, wie man sich politisch einbringen kann.

Sie kommen dann meistens mit vรถllig schrรคgen Argumentationen zur Wahlbeteiligung und dem โ€“ scheinbar โ€“ geringen Interesse der jungen Leute fรผr die Wahl zum Jugendparlament um die Ecke. Und sie halten das aufgewendete Geld fรผr herausgeschmissen. In ihrem Sinne natรผrlich. Wer vor allem Politik fรผr alte Leute betreibt, den interessieren junge Menschen nicht.

Und am Abstimmungsergebnis wurde es dann auch wieder deutlich, dass genau hier der Riss durch die Ratsversammlung lรคuft โ€“ was in der nรคchsten Ratsversammlung noch viel deutlicher werden wird.

Denn genau darin unterscheiden sich politische Prรคferenzen tatsรคchlich: Die einen machen Politik fรผr die Zukunft und die jungen Menschen, die im Leipzig der Zukunft gut leben sollen. Und die anderen machen Politik von gestern fรผr alte Leute und verstaubte Vorstellungen von der Welt.

Wie bekommt das Jugendparlament mehr Aufmerksamkeit?

In ihrem Antrag machte es Ute Elisabeth Gabelmann schon recht deutlich, woran es liegen kรถnnte, dass die Wahlbeteiligung fรผr das Jugendparlament noch immer so gering ist: โ€žDas Ergebnis der letzten Wahl zum Jugendparlament wurde kritisch ausgewertet. Da die Wahlbeteiligung sehr gering war, wurden die Fehler schnell in der Konstruktion Jugendparlament gesucht. Solange die Stadt jedoch naheliegende Mรถglichkeiten zur Bewerbung des Jugendparlaments nicht ausgeschรถpft hat, sollte man nicht verwundert sein, dass das Jugendparlament bei dem jรผngeren Zielpublikum nicht ausreichend bekannt ist.

Bisher blieb die aktive Werbung fรผr die Wahl maรŸgeblich den bisherigen Mitgliedern des Jugendparlaments und den neuen Kandidaten รผberlassen, welche dies neben ihren schulischen Aufgaben und ihrem ehrenamtlichen Engagement auch noch stemmen sollen.

Wรคhrend sicherlich erwartbar ist, dass Kandidaten fรผr sich und die Wahl in ihrem direkten Umfeld und รผber soziale Medien werben, so benรถtigt es doch strukturelle Unterstรผtzung, die Wahl als solche im Kreis der Wรคhlerschaft bekannt zu machen.โ€œ

Und sie bekam fรผr ihren Antrag auch positive Rรผckmeldung aus dem Demokratiereferat der Stadt, das in seiner Stellungnahme dafรผr plรคdiert, die Wahlkampagne fรผr das Jugendparlament zu verbessern.

โ€žEine Auswertung der bisherigen Nutzerdaten der Stadt Leipzig in den Sozialen Medien lรคsst darauf schlieรŸen, dass eine Kampagne mit Blick auf die genannte Zielgruppe vorrangig รผber Instagram erfolgversprechend sein kรถnnteโ€œ, stellt das Demokratiereferat fest.

โ€žEine solche Kampagne wird durch das Referat Kommunikation koordiniert. Die inhaltliche Ausrichtung muss dabei durch das Jugendparlament selbst inhaltlich vorbereitet sowie durch die zustรคndigen Bereiche innerhalb der Stadtverwaltung begleitet werden. Es wird geprรผft, inwieweit noch kurzfristig zusรคtzliche Fรถrdermittel fรผr die Durchfรผhrung der Kampagne eingeworben werden kรถnnen.โ€œ

Denn auch so eine Kampagne kostet Geld โ€“ etwa 20.000 bis 30.000 Euro, wie das Demokratiereferat feststellt. โ€žEs ist zudem wichtig, die Wirkung einer solchen Kampagne zu evaluieren; die Ergebnisse werden dem zustรคndigen Fachausschuss transparent gemacht.โ€œ

Ein jรผngerer Auftritt fรผr das Jugendparlament

Vielleicht hat man bisher auch die falschen Kanรคle bespielt: โ€žDie Wahl zum Jugendparlament wurde in der Vergangenheit รผber die stรคdtischen Kanรคle Amtsblatt, leipzig.de und Social Media beworben; hier ging es um punktuelle Bekanntmachungen und Erklรคrungen, eine eigene Kampagne wurde nicht gefahren.โ€œ

Das klingt eher nach sparsamem Mitteleinsatz und Medien, die von jungen Menschen kaum genutzt werden.

Aber ein Problem der Wahrnehmung ist eben auch die AuรŸendarstellung des Jugendparlaments. Die entsprechende Seite ist in die Homepage der Stadt Leipzig eingebunden und sieht entsprechend โ€“ na ja, nicht wirklich โ€“ jugendgerecht aus.

Wenn die Leipziger Jugendlichen aber wรคhrend der Arbeit des Parlaments, das eigentlich als Beirat des Stadtrates funktioniert, nicht mitbekommen, was da alles passiert, dann ist ein geringes Wahlinteresse natรผrlich nur zu verstรคndlich.

Und so kรผndigt das Demokratiereferat schon mal an: โ€žรœber die โ€šSmart City Challengeโ€˜ konnte fรผr das Jugendparlament aktuell ein Pilotprojekt zum Aufbau einer eigenen Beteiligungsplattform gewonnen werden. Diese Plattform soll ein Kernanlauf- und Interaktionsformat, auch in Vorbereitung der nรคchsten Wahlen werden. Das Jugendparlament befindet sich derzeit in der Trainingsphase โ€“ der Launch der Plattform wird im August 2024 erfolgen.

Zudem erfolgt derzeit eine รœberarbeitung des Corporate Designs und der Materialien des Jugendparlaments, unterstรผtzt รผber das kommunale Ehrenamtsbudget.

Eine Kampagne zur Wahl wรผrde sich in diese Prozesse passend anschlieรŸen.โ€œ

Einen Zeitplan legte die Verwaltung auch gleich vor: โ€žDie konkreten Abstimmungen zur Wahlvorbereitung des Jugendparlamentes 2025 beginnen im in der 2. Jahreshรคlfte 2024. Im August erfolgt der Launch der neuen Beteiligungsplattform. Eine Kampagne zur Jugendparlamentswahl wird im 2. Halbjahr 2024 ausgeschrieben und spรคtestens zu Beginn 2025 in die Umsetzung gehen.โ€œ

Das fand auch Ute Elisabeth Gabelmann gut und stellte den Verwaltungsvorschlag zur Abstimmung.

Und dann stimmten tatsรคchlich 19 Stadtrรคte und Stadtrรคtinnen dagegen. Ein deutliches Zeichen, was sie von der Arbeit des Jugendparlaments halten.

Die Mehrheit des Stadtrats stimmte aber dafรผr. Wohl wissend, dass im Jugendparlament auch echter politischer Nachwuchs seine ersten Schritte tut. Und nichts braucht die Demokratie dringender, als junge Menschen, die wirklich politisch mitgestalten wollen.

Empfohlen auf LZ

So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:

Ralf Julke รผber einen freien Fรถrderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar