Knapp 6.000 ehrenamtliche Wahlhelfer*innen sind im Einsatz, wenn am 9. Juni in Leipzig gleich zweimal abgestimmt wird – über die Zusammensetzung des Leipziger Stadtrates sowie über das Europäische Parlament. Ohne die tausenden Helfer*innen, die an dem Sonntag im Juni in den Wahllokalen sitzen, die Wähler*innen einweisen, Stimmen auszählen und die Ergebnisse schließlich an die Stadt übergeben, wäre die „Doppel-Wahl“ nicht zu stemmen. Noch sucht die Stadt nach weiterer Unterstützung, etwa 5.000 Personen haben sich bereits als Wahlhelfer*innen gemeldet.
Die freiwillige Bereitschaft sei in Leipzig stets hoch, zeigt sich die Verwaltung auf LZ-Anfrage zuversichtlich. Das bestätigen auch die Ergebnisse aus einer Befragung im Nachgang der Bundestagswahl 2021. Wer einmal dabei war, kommt oft auch ein zweites oder drittes Mal wieder. Laut der Studie hatten sich 13 Prozent aller damaligen Helfer*innen bereits mehr als sechsmal bei einer Wahl ehrenamtlich als Beisitzer*innen engagiert, bei den Wahlvorständen waren es sogar 40 Prozent.
Über Pressemitteilungen, Plakate, Werbung in Bussen und Straßenbahnen sowie mit Social-Media-Kampagnen wird natürlich trotzdem seit Wochen fleißig dafür geworben, am 9. Juni in einem der hunderten Wahllokale auszuhelfen. Finden sich bis dahin nicht genügend Freiwillige, bestünde auch die Möglichkeit der Verpflichtung, welche man jedoch ungern anwenden möchte: „Die Stadt Leipzig verfolgt das Ziel, hinreichend viele Wahlhelferinnen und Wahlhelfer auf freiwilliger Basis zu finden.“
Was muss ich tun?
Bei der Doppel-Wahl im Juni werden jeweils neun Personen – das entspricht der maximal zulässigen Anzahl – ein Wahllokal besetzen, für Fragen zur Verfügung stehen und für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Ein Team besteht jeweils aus einem Wahlvorstand, einer Stellvertretung des Wahlvorstandes, Schriftführer*innen sowie Beisitzer*innen.
Für die Zählung der Briefwahlstimmen werden diese Posten jeweils unter acht Personen aufgeteilt. Während Wahlvorstand, Stellvertreter*innen und Schriftführer*innen vorab eine Schulung absolvieren müssen, werden die Beisitzer*innen per Merkblatt geschult.
Etwa acht Stunden dauert ein „Arbeitstag“, nach fünf Stunden Dienst folgen zu späterer Stunde, nach Ablauf der Wahl, weitere drei Stunden für die Auszählung der Stimmen. Dafür erhalten die ehrenamtlichen Helfer*innen je nach Position eine Aufwandsentschädigung, die zwischen 45 und 65 Euro beträgt. Da in diesem Jahr eine verbundene Wahl ansteht, gibt es für alle Ehrenamtlichen einen Zuschlag von 15 Euro.
Teil der Demokratie sein
Für viele aber ist wohl das „Taschengeld“ nicht der ausschlaggebende Grund, sich als Wahlhelfer*in zu bewerben. Das ehrenamtliche Engagement ist nicht nur eine Hilfeleistung, sondern wird auch als Möglichkeit wahrgenommen, sich als Bürgerin oder Bürger aktiv zu beteiligen und teilzuhaben an demokratischen Prozessen.
„Für die lokale Demokratie und deren nachhaltige Stärkung ist es grundlegend die Einwohner/-innen und Bürger/-innen auf vielfältige Weise an der Gestaltung der Stadt und des Zusammenlebens zu beteiligen und somit breite Teilhabe und das demokratische Miteinander zu stärken“, kommt es vertiefend dazu aus dem Referat für Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
„Erfolgreiche Beteiligung schafft Vertrauen, Transparenz und steigert die Qualität und die Akzeptanz kommunaler Vorhaben. Für die lokale Demokratie und deren nachhaltige Stärkung ist es grundlegend, die Einwohner/-innen und Bürger/-innen auf vielfältige Weise an der Gestaltung der Stadt und des Zusammenlebens zu beteiligen und somit breite Teilhabe und das demokratische Miteinander zu stärken.“
Dazu kann auch die Erfahrung im Wahllokal beitragen. Dort treffen Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen und Meinungen aufeinander, arbeiten für ein gemeinsames Ziel. Diese Art von Beteiligungskultur und auch das zivilgesellschaftliche Engagement habe sich in der Stadt zwar weiterentwickelt in den letzten Jahren, heißt es aus dem Referat. „[G]leichzeitig sehen wir deutschlandweit Entwicklungen in der Gesellschaft, die es umso wichtiger machen, im Gespräch zu bleiben.“
Mit Formaten wie dem Leipziger Bürgerhaushalt, den Stadtbezirksbudgets, Dialogverfahren und zahlreichen mehr bietet die Stadt verschiedenste Möglichkeiten zur direkten Beteiligung. Wer sich selbst ausprobieren und als Wahlhelfer*in engagieren möchte, kann dies unter www.leipzig.de/wahlhelfer tun.
„Die Stadt sucht nach Wahlhelfer*innen für den 9. Juni“ erschien erstmals im am 05.04.2024 fertiggestellten ePaper LZ 123 der LEIPZIGER ZEITUNG.
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Keine Kommentare bisher
Ich habe mehrere Jahre als Wahlvorstand mitgeholfen.
Als ich erfuhr, dass Burkhard Jung nach seiner erfolglosen Bewerbung für einen Sparkassenjob die Frechheit hatte, weiter einen Bürgermeister darzustellen, habe ich keinen Sinn mehr darin gesehen, ehrenamtlich für diese Stadt tätig zu sein.
Also tut es wie Burkhard Jung: Werdet nicht als Wahlhelfer tätig, solange ihr dafür nicht ordentlich vergütet werdet.
Oder verantwortungslose Bürgermeister abwählt.