Irgendetwas muss da schiefgelaufen sein, als der Stadtrat im Dezember 2022 die neue Gebรผhrenordnung fรผr die Leipziger Marktsatzung mit 56 : 2 Stimmen beschloss. Denn darin steckten ja auch die Gebรผhren fรผr den Leipziger Weihnachtsmarkt und damit auch die Gelder, die gemeinnรผtzige Vereine zahlen mรผssen, wenn sie die zur Verfรผgung stehenden Marktbuden fรผr karitative Zwecke nutzen. Nun scheinen sie aber eine saftige Rechnung zu bekommen, meldet FDP-Stadtrat Sascha Matzke.

Die Stรคnde gemeinnรผtziger Vereine auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt sind Tradition. Der Glรผhwein fรผr den guten Zweck gehรถrt fรผr viele Leipzigerinnen und Leipziger dazu. Das Marktamt stellt dafรผr zwei Hรผtten bereit, die im Wechsel von den zugelassenen Organisationen betrieben werden.

Doch bei den in diesen Tagen verschickten Zulassungsbescheiden dรผrften sich einige gemeinnรผtzige Vereine die Augen gerieben haben. Nach diesen Rechnungen haben sich, wie Sascha Matzke meldet, die Gebรผhren im Vergleich zum Weihnachtsmarkt 2022 mehr als verdreifacht. Nicht nur die pauschale Gebรผhr fรผr die Nutzung der Hรผtte habe sich von 50 auf 74 Euro erhรถht. Erstmals verlange die Stadt jetzt auch eine Quadratmetermiete von 10 Euro je Quadratmeter und Tag.

Fรผr eine Hรผtte also 90 Euro am Tag, so Matzke. Und darauf entfalle noch Mehrwertsteuer. Betrug die Zahllast im vergangenen Jahr fรผr fรผnf Tage noch knapp 300 Euro, so seien es 2023 knapp 980 Euro โ€“ eine Mehr-als-Verdreifachung, so Matzke. Grund sei die im Dezember 2022 aktualisierte Gebรผhrenordnung zur Marktsatzung.

Fehlende Transparenz

Der wirtschaftspolitische Sprecher der Freibeuter-Fraktion und Stadtrat der FDP, Sascha Matzke, sagt dazu: โ€žSo macht man Ehrenamt und gemeinnรผtziges Engagement kaputt. Weihnachtsmarktbesucher trinken bewusst fรผr den guten Zweck, aber der Ertrag von 30 Tassen einer Hรผtte wandert jeden Tag ins Stadtsรคckel. Das versteht kein Mensch, die Quadratmetermiete fรผr die Wechselhรผtten muss wieder weg und wegbleiben. Da mรผssen sich viele Stadtrรคtinnen und Stadtrรคte ehrlich machen. Diese Entscheidung der Ratsversammlung vom Dezember 2022 haben wir so im Rahmen des Ehrenamts nicht absehen kรถnnen und sie wurden uns nicht transparent genug โ€“ auch in Ausschรผssen โ€“ dargelegt.โ€œ

Die gemeinnรผtzigen Betreiber der Wechselhรผtten seien keine Wirtschaftsunternehmen, sondern stellten Standpersonal im Ehrenamt. Die Gelder kรคmen nach Abzug der Beschaffungskosten zu 100 Prozent den jeweils unterstรผtzten Projekten oder dem Vereinszweck zugute.

In den letzten Jahren waren beispielsweise der Richard-Wagner-Verband Leipzig. e. V., der Fรถrderverein Hockey beim Leipziger SC 1901 e.V., die Elternhilfe fรผr krebskranke Kinder Leipzig. e.V, der Fรถrderverein Sรคchsisches Sportmuseum Leipzig e. V., Rosalinde e.V., das Lions Hilfswerk oder die Behindertenhilfe dabei.

In der Satzungsรคnderung war das so nicht zu erkennen. Der entsprechende Passus in der Gebรผhrenkalkulation liest sich so: โ€žBei eingetragenen Vereinen und Organisationen, die ihre Gemeinnรผtzigkeit nachweisen, wird unter Beachtung wohltรคtiger Zwecke neu die Gebรผhr fรผr die Inanspruchnahme des Verkaufshauses und der Flรคche i.H.v. 10,00 โ‚ฌ beschieden. Durch die Neuvergabe zur Anmietung der Verkaufshรคuser ist ein Preis fรผr das Marktamt aktuell nicht belastbar einzuschรคtzen. Daher wurde sich an den Gebรผhren fรผr alkoholischen Ausschank orientiert. Die Nebenkosten fรผr Strom und Wasser werden verbrauchsabhรคngig weiterberechnet. Die Vereine erfรผllen in unserem Gemeinwesen eine wichtige Aufgabe, ihre Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und fรผr einen mildtรคtigen Zweck. Damit leistet die Stadt einen Beitrag im Rahmen ihrer Daseinsfรผrsorge. Gerade in der Adventszeit ist der Wille zu helfen besonders ausgeprรคgt.โ€œ

Die Erlรคuterung zur Gebรผhrenkalkulation zur Leipziger Marktsatzung.

Das klang nicht wirklich so, als wรผrde das dann in eine deutliche Gebรผhrenerhรถhung fรผr die Vereine mรผnden. Oder einfach nur missverstรคndlich. Jedenfalls nicht so, dass die Mitglieder der Ratsversammlung hier eine deutliche Gebรผhrenerhรถhung fรผr die Vereine vermuten konnten.

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