Relativ schnell reagierte die CDU-Fraktion im Leipziger Stadtrat auf die Vorfälle um die GlobaLE-Filmveranstaltung am 18. August im Richard-Wagner-Hain, als die Aufführung von Oliver Stones „Ukraine on Fire” zu Protesten geführt hatte und die Reaktionen des Veranstalters zu einigen Irritationen. Selbst das Kulturamt distanzierte sich als Förderer von dieser Veranstaltung. Was ja durchaus ungewöhnlich ist.
Die Distanzierung der Stadt fiel sogar sehr deutlich aus: „Die Stadt Leipzig distanziert sich ausdrücklich von dem beim Festival globaLE gezeigten Film ‘Ukraine on Fire’. Wir unterstützen die Ukraine und unsere Partnerstadt Kiew nach Kräften gegen die brutale russische Aggression. Unser Dank gilt allen Helfern und Spendern.“
Ergänzte aber auch: „Gleichwohl achten wir die Freiheit der Kunst und fördern diese. Im Unterschied zu einem autoritären Regime hält eine Demokratie das Zeigen eines Films zweifelhaften Inhalts aus.“
Aber die CDU-Anfrage beantwortete das Kulturdezernat jetzt recht ausführlich. Immerhin gab es in diesem Jahr 12.000 Euro Förderung von der Stadt. Die sich auch darauf verließ, dass die Organisatoren des GlobaLE-Filmfestivals tatsächlich ein breites Diskussionsangebot bereitstellen würden.
Denn einmal abgesehen vom Ukraine-Krieg ist das Thema Globalisierung mit all seinen teilweise negativen Folgen nach wie vor ein aktuelles.
Aber trotzdem kann man keine belastbare Diskussion organisieren, wenn – wie in diesem Fall – eine sehr einseitige Darstellung der jüngeren ukrainischen Geschichte aus sehr spezifischer Moskauer Perspektive gezeichnet wird.
Dass es keine Gründe gab, den Antrag des GlobaLE-Filmfestivals auf Förderung in diesem Jahr abzulehnen, erläutert das Kulturamt in der Antwort auf die CDU-Anfrage recht ausführlich.
„Entscheidend für eine Förderung ist, dass das im Antrag gemäß Fachförderrichtlinie Kultur formulierte Projektziel erreicht werden kann und dass die Methoden zur Ziel- und Zielgruppenerreichung plausibel beschrieben sind. Dies wird vom jeweiligen Fachbeirat beurteilt und ggf. auch im Fachausschuss Kultur des Stadtrates diskutiert“, so das Kulturamt.
„Im konkreten Fall hat der Antragsteller GlobaLE e. V. in seinem Projektantrag dargestellt, dass in einem offenen, partizipativen Prozess ein Filmprogramm zusammengestellt werden soll, welches insbesondere die Auswirkungen von Globalisierungsprozessen in den Blick nimmt. Als Ziele waren formuliert, Leipziger/-innen in Austausch und Gespräch zu bringen, sachlichen Diskurs zu befördern und einen Perspektivwechsel zu ermöglichen.“
Eigentlich alles akzeptable Gründe. Und auch das „Programm selbst sollte also gemäß Antrag erst im Austausch entstehen und lag demnach der Förderentscheidung nicht zugrunde.“
Das Kulturamt wusste also nicht, dass auch Olivers Stones Film gezeigt werden sollte und in welchen Kontext er am 18. August gestellt werden sollte.
„Nach der Bewilligung der Fördermittel muss der Fördermittelnehmer im Rahmen der Mitteilungspflichten über Veränderungen informieren. Eine Auskunft über die konkrete inhaltliche Ausgestaltung des Projektes gehört nicht dazu“, betont das Kulturamt, „über diese wird erst im Verwendungsnachweis informiert. Im Übrigen ist es bei zahlreichen Reihen und Festivals so, dass teilnehmende Personen und Beiträge zum Zeitpunkt der Antragstellung und bei Erteilung des Zuwendungsbescheides noch nicht feststehen. Als Beispiele können die Lachmesse, den Literarischen Herbst, den Hörspielsommer und die euro-scene genannt werden.“
Was zumindest heißt: Die Stadt wusste nichts von der Aufführung am 18. August.
Auch wenn die CDU-Fraktion in der Anfrage noch viel konkreter wurde und die Aussage im Programmflyer zum Euromaidan 2014 zitierte: „Von den westlichen Medien als ‚Volksrevolution‘ bezeichnet, war es in Wirklichkeit ein Staatsstreich, der von nationalistischen Gruppen und dem US-Außenministerium geplant und inszeniert wurde.“
Das klang schon vorher nicht nach einer offenen Diskussion.
Es gibt 2 Kommentare
Die Aufführung des hochkomplexen Films von Oliver Stone, der einen differenzierten historischen Abriss enthält, ist nicht verboten. Es ist nun mal nicht Jud Süß. Wer sich den Film ansieht kann mit eigenen Argumenten dazu Stellung nehmen. Das politische Framing den Film nicht aufzuführen, und damit Informationen des Films nicht zu diskutieren, führt letztendlich zur Mystifizierung des Sachverhaltes, was wesentlich schwerwiegender und nachhaltiger wirkt ist als der Film selbst.
Unabhängig von diesem Film und der Diskussion (die mir auch nicht gefallen haben, auf allen Seiten nicht) sollte aber festgehalten werden, dass die meisten anderen Filme und Gäste (es gibt noch ein, zwei Ausnahmen, aber das muss man aushalten) durchaus gut und differenziert ausgewählt sind, wobei man natürlich “differenziert” immer dahingehend differenzieren muss, dass die GlobaLE, wie so ziemlich jedes Medium, von vornherein eine “Agenda” oder zumindest ein bestimmtes Anliegen hat, was folgerichtig gewisse Positionen (eher) ausschließt. Soll heißen: man sollte das Festival auch in Zukunft fördern, auch wenn man nicht mit allen Positionen einverstanden ist. Genau dieses Aushalten der Differenzen müssen wir zurückgewinnen, denn das macht eine liberale Demokratei aus.