Ein klein wenig ans Eingemachte ging es am 13. April in der Einwohnerfragerunde im Stadtrat, als die Frage der Mietergemeinschaften Schรถnefelder Hรถfe und Anger-Crottendorf/Reudnitz noch einmal zu einer kleinen รถffentlichen Diskussion fรผhrte: Ist ein Wohnungskonzern wie die Vonovia eigentlich der richtige Partner fรผr sozialen Wohnungsbau?
Eine Frage, die natรผrlich eine Kommune nicht klรคren kann. Schon gar keine wie Leipzig, die mit dem Bau gefรถrderter Wohnungen schon gar nicht hinterherkommt und auch nicht wirklich wรคhlerisch sein kann, wenn es um Bewerber um diese Fรถrderung geht.
Das wurde zwar so nicht diskutiert, weil die Nachfrage von Ursula Plรถse etwas grundsรคtzlicher gestellt wurde. Denn wie gehe das zusammen, wenn die Stadt einen Kooperationsvertrag fรผr den Bau gefรถrderter Wohnungen abschlieรe, der Wohnungskonzern aber gleichzeitig groรe Gewinne an seine Aktionรคre ausschรผtte?
Etwas, was Stadtrat Thomas Kumbernuร (Die PARTEI) dann noch auf den Satz zuspitzte, so kรถnne kein sozialer Wohnungsbau funktionieren.
Was ja im Grunde die Frage implizierte, ob ein Vertragspartner der Stadt beim sozialen Wohnungsbau gewinnorientiert arbeiten dรผrfe oder nicht?
Eine Frage, auf die Baubรผrgermeister Thomas Dienberg so nicht einging, denn fรผr die Stadt zรคhle nur, dass der Vertragspartner die Vertragskonditionen einhalte โ also fรผr das zugeschossene Geld auch die vereinbarten Wohnungen baue und diese fรผr den festgelegten Zeitraum fรผr die festgelegten 6,50 Euro je Quadratmeter bereitstelle. Die Rahmenbedingungen habe der Freistaat festgelegt.
Die Probleme stecken also eher in den Regelungen des Gesetzgebers zum sozialen Wohnungsbau, die Kommunen dabei nicht viele Spielrรคume lassen. Und auch Leipzig muss sich in diesem gesetzlichen Rahmen bewegen.
Was ja so weit geht, dass die Stadt fรผr neue Baugebiete Anteile fรผr sozialen Wohnungsbau festlegen kann (meistens 15 Prozent) und das auch tut. So auch auf dem Gelรคnde am Bayerischen Bahnhof. Und letztlich sogar froh sein muss, wenn der Bautrรคger die von Stadt und Stadtrat geforderten 15 Prozent Sozialwohnungen dann auch baut. Wofรผr es dann wieder die Fรถrderung gibt, die der Freistaat Sachsen an Kommunen wie Leipzig ausreicht.
โDie Schaffung von Baurecht erfolgt nach stรคdtebaulichen Kriterien des Baugesetzbuches und inhaltlichen Zielen, die vom Stadtrat im Rahmen der Planverfahren beschlossen werdenโ, hatte das Baudezernat zu dieser Frage erklรคrt.
โDie in Bebauungsplรคnen festgelegten Regeln sind die Basis fรผr die Erteilung von Baugenehmigungen und die Errichtung von Wohngebรคuden. Diese Bebauungsregeln gelten unabhรคngig von der Frage, wer aktueller Eigentรผmer ist oder spรคterer Kรคufer wird.โ
Dass gleichzeitig etliche Leipziger Mieter/-innen mit Vonovia schon ihr Probleme haben, ist dabei der Verwaltung durchaus bewusst, wie das Dezernat betont: โIn Umsetzung eines Stadtratsbeschlusses wird die Stadtverwaltung eine Mieter/-innen-Informationsstelle einrichten. Dazu finden Gesprรคche mit freien Trรคgern statt.โ
Dass es dann schnell sehr juristisch werden kann, machte am 13. April zuletzt das Einschreiten von CDU-Stadtrat Falk Dossin deutlich, der die Unzulรคssigkeit der zweiten Nachfrage zum Thema anmahnte.
Ob dann freilich die Informationsstelle der Stadtverwaltung genรผgt, die Probleme der betroffenen Mieter/-innen zu lรถsen, blieb am 13. April offen. Da bleibt die Eigensicht der Betroffenen natรผrlich im Raum stehen: โWir, Vonovia-Mieter/-innen vorwiegend aus dem Stadtteil Schรถnefeld, haben die Mietergemeinschaft Schรถnefelder Hรถfe aufgebaut und sind aktuell dabei, ebenfalls eine Mietergemeinschaft in Anger-Crottendorf/Reudnitz zu grรผnden. Die Wohnsituation in beiden Stadtteilen hat sich seit der รbernahme durch Vonovia massiv verschlechtert und die nachbarschaftlichen Strukturen gehen mit der Zeit in die Brรผche.โ
Nur stimmt eben auch, dass die Stadt hier praktisch keine Zugriffsrechte hat. Die hat sie nur bei einer stadteigenen Wohnungsgesellschaft wie der LWB.
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