Wahrscheinlich gehen die Zeiten jetzt so langsam vorbei, als es noch vernünftig war, die Wiesen in Leipziger Parks regelmäßig kurzzutrimmen, damit sie schöner kurzer Rasen wurden. Denn mit der Klimaerwärmung kommen auch die Rückzugsräume der Insekten immer mehr unter Druck. Wenn sie in Städten wie Leipzig überhaupt überleben wollen, brauchen sie mehr Blühwiesen. Die beantragte jetzt die Grünen-Fraktion.

In ihrem aktuellen Stadtratsantrag beantragt die Grünen-Fraktion, bei der Mahd auf städtischen Flächen Witterungsverhältnisse stärker in den Blick zu nehmen und die Anzahl an Blüh- und Langgraswiesen im Stadtgebiet weiter zu erhöhen.Zudem hat die Fraktion eine Anfrage eingereicht, die sich nach dem Erarbeitungsstand des bereits im April 2018 beauftragten „Maßnahmenkataloges zum Schutz von Wild- und Honigbienen in Leipzig“ erkundigt und dessen Veröffentlichung und Wirksamkeit einfordert.

Die Grünen-Anfrage zur Erarbeitung des „Maßnahmenkataloges zum Schutz von Wild- und Honigbienen in Leipzig“.

Denn bereits am 18. April 2018 beschloss der Stadtrat auf Initiative der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen die Erarbeitung eines „Maßnahmenkatalogs zum Schutz von Wild- und Honigbienen in Leipzig“. In diesem Zusammenhang sollten auch die Pflegegrundsätze für die Bewirtschaftung der Flächen des öffentlichen Grüns der Stadt Leipzig entsprechend aktualisiert und angepasst werden.

Als Vorlage des Konzeptes sollte der Dresdner Katalog genutzt und an die speziellen Gegebenheiten im Stadtgebiet von Leipzig angepasst werden.

Der Dresdner Maßnahmenkatalog zum Bienenschutz.

„Auch drei Jahre nach Beschlussfassung wurde dem Stadtrat der Maßnahmenkatalog zum Bienenschutz nicht vorgelegt“, mahnt Jürgen Kasek, Stadtrat und umweltpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion.

„Vor dem Hintergrund des seit Jahren anhaltenden weltweiten Insektensterbens ist es aber absolut überfällig, dass wir alle und allen voran die Stadt und ihre kommunalen Unternehmen und Eigenbetriebe ihren und unseren Beitrag zum Insektenschutz und gegen das Austrocknen der Böden leisten.“

„Es ist gut und schön, dass es immer wieder Teilkonzepte und Einzelmaßnahmen gibt, wie etwa im Clara- und Johannapark, wo durchaus Fortschritte und Erfolge beim Insektenschutz und der Wiesenmahd zu erkennen sind. Dennoch braucht es ein umfassendes Gesamtkonzept, welches alle notwendigen Aspekte, vom Pestizideinsatz bis zum Mahdregime einbezieht. Insbesondere zum Mahdregime sind wir noch lange nicht dort, wo wir nach zwei Hitzesommern in 2019 und 2020 und einer ersten Hitzeperiode in diesem Jahr hinkommen müssen.“

Dabei könne bei entsprechender Berücksichtigung der Witterung einer Austrocknung und „Versteppung“ der Grünflächen entgegengewirkt werden. Mitten in einer Hitzewelle sollte nicht gemäht werden. Bei anhaltend hohen Temperaturen, die mit dem Klimawandel auch in Leipzig immer häufiger auftreten, muss insgesamt seltener gemäht werden, stellen die Grünen fest. Auch die Schnitthöhe sei entscheidend. Längeres Gras sorge für mehr Beschattung des Bodens und wirke somit einer Austrocknung entgegen.

Zudem sei es wünschenswert, die Zahl der Langgraswiesen und der Blühwiesen weiter zu erhöhen. Dazu hat es in den letzten Jahren schon Fortschritte gegeben, auch aus Sicht der Grünen ein positives Zeichen dafür, dass ein Umdenken in der Gestaltung des öffentlichen Grüns einsetzt. Aber vor dem Hintergrund des Insektensterbens stehe die Stadt Leipzig auch in der Verantwortung, hier noch mehr Flächen für Insekten zur Verfügung zu stellen, was sich auch positiv auf das Nahrungsangebot für Vögel auswirken werde.

„Immer wieder ist zu beobachten, wie auf kommunalen Flächen bei Hitze und starker Sonneneinstrahlung Rasenflächen kurzgemäht werden – nicht selten mit der Folge, dass sich eine grüne Wiese kurz darauf wenig überraschend in eine braune, verbrannte Fläche verwandelt hat“, beschreibt Martin Meißner, was er beobachtet.

Der Grünen-Stadtrat ist auch Mitglied im Betriebsausschuss Stadtreinigung Leipzig, welche die städtischen Grünanlagen pflegt. „Zu Recht ärgern sich viele Bürger/-innen darüber. Denn solche Flächen eignen sich weder als Lebensraum für Insekten noch für Erholung suchende Menschen.“

Damit auf möglichst vielen Flächen eine klimaangepasste und ökologischere Mahd erfolgt, soll das von der Grünen-Fraktion geforderte Mahdregime auch auf die Flächen der städtischen Beteiligungsunternehmen wie beispielsweise LWB, LVB und KWL ausgeweitet werden.

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