„Mehr Grün in die Stadt!“ Unter diesem Slogan plant Leipzig die Förderung von Gründächern, um Anreize für Bauherren und Immobilienbesitzer zu setzen. Eine entsprechende Richtlinie hat Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal jetzt in der Dienstberatung des Oberbürgermeisters vorgestellt. Sie soll schon in der Ratsversammlung am 16. September beschlossen werden. Mit vier Jahren Verspätung.

Schon 2016 hatte der Stadtrat eine Gründach-Strategie für Leipzig beschlossen. An der die Verwaltung dann auch arbeitete – aber halt hinter verschlossenen Türen, ohne Informationen für die Ratsfraktionen, was da eigentlich geschah. 2019 wurde sogar extra eine Stelle zur Erarbeitung der Gründachstrategie eingerichtet. Also fragte die Grünen-Fraktion 2019 nach. Es tat sich nichts. Also wiederholte sie im Frühjahr 2020 ihre Fragen. Denn der Stadtrat hatte ja auch schon längst Fördermittel dafür bewilligt: 500.000 Euro im Haushalt 2019 und 1 Million im Haushalt 2020.

Diesmal gab es tatsächlich eine Antwort: „Die Gründachstrategie als Entwurf aus dem Jahr 2018 wurde aus fachlichen Gründen aktuell nicht weiterverfolgt. Grundzüge der neuen Gründachstrategie wurden verwaltungsintern einvernehmlich erarbeitet und werden nunmehr als Teil A in der Gründachförderrichtlinie verankert, die dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt wird.“

Da hätte wohl eine simple Information im Umweltausschuss gereicht.

Wenn der Stadtrat am 16. September der vorgelegten Förderrichtlinie zustimmt, könnten noch 2020 die ersten Förderanträge für Dachbegrünung bewilligt werden.

„Die Gründach-Förderrichtlinie leistet einen Beitrag dazu, die Stadt nachhaltig zu entwickeln. Sie bietet Instrumente, die bauliche Innenentwicklung durch die Entwicklung und Gestaltung von Stadtgrün so zu gestalten, dass auch die verdichteten Siedlungsbereiche lebenswert bleiben oder wieder werden“, erläuterte Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal am Mittwoch, 19. August. „Die Förderrichtlinie hat das Ziel, die Herstellung von Gründächern auf bestehenden Gebäuden oder Neubauten anzuregen. Zu diesem Zweck wurden für das Jahr 2020 bereits 500.000 Euro in den städtischen Haushalt eingestellt, die voraussichtlich auch in den Jahren 2021 und 2022 bereitstehen sollen.“

Gefördert wird die Planung und Errichtung von Gründächern auf dem Gebiet der Stadt Leipzig. Die Förderquote beträgt 50 Prozent im Klimasanierungsbereich, 25 Prozent im Ergänzungsbereich und 10 Prozent im übrigen Stadtgebiet. Die Gebiete leiten sich aus den Ergebnissen der Stadtklimaanalyse ab, wobei es sich beim Klimasanierungsbereich um Siedlungsbereiche mit ungünstiger und sehr ungünstiger thermischer Situation handelt.

Der Ergänzungsbereich umfasst im Wesentlichen die Gebiete mit einer mittleren thermischen Situation. Förderanträge werden nach Beschluss der Richtlinie vom Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig entgegengenommen. Das Umweltinformationszentrum berät.

Peter Heinz, stellvertretender Leiter des Amtes für Umweltschutz: „Die Herausforderungen, die der Klimawandel global, national und lokal verursacht sind derzeit in aller Munde. Die starke Wärmebelastung führt zur Verschärfung eines ohnehin in Städten auftretenden Phänomens, der Ausbildung von Wärme-Inseln.

Gründe hierfür sind die dichte Bebauung, die großen Baumassen, die hohe Versiegelung und ggf. der durch die Bebauung eingeschränkte Luftaustausch mit der Umgebung. Ein höherer Energieverbrauch sowie fehlende Grün- und Verdunstungsflächen tragen ebenso dazu bei.“

Der Wärme-Insel-Effekt führt bei entsprechenden Wetterlagen unter den Stadtbewohnenden zu Hitzebelastung, auch Hitzestress genannt, welche mit einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität bis hin zu gesundheitlichen Folgen verbunden ist. Eine mögliche Maßnahme, der Ausbildung von Wärme-Inseln entgegenzuwirken oder zumindest für die betroffene Stadtbevölkerung Rückzugsräume zu schaffen, ist die Schaffung von Grünflächen.

In städtischen Räumen, die bereits dicht bebaut sind oder einem hohen Bebauungsdruck unterliegen verbleibt auf Grund der Flächenkonkurrenz allerdings oftmals nur noch die Anlage von Gründächern, um eine Entlastung herbeizuführen.

Auch wenn die Dachbegrünung in erster Linie das Stadtklima verbessern soll, sind auch andere positive Effekte wie die Regenwasserrückhaltung, die damit verbundene Erhöhung der Luftfeuchtigkeit sowie der Beitrag zur Luftreinhaltung und die Lebensraumfunktion für Insekten zu nennen.

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 81: Von verwirrten Männern, richtigem Kaffee und dem Schrei der Prachthirsche nach Liebe

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 81: Von verwirrten Männern, richtigem Kaffee und dem Schrei der Prachthirsche nach Liebe

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten unter anderem alle Artikel der LEIPZIGER ZEITUNG aus den letzten Jahren zusätzlich auf L-IZ.de über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall zu entdecken.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar