Leipzigs Jugendparlamentarier glauben an das Gute und Ordentliche im Menschen. Anders als viele ältere Zeitgenossen, die unsere Umwelt als Müllschlucker betrachten oder einfach davon ausgehen, dass am Montag dann die fleißigen Abfallsammler/-innen losziehen und ihren weggeworfenen Müll von der Wiese klauben. Mehr Abfallbehälter könnten doch das Problem beheben, meinte das Jugendparlament in einem Antrag.
„Die Stadtverwaltung wird beauftragt, Papierkörbe entlang des Fahrradwegs am Damm an der Neuen Luppe zwischen Auensee und dem Heuweg sowie entlang der Wege an der Westseite des Cospudener Sees in angemessener Zahl aufzustellen“, lautete der Vorschlag, in dem schon sehr deutlich wurde, wie sehr sich die jungen Parlamentarier darüber ärgern, dass gerade die schönsten Plätze und Wege im Grünen von anderen Leuten in eine Müllhalde verwandelt werden.
„Beide Bereiche werden meist im Sommer sehr oft und zahlreich von Jugendlichen besucht. Da es hier jedoch kaum Möglichkeiten zur Müllentsorgung gibt, lassen einige Besucher ihren Müll unachtsam liegen, wodurch es in diesen Bereichen zu einer Verschmutzung z. B. durch Plastikverpackungen, Zigarettenreste, etc. kommt. Die Papierkörbe sollen hier die Möglichkeit schaffen, der Verschmutzung durch Müll Einhalt zu gebieten.“
Ein wahrscheinlich viel zu vernünftiger Vorschlag, auf den das Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport jetzt mit einer Ablehnung reagiert. Auch aus eigener schlechter Erfahrung. Denn solche Abfalldebatten gab es auch im Stadtrat schon des öfteren. Und punktuell hat man auch mit zusätzlichen Abfallbehältern reagiert – etwa mit neuen großen Behältern im Clara-Zetkin-Park.
Aber das Grundproblem konnte man dabei leider nicht lösen, betont das Dezernat in seiner Stellungnahme: „Das Aufstellen von mehr Papierkörben im Stadtwald wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach geprüft und als nicht umsetzbar eingeschätzt. Die Erfahrungen der Vergangenheit haben leider immer wieder gezeigt, dass das Vorhandensein von Papierkörben keine Verbesserung in Bezug auf das Fehlverhalten, Müll unachtsam wegzuwerfen oder liegen zu lassen, mit sich bringt. Im Gegenteil, meistens wird durch Abfallbehälter in der freien Landschaft das vermehrte Ablagern von Müll zusätzlich provoziert, weil es als Angebot zur Entsorgung von Privatmüll falsch verstanden wird.“
Ganz ohne Abfallbehälter seien die vom Jugendparlament vorgeschlagenen Stellen freilich nicht: „Im Naherholungsgebiet Cospuden sind Möglichkeiten zur Entsorgung von Abfällen an stark besucherfrequentierten Bereichen vorhanden, z. B. entlang der Erlebnisachse, an der Plattform Tertiärwald, am Wasserspielplatz, am Rundweg sowie im Bereich Nordstrand, den gastronomisch bewirtschafteten Servicestationen und am Parkplatz Nordstrand. Der westliche Bereich am Cospudener See ist Vorrangfläche für Natur und Landschaft, zusätzliche Papierkörbe sind hier nicht vorgesehen.“
Und wie ist es im Norden an der Neuen Luppe, wo vor allem die Wiesen an der Neuen Luppe gern zum Picknicken genutzt werden, wenn gerade mal keine Schafe dort weiden?
„Der Elsterradweg zwischen Heuweg und Gustav-Esche-Str. ist Bestandteil des Gestattungsvertrages zwischen der Stadtverwaltung und der Landestalsperrenverwaltung zum Betrieb von Freizeit-und Erholungswegen im Bereich öffentlicher Hochwasserschutzanlagen. Laut Sächsischem Wassergesetz (§ 81) sind alle baulichen Eingriffe in diesem Bereich untersagt“, betont das Umweltdezernat.
„Das Aufstellen von Papierkörben auf der Deichkrone (Neue Luppe, rechts) vom Elsterradweg, Abschnitt zwischen Gustav-Esche-Straße und Heuweg, ist nicht vorgesehen. Die Funktionssicherheit des Deiches als Hochwasserschutzanlage hat Vorrang, bauliche Eingriffe sind untersagt.“
Bis zu den nächsten Abfallkörben muss man schon ein bisschen radeln: „Vorhandene Abfallbehälter stehen unmittelbar im Grünanlagenbereich Auensee zur Verfügung und weitere Möglichkeiten sind vorher am Aussichtspunkt Nähe Unteres Elsterwehr sowie im weiteren Verlauf des Elsterradweges in Richtung Stadtgrenze im Bereich Nähe Burgauenbrücke und Schloßwegbrücke vorhanden.
Die Ausstattung von Müllbehältern in diesen Bereichen wird daher fachlich als ausreichend eingeschätzt. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass die vorhandenen Ressourcen der für diese Bereiche verantwortlichen Abteilung Stadtforsten für ein sehr breites Aufgabenspektrum einzusetzen und daher begrenzt sind.“
Andererseits: Warum muss man seinen Abfall auf einer Radtour eigentlich unterwegs entsorgen? Man kann ihn doch wieder einpacken, nachdem man Dosen und Sandwichpakete leer gefuttert hat und die Reste zu Hause entsorgen. Das Gewicht im Rucksack ist ja deutlich weniger geworden.
Und wer die Papierkörbe im Grünen kennt, weiß auch, dass es nicht immer die Wegwerfer auf zwei Beinen sind, die den Müll in der Gegend herumfetzen. Das tun nämlich in den meisten Fällen die Leipziger Krähen auf der Suche nach Fressbarem. Und wer sie dabei beobachtet, weiß, dass sie die Abfallbehälter dabei sehr gründlich ausräumen. Was dann eigentlich an die Warnungen der Stadt erinnert, die wilden Tiere doch lieber nicht zu füttern.
Das Fazit des Umweltdezernats klingt dann doch ganz ähnlich, auch wenn die Krähen darin nicht erwähnt werden (dafür die Fleißarbeiter, die den ganzen Müll einsammeln): „Zur Verhinderung der Vermüllung im öffentlichen Raum sind nicht immer mehr Abfallbehälter eine geeignete Lösung, sondern es muss für alle Besucherinnen und Besucher selbstverständlich sein, eigenen Müll wieder mitzunehmen und ordnungsgemäß in der heimischen Abfalltonne zu entsorgen.
Die flächendeckende Sauberkeit im Stadtwald wurde in Anlehnung an das Projekt der ,Blau-Gelben-Engel‘ vom Stadtordnungsdienst des Ordnungsamtes bisher über ergänzende Sauberkeitsprojekte (2. Arbeitsmarkt) und zusätzlich organisierte freiwillige Müllsammelaktionen erreicht. Im Sinne eines umfassenden Umweltschutzes muss das gemeinsame Ziel die Vermeidung von Müll und Abfällen sein und in der freien Landschaft ist es eine Selbstverständlichkeit, anfallenden Müll mitzunehmen und zu Hause zu entsorgen.“
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