Ist Leipzig dafรผr zustรคndig, die Bundesregierung zum Beitritt in den Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen aufzufordern? Eine Petition forderte genau das. In einigen Fraktionen des Stadtrates sorgte das fรผr Unmut. Vor allem dank der Stimmen von Linksfraktion und Grรผnen erhielt die Petition am Mittwoch, den 30. Oktober, dennoch eine Mehrheit.

Obwohl sie seit 1945 nicht mehr zum Angriff eingesetzt wurden, gelten Atomwaffen als eine der grรถรŸten Bedrohungen unserer Zeit. Kรคme es zu einem weiteren Weltkrieg, wรคre es das Ende der Menschheit, befรผrchten viele. Atomwaffen finden sich aktuell vor allem in Lรคndern, die sich gegenseitig feindlich betrachten, zum Beispiel die USA und Russland beziehungsweise Nordkorea oder auch Indien und Pakistan.

Initiativen und Personen, die sich dafรผr einsetzen, Atomwaffen abzuschaffen, erhalten eine besondere Wรผrdigung. Schon mehrmals wurde der Friedensnobelpreis an solche Akteure verliehen, etwa 1985 an die โ€žInternationalen ร„rzte fรผr die Verhรผtung des Atomkriegesโ€œ oder 2017 fรผr die โ€žInternationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffenโ€œ.

Letztere war am Mittwoch, den 30. Oktober, auch im Leipziger Stadtrat ein Thema. Die Kampagne wirbt dafรผr, dem Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen beizutreten. Deutschland ist diesem Appell โ€“ ebenso wie die meisten anderen Nato-Staaten โ€“ bislang nicht gefolgt. Eine Petition forderte, dass Leipzig die Bundesregierung zum Beitritt auffordert. Die Stadtverwaltung empfahl Zustimmung.

Stadtrat nach FDP-Haltung nicht zustรคndig

Doch nicht alle Fraktionen im Stadtrat wollten sich dieser Sichtweise anschlieรŸen. FDP-Stadtrat Sven Morlok (Freibeuter) argumentierte, dass das Gremium fรผr eine solche Forderung nicht zustรคndig sei. Er habe kein Problem damit, eine Abschaffung von Atomwaffen zu fordern, aber eine Aufforderung an die Bundesregierung, einen bestimmten vรถlkerrechtlichen Vertrag zu unterzeichnen, sei etwas anderes. Zudem fehle es den Stadtrรคtinnen und Stadtrรคten am nรถtigen Hintergrundwissen.

AfD-Stadtrat Roland Ulbrich stimmte Morlok bezรผglich der fehlenden Zustรคndigkeit zu. โ€žAuswรคrtige Angelegenheiten sind Sache des Bundes und wir sind zur Bundestreue verpflichtetโ€œ, sagte er. โ€žWir befassen uns geade mit Dingen, die sinnvoll, aber auf kommunaler Ebene sinnlos sind.โ€œ

Widerspruch kam aus der Linksfraktion. Beate Ehms bezeichnete Atomwaffen beziehungsweise ein Verbot als โ€žFrage des รœberlebens der Menschheitโ€œ. Leipzig solle dem Vorbild anderer Stรคdte folgen.

Die Linksfraktion stimmte daher โ€“ genau wie die Grรผnen und Teile der SPD โ€“ fรผr die Petition. Die AfD enthielt sich; CDU und die Mehrheit der Freibeuterfraktion stimmten dagegen. Am Ende gab es mit 32 Ja-Stimmen, 13 Nein-Stimmen und 14 Enthaltungen eine klare Mehrheit fรผr die Petition.

Die Debatte rings um die Petition am 30. Oktober 2019 im Stadtrat

Video: Livestream der Stadt Leipzig

Der Stadtrat tagt: Die Oktober-Sitzung im Livestream und als Aufzeichnung

Der Stadtrat tagt: Die Oktober-Sitzung im Livestream und als Aufzeichnung

Warum eine Welt ohne Atomwaffen keine lรคcherliche Utopie ist, sondern das Mindeste, was wir fordern dรผrfen

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