Ein paar Außenwerberechte hat die Stadt Leipzig noch zu vergeben. Die entsprechende Vorlage ist jetzt im Stadtrat. Aber wenn der öffentliche Raum schon so umfassend mit Werbung zugepflastert wird, dann sollte diese Werbung wenigstens ein paar Regeln einhalten. Das finden gleich drei Fraktionen im Leipziger Stadtrat.

Diskutiert wurde über das Thema schon öfter in der Ratsversammlung. Meist mit Schwerpunkt auf sexistischer Werbung. Denn junge hübsche Frauen werden ja nicht nur gern verwendet, um für allerlei Produkte Aufmerksamkeit zu schaffen – es passiert meist auch mit starren Rollenzuschreibungen und jenem vielgepriesenen „Sex Appeal“, der aus einer simplen Produktwerbung eine ganz bewusste Anmache auf der Straße macht.

Es sind die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, der Linken und der SPD-Fraktion, die jetzt als ergänzenden Punkt beantragen: „Die durchgeführte Werbung darf nicht gegen die guten Sitten verstoßen. Das schließt mit der Menschenwürde nicht zu vereinbarende Darstellungen und Aussagen ein, zum Beispiel mit diskriminierenden, frauenfeindlichen und sexistischen Inhalten.“

Dabei verweisen die drei Fraktionen auf die Präambel des Werbekonzepts der Stadt, die darauf hinweist, dass das Erscheinungsbild der hochfrequentierten Orte, an denen sich die Werbeträger befinden, „einen wesentlichen Einfluss auf die Wahrnehmung der Stadt Leipzig als weltoffene und pulsierende Großstadt“ hat. „Der öffentliche Raum trägt deshalb wesentlich dazu bei, Einwohnern und Gästen das Bild einer positiven und lebenswerten Stadt zu vermitteln, in der das historische Erbe geschätzt und mit moderner Lebensqualität in gelungener Weise verbunden ist.“

Ein bewusster Verzicht auf Werbung, die insbesondere frauenfeindlich ist, wäre dabei keine Ausnahme, stellen die drei Fraktionen fest: „Zu dieser modernen Lebensqualität gehört zweifelsohne ein öffentlicher Raum, der frei von diskriminierender, frauenfeindlicher und sexistischer Werbung ist. Durch die vertragliche Vereinbarung mit dem Werbekonzessionär stellt sich die Stadt Leipzig gemeinsam mit diesem der gesellschaftlichen Verantwortung. Sie folgt damit zum einen anderen Großstädten, wie zum Beispiel Frankfurt a. M., die diesen Weg schon beschritten haben. Außerdem wird sie damit ihren eigenen Ansprüchen gerecht, die sie durch die Unterzeichnung der „Charta zur Gleichstellung von Frau und Mann“ eingegangen ist.”

Im Artikel 6, Absatz 1 heißt es dort: „Die Unterzeichnerin/der Unterzeichner verpflichtet sich, Vorurteile, Praktiken und sprachliche Wendungen sowie Bilder zu bekämpfen und soweit wie möglich zu verhindern, welche auf der Vorstellung der Über- oder Unterlegenheit eines Geschlechts oder auf stereotypen Geschlechterrollen für Frauen oder Männer beruhen.“

Da wird es dann freilich erst richtig spannend, denn wer sich umschaut, sieht junge Frauen als Werbemodels für alle möglichen mehr oder weniger banalen Produkte. Manchmal bewusst lasziv und sinnlich dargestellt, um beim Vorübergehenden unbewusst die Aufmerksamkeit zu erwecken. Dabei geht das Produkt fast völlig unter. Oft muss man sich sogar erst durch kryptische Werbesprüche lesen, um herauszubekommen, was da überhaupt beworben wird. Was ja im Grunde über die Notwendigkeit des Produkts alles sagt. Aber gerade die überflüssigsten Produkte werden mit den billigsten Maschen der Anmache angepriesen. Und zu Recht fragt man sich als Spaziergänger auch, warum sich die jungen Frauen für so eine Anpreisung hergeben.

Gerade weil das fast die Regel ist, sind die Grenzen fließend. Auch für junge Betrachter, die damit in eine Bilderwelt eintauchen, in der die latente sexistische Anmache Alltag ist. Das abgebildete ARD-Plaket spielt zwar auf den ersten Blick damit, reproduziert aber tatsächlich gleich wieder zwei Geschlechterstereotype, die auch im deutschen TV immer wieder verstärkt und benutzt werden und natürlich ein ganzes Publikum prägen. Ganz so satirisch distanziert zum abgebildeten Rollenmuster steht das deutsche TV nämlich nicht.

Der Antrag der drei Fraktionen ist da eher ein vorsichtiger Versuch, die schlimmsten Auswüchse im Leipziger Straßenbild zu verhindern.

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Keine Kommentare bisher

Mein Gott, die Stadträte haben tatsächlich die Zeit, sich “damit” zu befassen? Bei der thematischen und zeitlichen Überlastung, der sie ausgesetzt sind?
Welches Bild gibt es in der Öffentlichkeit beispielsweise bei der offensichtlich rechtswidrigen Gewässernutzung durch die Stadt? Oder den offensichtlich falsch begründeten Kahlschlag im Auwald? Welchen Eindruck macht das in der Öffentlichkeit?
Und was ist mit der vermeintlichen “Leipziger Freiheit”? ( Die ich als Willkür bezeichnen würde. )

Von einer Frau:
http://www.zeit.de/2016/17/sexismus-werbung-verbot-heiko-maas-pinkstinks

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