Es müssen nicht immer Container sein. Das stellte auch irgendwann im Laufe dieses Jahres - so zum Sommerende hin - das Leipziger Sozialdezernat fest. Das ist für die Unterbringung von Asylsuchenden zuständig. Im Frühjahr ging das alles noch mit festen Unterkünften. Aber seit dem Sommer übergibt das Land Sachsen fast täglich neue Gruppen aus den Erstaufnahmeeinrichtungen an die Stadt. Und alle deutschen Kommunen fragten nach Containern herum.

Das war der Zeitpunkt, an dem ein paar von ihrem Job überforderte Konservative anfingen zu jammern: “Das schaffen wir nicht.” Selten zuvor haben sie so deutlich laut werden lassen, dass sie an die wirtschaftliche Kraft der Bundesrepublik überhaupt nicht glauben. Woran aber sonst?

Wer wählt diese Leute, denen schon bei der ersten richtigen Aufgabe alles zu viel wird?

Natürlich hatte auch Leipzig im Sommer auf einmal einen Riesenberg vor sich: Wie stampft man binnen weniger Wochen Unterkünfte für 1.000, 2.000, 3.000 Menschen aus dem Boden, die nicht nur humane Wohnräume bieten, sondern auch Sturm, Regen und Schnee standhalten, beheizt werden können, Privatsphäre bieten und die nötigen Sanitärausstattungen haben?

“Zelte sind wirklich nur die letzte Möglichkeit”, sagte Martina Kador-Probst, Leiterin des Sozialamtes, am 10. Dezember bei der Vorstellung der aktuellen Zahlen zur Leipziger Asylunterbringung. Rund 4.000 Menschen wird die Stadt bis zum Jahresende aufgenommen haben. Und ohne Zelte wird es doch nicht gehen. An der Zwickauer Straße werden winterfeste Zelte Platz für bis zu 350 Menschen bieten, die hier möglichst nur kurzfristig unterkommen sollen.

Ein Grund für den Rückgriff auf Zelte ist natürlich die Tatsache, dass die Hersteller von Modulen und Wohncontainern in Deutschland die riesige Nachfrage gar nicht befriedigen können. Einige Kommunen haben deshalb schon frühzeitig nach Alternativen gesucht. Gibt es denn überhaupt welche, die so schnell hingestellt werden können wie Container?

Gibt es. Es ist ja nicht so, dass Architekten und Unternehmen sich nicht schon seit Jahren mit Lösungsmöglichkeiten für Leichtbauweisen beschäftigt haben. Auch solchen ohne Metall. Ein solches Projekt wird es auch in Leipzig geben. Der Aufbau ist ab April an der Braunstraße im Gewerbepark Nordost geplant. Das ist das Gewerbegebiet nordöstlich von Schönefeld, das die stadteigene Entwicklungsgesellschaft LESG vermarktet. Noch gibt es da allerlei Grundstücke, die einer Vermarktung harren. Und eines davon soll ab 2016 vorübergehend als Standort für eine Asylbewerberunterkunft in Bungalow-Bauweise genutzt werden.

In der To-do-Liste des Sozialdezernates steht es noch unter dem Begriff eines Containerdorfes. Aber mit Containern hat das nichts zu tun.

“Die am nördlichen Rand des Gebietes, westlich der Ansiedlung des BFW Bau Sachsen e.V. Überbetriebliches Ausbildungszentrum Leipzig, unweit der S-Bahn Station Thekla gelegene Fläche ist gut geeignet, um hier die temporäre Errichtung einer Bungalowanlage in Systembauweise für ca. 250 Personen mit einer Standzeit von ca. 5 Jahren zu errichten. Aufgrund der Bedeutung der Standortsuche nach Unterkünften für Asylbewerber wäre es vertretbar, die gewerbliche Vermarktung dieser Fläche vorübergehend auszusetzen”, heißt es dazu in der Vorlage des Sozialdezernats, die im Oktober ins Verfahren ging und im November beschlossen wurde.

“Die zusammen ca. 10.200 m² großen Flurstücke bieten ausreichend Platz für die Errichtung von 10 zweigeschossigen, baugleichen Bungalow-Anlagen für bis zu 26 Bewohner einschließlich Freiflächen und Nebenanlagen. Der geplante Komplex soll eine Kapazität für 250 Menschen bieten.”

Gebaut wird die Bungalow-Siedlung von der Firma Holzgrün aus Großpösna. Und wie der Name schon sagt: Es wird mit Massiv-Holz gearbeitet.

Oder mal die technische Beschreibung aus der Vorlage zitiert: “Während des weiteren Planungsprozesses wurden aufgrund der hohen Nachfrage an Containermodulen alternative Baukonzepte geprüft, die eine kurzfristige Verfügbarkeit, Wirtschaftlichkeit sowie Nachhaltigkeit bei Gewährleistung hoch qualitativer Standards bieten können. Dabei wird nun die Bebauung in OSB-Fertigteilplattenbauweise favorisiert, die alle genannten Kriterien erfüllen kann. OSB-Platten sind mehrschichtig aufgebaute Flachpressplatten aus Holz-Mikrofurnieren sog. Strands gemäß DIN EN 300 mit besten technischen Eigenschaften (hinsichtlich Festigkeit, Langlebigkeit und Sicherheit insbesondere Brandschutz). Die geplanten Gebäude werden komplett vorgefertigt, können somit auf der Baustelle kurzfristig montiert werden und erhalten eine Außenfassade aus Sandwichpaneelen, erreichen somit in Verbindung mit der Fernwärmenutzung den Energiestandard der EnEV 2016. Nach Ablauf der Nutzungszeit ist eine komplette Demontage und Wiederverwendung möglich.”

Gebaut werden sollen zehn zweigeschossige, baugleiche Bungalow-Anlagen für bis zu 26 Bewohner. Die Wohneinheiten selbst bieten dann je sechs bis sieben Bewohnern Wohn- und Schlafräume und die benötigten Sanitäreinrichtungen, Küche und Aufenthaltsraum. Die Bungalows selbst kosten mit allen technischen Anlagen zusammen rund 6,5 Millionen Euro, das Gesamtprojekt mit Außenanlagen usw. rund 8 Millionen.

Dieselbe Bauweise habe das Unternehmen auch schon dem Landkreis Leipzig ans Herz gelegt, meint Olaf Maruhn, einer der Geschäftsführer der Holzgrün GmbH. Und dem Bürgermeister von Markranstädt, Jens Spiske ebenfalls. Dann müsse man sich dort nicht über die Umwidmung des Hotels “Gutenberg” streiten, sondern könne kurzerhand in Modulbauweise bauen. “Leer gefegt” ist der Markt nur, wenn man sich auf die klassischen Container versteift.

Die Stadtratsvorlage zur Bungalow-Anlage an der Braunstraße.

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