Die Ausgaben für Gewandhaus, Oper, Schauspiel und Theater der Jungen Welt sind wieder auf dem Prüfstand. Denn wenn die Stadtverwaltung bei ihren Kultur-Eigenbetrieben sparen will, dann wird sie um harte Einschnitte bei den vier Häusern nicht herumkommen. So lässt sich zusammenfassen, was die Arbeitsgruppe zur Zukunft der kulturellen Eigenbetriebe heute vorstellte.
Zustande gekommen war der Arbeitskreis durch einen Beschluss des Stadtrats vom 18. Juli 2012. Dieser beauftragt Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), zum Ende des Jahres 2013 einen Vorschlag zu Neuausrichtung der Kulturbetriebe zu machen. Es geht darum, eine gemeinsame Verwaltung zu schaffen. “Anzustreben ist die Gründung eines gemeinsamen Eigenbetriebes als Mehrspartenhaus”, heißt es in dem Beschluss. Diesem war ein Gutachten aus dem Jahr 2011 vorausgegangen, erstellt von der Beratungsfirma actori, welches Vorschläge unterbreitete, wie pro Jahr 5,7 Millionen Euro zu sparen seien.
Actori hat auch dieses Mal eine Rolle gespielt: Gutachter Martin Dehli war Moderator des Arbeitskreises. Und das, was er präsentierte, war kaum von dem zu unterscheiden, was er vor knapp zwei Jahren als Ergebnis des actori-Gutachtens vorgestellt hatte: Leipzigs Kultur-Betriebe sind sehr gut aufgestellt, sehr effizient. Es gibt kaum Sparmöglichkeiten durch die Zusammenlegung von Verwaltungsstrukturen. “Der Löwenanteil der Kosten entsteht für Personal im künstlerischen Bereich”, so Dehli. Wer in der Kultur einsparen will, kommt bei der Verwaltung also nicht weiter. Zwar sind die großen Häuser offenbar nicht so gut aufgestellt wie das Theater der Jungen Welt – welches Dehli in höchsten Tönen lobte: “Effizienter aufgestellt zu sein als das TdJW, das lohnt sich nicht.”
Doch selbst, wenn man für alle vier Häuser eine gemeinsame Verwaltung einrichtete, sparte man nicht so viel, wie Unkundige vielleicht denken mögen: 300 bis 400.000 Euro Sparpotential brächte die Schaffung einer Service-Einheit für alle. Und sie bringt mehr Ärger im Tagesgeschäft. “Größere Reibungsverluste”, nennt es Martin Dehli. Und erklärt es am Beispiel des Gewandhauses: “Wenn kurzfristig ein anderer Solist engagiert werden muss, braucht es neue Verträge. Der Chef einer Service-Einheit wird sich jedoch dagegen wehren, wenn für einen Betrieb Überstunden gemacht werden müssen und für den anderen nicht”, so Dehli. Man hätte es billiger, aber auch mehr Ärger damit.
“Effizienz und Selbstausbeutung”: Intendant Jürgen Zielinski über die neue Saison im Theater der Jungen Welt
Das Theater der Jungen Welt ist …
Kleiner Erfolg im Leipziger Kultur-Poker: Antrag der Linken bringt Erfolg für die Musikalische Komödie
Im Mai hat die Fraktion Die Linke einen Antrag …
Leipzig in der Haushaltsklemme: Landesdirektion macht Druck bei Kitas, Schulen, Kulturbetrieben
Wie groß ist das Finanzloch im Leipziger Haushalt …
Linke zu Vertragsverlängerung von Chailly und Schulz: Damit wäre der Actori-Prozess beendet
Viele Stadträtinnen und Stadträte …
Linke fordert: Mittelfristiges Investitionsprogramm für Theaterhäuser der Eigenbetriebe und der Freien Szene
Das Wort ‘Investitionsstau’ hat in Leipzig …
Einen nennenswerten Erfolg hat die Arbeitsgruppe jedoch schon erzielt: Es bildeten sich Fachgruppen aus Vertretern aller vier Häuser, zu Einkauf, Vermietung, Marketing, Haustechnik, Personal und IT. Diese suchen nun zusammen nach Optimierungsmöglichkeiten. Und haben bereits genug gefunden, um der Stadt pro Jahr 300.000 Euro zu sparen. Durch gemeinsame Bestellung von Kopierpapier beispielsweise. Lauter kleine Dinge, die im Alltag wohl kaum auffallen dürften, sich über die Zeit jedoch summieren.
Echtes Gewicht auf die Finanzwaage brächte nur eine Fusion, zum Beispiel von Gewandhaus und Oper oder von Oper und Schauspiel. Beide Varianten brächten rund eine Million pro Jahr. Rechnet man die bereits erzielten 300.000 Euro sowie jene rund 300.000 Euro ein, die eine gemeinsame Service-Einheit brächte, so ergibt sich schlussendlich eine Summe von 1,6 Millionen Euro. Nicht viel, wenn man den Gesamtetat von 70 Millionen, der in die Kultur-Betriebe fließt, betrachtet. “Aber doch eine beachtliche Summe an sich”, gibt CDU-Stadtrat Stefan Billig zu bedenken.
Ein gemischtes Fazit zogen die Mitglieder der Arbeitsgruppe. Linke-Stadträtin Skadi Jennicke verteidigt das Ergebnis: “Vorher wurden monatlich die immergleichen Vorschläge eingebracht. Nun gibt es keine offenen Fragen mehr.” Ob des mageren Fazits, und der Tatsache, dass die Arbeitsgruppe keinen Vorschlag aussprach, nicht eine bestimmte Lösung favorisierte, fragt sich Grünen-Stadtrat Ansgar König, ob es der Mühe wert gewesen war: “Man kann den Aufwand hinterfragen, wenn am Ende gemeinsam Druckerpapier bestellt wird. Doch man kann mit den Häusern nicht ihre Abschaffung diskutieren.”
Dies müssen nun andere tun: Die Stadträte in der Ratsversammlung. Der Arbeitskreis hat den Ball wieder offiziell zur Politik zurückgespielt. “Der Prozess ist noch nicht zu Ende. Jetzt sind die Fraktionen gefragt, sich eine Meinung zu bilden. Dann wird es eine Beschlussvorlage von Oberbürgermeister Burkhard Jung geben und der Stadtrat wird darüber abstimmen”, stellt Martin Dehli in Aussicht.
Keine Kommentare bisher