Lebhaft diskutierte der Stadtrat heute die vorzeitige Wiederwahl von Riccardo Chailly als Gewandhauskapellmeister sowie von Andreas Schulz als ersten Betriebsleiter des Gewandhauses. Oberbürgermeister Burkhard Jung hatte die Vorlage eingebracht, beide noch vor ihrem Vertragsende im Jahr 2015 erneut zu wählen. Wohl um eine Kontinuität im Leipziger Musik-Flaggschiff zu gewährleisten. Doch manche Räte quittierten dies mit Unverständnis.
Skadi Jennicke von den Linken wähnt darin die Verhinderung von Strukturveränderungen. “Wenn wir jetzt schon die Personen wählen”, meinte sie zum Oberbürgermeister, “dann legen wir doch automatisch die Struktur mit fest.” Im Raum steht nämlich eine Zusammenlegung von Gewandhaus und Oper. Mit Chailly sei diese jedoch nicht zu machen. “Welcher städtische Angestellte hat schon die Sicherheit, bereits zwei Jahre vor Beginn von seiner Vertragsverlängerung zu wissen?”, so Jennicke.
CDU-Stadtrat Holger Gasse hatte ebenso tiefe Zweifel: “Wir sollen diese Summen zusichern, vor dem Hintergrund der reformbedingten Kulturlandschaft und leeren Kassen. Wie ist das zu rechtfertigen?” Betriebsleiter Schulz soll ab 2015 ein Gehalt von 260.000 Euro erhalten. Angaben zu Chaillys Vergütung macht die Vorlage nicht. Die hohen Gagen der Vergangenheit hatte jedoch schon der Landesrechnungshof kritisiert, was im vergangenen Dezember bekannt wurde.
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Ansgar König von den Grünen verteidigte die Vorlage: “Wir haben lange genug darüber diskutiert. Wenn wir diese Qualität wollen, müssen wir diese Summe auch hinlegen.” Dafür erntete er den Zwischenruf, “Das ist Kommerz”, aus dem Publikum.
Oberbürgermeister Burkhard Jung versuchte, die Gemüter zu beruhigen. “Der Rechnungshof hat uns keine Strukturveränderungen auferlegt, diese bleiben in den Händen des Stadtrats.” Chailly sei für Leipzig ein Glücksfall. “Das Gewandhausorchester gehört zu den besten der Welt. Die Stadt will musikalisch in der ersten Liga spielen.” Und müsse sich das auch etwas kosten lassen.
Die Stadträte stimmten in einer geheimen Wahl für die Vorlage und bestätigten damit Chailly und Schulz bis zum Jahr 2020 in ihren Posten. Für Chailly stimmten 45 von 62 Räten, sechs stimmten mit Nein, 11 enthielten sich. Für Schulz fiel das Ergebnis knapper aus: 38 Ja-Stimmen, 14 Nein-Stimmen und zehn Enthaltungen.
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