Die Zahl der Geburten in Leipzig ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Ab August 2013 besteht ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem 1. vollendeten Lebensjahr.

Was wollen Sie gegen den Mangel an Kinderbetreuungsplätzen – vor allem in kinderreichen Vierteln – tun? Welche Maßnahmen halten Sie für realistisch?

Ich will ehrlich sein. Und zu dieser Ehrlichkeit gehört, zu sagen, dass es Stadtviertel gibt, in denen die Schaffung von weiteren fußläufig erreichbaren Kitaplätzen nicht möglich ist. Es gibt schlicht keine freien Flächen zum Bau weiterer Einrichtungen.

Meine Leitlinie heißt: Ein Kitaplatz muss binnen einer halben Stunde vom Wohnort des Kindes erreichbar sein – von Haustür zu Haustür und auch ohne Auto. Damit das zügig klappt, müssen wir schneller planen und bauen. Eine bauliches Gestaltungsraster kann hier helfen. Dies hat die FDP-Fraktion bereits vor weit über einem Jahr – übrigens als erste Fraktion – in Form eines Antrages dem Stadtrat vorgeschlagen. Nicht nur für Kitas, sondern auch für Schulen und im Bereich des altersgerechten Wohnens. So können die Kitas von heute morgen als Schulen und übermorgen für altersgerechtes Wohnen genutzt werden, denn durch das einheitliche Gestaltungsraster sind Erweiterungen und Rückbauten ebenso einfach möglich.

Was halten Sie vom derzeitigen System der Kita-Platzvergabe und was wollen Sie daran ggf. ändern?

Das heutige Vergabesystem ist vollkommen undurchsichtig. Dies erzeugt Misstrauen – gegenüber der Stadt, gegenüber den Trägern, gegenüber den Einrichtungen und gegenüber der Einrichtungsleitung.

Ich werde zügig ein Vergabesystem mit transparenten Kriterien schaffen. Ich glaube, dass wir es IT-gestützt realisieren können – wie viele andere Dinge in der Verwaltung auch. Dann müssen aber auch ausnahmslos alle Plätze im System abgebildet werden. Mit den freien Trägern werde ich darüber sprechen, wie wir die besonderen Profile der Einrichtungen darin berücksichtigen können.

Ein Hauptaugenmerk dabei gilt auch der Schaffung von weiteren Plätzen. Nur wenn wir mehr Plätze anbieten, als nachgefragt werden, gibt es wieder ein echtes Elternwahlrecht. Und das ist mein Ziel.

Werden Sie sich für eine gerechte Entlohnung des Betreuungspersonals (Erzieherinnen in Kitas UND Tageseltern) einsetzen? Welchen Netto-Lohn soll ein Erzieher/eine Erzieherin für 36 Stunden/Woche mindestens erhalten?

Ich habe große Sympathien für ein Kita-Gutschein-System. Mit Geburt eines jeden Kindes erhalten Eltern diesen Gutschein für ihr Kind. Dieser Gutschein hat einen festen und einheitlichen Wert. Er wird bei Inanspruchnahme eines Betreuungsplatzes der Kita oder der Tagespflegeperson übergeben und von dieser über den Träger bei der Stadt eingereicht und abgerechnet. Damit würde die Stadt sowohl für Kita-Plätze als auch für Tagespflegeplätze den gleichen Betrag vergüten. Dieses wird in anderen Städten bereits so ähnlich praktiziert. Wir sollten uns das im Detail ansehen und nach einer für alle fairen Lösung suchen. Für meine Begriffe kann es nicht sein, dass sich die Stadt auf Kosten der Tagespflegepersonen finanziell gesundet.

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