Sie kommen aus Berlin, Dresden, Chemnitz und Halle, aber auch aus Schkeuditz, Eilenburg, Grimma und Wurzen: Tausende Beschäftigte, die in Leipzig einer Arbeit nachgehen, aber nicht in Leipzig wohnen. Mit 118.877 Erwerbstätigen in der Stadt Leipzig konnte das Sächsische Landesamt für Statistik für 2023 die höchste Einpendlerzahl für eine Stadt in Sachsen feststellen. Der simple Grund: „Hier gab es attraktive Arbeitsplätze für das Umfeld, aber auch für Erwerbstätige aus weiter entfernt liegenden Wohnorten.“

Die meisten männlichen Einpendler (3.593 Personen von insgesamt 5.641) in die Stadt Leipzig kamen aus Sachsen-Anhalt aus der Stadt Halle. Die größte Zahl an Einpendlerinnen (3.348 Personen von insgesamt 6.038) begab sich zur Arbeit aus der Stadt Markleeberg nach Leipzig und legte zumindest nach der Luftlinie den kürzeren Weg zurück.

32 Einpendelnde hatten sogar eine Entfernung von mehr als 500 km zum Arbeitsort in Leipzig. Diese kamen von ihren Wohnorten in Baden-Württemberg und man könne davon ausgehen, dass hier nicht täglich gependelt wurde, so das Statistische Landesamt. Insgesamt erreichten auch 1.751 Einpendelnde aus dem Ausland ihren Arbeitsplatz in der Stadt Leipzig. Die meisten davon (1.373 Personen) kamen aus Polen. Aus der sächsischen Hauptstadt Dresden pendelten aktuell 2.876 Erwerbstätige nach Leipzig.

Die Einpendelnden nach Leipzig. Grafik: Freistaat Sachsen, Statistisches Landesamt
Die Einpendelnden nach Leipzig. Grafik: Freistaat Sachsen, Statistisches Landesamt

Über 1 Million auf Achse

Doch wenn man auf den gesamten Freistaat schaut, wird noch viel deutlicher, wieviele Erwerbstätige (fast) jeden Tag zur Arbeit Kreis- und Landesgrenzen überqueren müssen. Viele davon natürlich mit dem Pkw, was dann nicht nur in Leipzig zu dem bekannten „dicken Verkehr“ insbesondere bei Dienstbeginn und Arbeitsende beiträgt. 1.030.001 Menschen pendelten 2023 in Sachsen über die Grenzen ihres Wohnorts zur Arbeit, so das Statistische Landesamt. Hingegen wohnten und arbeiteten nur 982.921 Erwerbstätige in derselben Stadt oder Gemeinde. Das war nicht einmal die Hälfte aller Erwerbstätigen.

Und es erzählt eben auch davon, welche drastischen Folgen eine verfehlte Wohnungspolitik im Zusammenhang mit einer falsch orientierten Verkehrspolitik hat. Denn gerade die in Leipzig in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Einpendler-Zahlen erzählen nun einmal auch davon, dass viele Erwerbstätige – gerade auch Familien mit Kindern – in der Stadt keine bezahlbare oder geeignete Wohnung mehr finden und in vielen Fällen auch gezwungenermaßen im Umland ein Zuhause suchen.

Was dann zwangsläufig – da die attraktiven Arbeitsplätze eher in Leipzig entstehen – dazu führt, dass sie täglich pendeln müssen. Entweder mit dem Auto oder – wenn die entsprechenden Verbindungen gut ausgebaut sind – auch mit Bus und S-Bahn. Von 2022 auf 2023 wuchs die Zahl der Einpendler/-innen nach Leipzig übrigens von 117.035 auf 118.877.

Von den Erwerbstätigen, die auf ihrem Weg zur Arbeit keine Gebietsgrenze überschritten, waren rund 49 Prozent Frauen und 51 Prozent Männer, stellt das Statistische Landesamt noch fest. Womit im Grunde kaum noch ein Unterschied zwischen den Geschlechtern festgestellt werden kann. Männer und Frauen sind praktisch im selben Maß zum Pendeln gezwungen. Bezogen auf alle Erwerbstätigen betrug der Frauenanteil aktuell rund 47 Prozent, er ist also unter den Pendelnden sogar noch etwas höher.

Empfehlung: der Pendleratlas

Im Pendleratlas stellen die Statistischen Ämter die Ergebnisse der Pendlerrechnung 2023 deutschlandweit interaktiv zur Verfügung. Die Pendelverflechtungen zwischen einzelnen Städten und Gemeinden sind damit ohne großen Aufwand abrufbar. Die Pendlerrechnung basiert auf Auswertungen des Wohn- und Arbeitsortes der Erwerbstätigen am Stichtag 30. Juni.

Dargestellt wird die potentielle Mobilität der Pendelnden, das heißt der Weg zum Arbeitsort muss nicht zwangsläufig täglich zurückgelegt werden. Über 80 Prozent der sächsischen Erwerbstätigen sind nie zu Hause tätig (Erstergebnisse des Mikrozensus). Deshalb können diese Verflechtungen unabhängig von der Nutzung des Homeoffice als sehr treffend eingeschätzt werden.

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