Nicht nur in Zeiten des Kolonialismus hat der globale Norden rücksichtslos auf die Ressourcen des Südens zugegriffen. Auch der heutige Wohlstand im Norden ist nicht denkbar, ohne die Länder des Südens mit den Kosten dieses Wohlstands zu belasten. Sie leiden längst viel stärker unter den Folgen der Klimaerhitzung als die Länder in den gemäßigten Breiten. Doch sie haben kaum die finanziellen Spielräume, dagegen irgendetwas tun zu können.

Im Gegenteil: Sie leiden viel stärker unter Dürren, Überschwemmungen, Orkanen, Wassermangel und Wüstenbildung. Und gleichzeitig hat der Norden große Teile seiner Konsumgüter- und Nahrungsmittelproduktion in die ärmeren Länder des Südens ausgelagert, weil dort die Löhne um ganze Dimensionen geringer sind.

Externalisierung nennt sich dieses „Einspar“-Phänomen, mit dem Konzerne ihre Produktionskosten drücken. 2016 hat der Soziologe Stephan Lessenich darüber das grundlegende Buch „Nach uns die Sintflut“ geschrieben. Solange sich an dieser Ausplünderung des Südens nichts ändert, bleiben die wirtschaftlichen Ungleichgewichte zwischen dem wohlhabenden Norden und dem in Schulden steckenden Süden erhalten. Und damit werden dort auch die Klimaziele nicht erreicht, weil schlicht die Finanzierung fehlt.

Reparationszahlungen für den Süden

Deshalb fordert das Konzeptwerk Neue Ökonomie in seinem neuen Dossier „Klimaschulden & Reparationen“ Reparationszahlungen für die vom Globalen Norden verursachte Klimakatastrophe und einen Schuldenstrich für Länder des Globalen Südens.

Das Dossier „Klimaschulden & Reparationen“ findet man hier.

Länder wie Deutschland haben über Jahrhunderte von der Nutzung fossiler Brennstoffe profitiert und somit eine immense Klimaschuld auf sich geladen. Klima-Reparationen zielen darauf ab, diese Ungerechtigkeit rückgängig zu machen, indem die Ursachen der Klimakrise angegangen und die Klimaschulden zurückgezahlt werden.

„Der Globale Norden hat gegenüber dem Globalen Süden historische, klimatische und ökologische Schulden. Weil er einen großen Teil des Planeten kolonisiert und versklavt hat, weil er der größte Emittent von Treibhausgasen ist und weil er Ressourcen geplündert und die Umwelt zerstört hat. Diese Schulden müssen anerkannt werden und sind auf einer viel höheren Ebene angesiedelt als rein finanziellen Schulden“, sagt Oumarou Mfochive, Autor des Dossiers.

Die Probleme der Staatsverschuldung und des Klimawandels sind eng miteinander verknüpft. Viele ehemals kolonisierte Länder sind sowohl mit einer immensen Schuldenlast konfrontiert, als auch stark von Klimakatastrophen wie Dürren und Überflutungen betroffen.

„Die Auslandsschulden vieler Länder des Globalen Südens sind illegitim. Sie wurden auf Drängen von Institutionen wie der Weltbank aufgenommen, um natürliche Ressourcen für den Export zu extrahieren – den Export in ein globales Handelssystem, das einen ungleichen Austausch zum Nachteil der Armen der Welt erzwingt. Die Schulden müssen gestrichen werden!“, so Oumarou Mfochive.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar