Am 16. Mai veröffentlichte das Statistische Landesamt wieder eine seiner Hochrechnungen, die deutlich machen, welches Beschäftigtenproblem in den nächsten Jahren auf den Freistaat zurollt, weil die Bevölkerung überaltert und die jungen Frauen zu wenige Kinder bekommen. Von einer klassischen Bevölkerungspyramide kann in Sachsen schon längst keine Rede mehr sein. Im Gegenteil: Das Barmen geht jetzt erst richtig los.
Am 30. Juni 2023 hatten 1.643.696 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ihren Arbeitsplatz im Freistaat Sachsen, meldete das Statistische Landesamt am Donnerstag. Das durchschnittliche Alter dieser Beschäftigten betrug 43,4 Jahre. Etwas über 16 Prozent der Beschäftigten waren im Alter von unter 30 Jahren. Demgegenüber gab es mehr als ein Prozent der Beschäftigten, die das 65. Lebensjahr schon überschritten haben. Reichlich elf Prozent der zur Jahresmitte 2023 in Sachsen Beschäftigten waren bereits 60 Jahre und älter.
Die komplette Meldung des Statistischen Landesamtes
Und dann kommt die eigentlich warnende Aussage: Ausgehend vom Renteneintritt mit 65 Jahren werden in den nächsten zehn Jahren rund 366.000 Beschäftigte (179.000 Männer und 187.000 Frauen) bzw. reichlich 22 Prozent der jetzt in Sachsen Tätigen diese Beschäftigung aufgeben (sozialversicherungspflichtig Beschäftigten die derzeit im Alter von 56+ sind).
Die Zahl hat sich übrigens seit der letzten Meldung zu diesem Thema aus dem September 2023 noch einmal erhöht. Damals ging das Statistische Landesamt von 317.332 Arbeitnehmer/-innen aus, die bis 2030 auf diese Weise dem sächsischen Arbeitsmarkt verloren gehen.
Ohne Zuwanderung geht’s nicht mehr
Und das war auch noch nicht die komplette Zahl. Denn auch in der aktuellen Auswertung gehen die Landesstatistiker nur von den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die über 400.000 nicht sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind darin noch gar nicht enthalten, sodass man locker davon ausgehen kann, dass bis 2030 über 400.000 Beschäftigte verloren gehen werden.
Es sei denn …
Denn solche Statistiken sind nie statisch. Schon längst funktioniert der sächsische Arbeitsmarkt nicht mehr ohne die Menschen, die seit Jahren nach Sachsen einwandern.
131.283 Beschäftigte in Sachsen verfügten am 30. Juni 2023 über eine ausländische Staatsangehörigkeit, meldet das Statistische Landesamt. Das waren rund acht Prozent aller Beschäftigten. Während sich im Vergleich zum Vorjahr die Beschäftigtenzahl insgesamt um 0,2 Prozent erhöhte, stieg die Zahl der Beschäftigten mit ausländischer Staatsangehörigkeit um reichlich elf Prozent. Nämlich von 118.041 auf eben die 131.283.
Was deutlich zeigt, dass die möglichst schnelle Arbeitsmarktintegration der Menschen, die in Sachsen auch Asyl suchen, etwas bringt. Und da die Geburtenzahlen nun einmal im Keller sind, ist jede Regierung gut beraten, wenn sie nicht auf Abschiebung und Abschottung setzt, sondern auf eine intensive Arbeitsmarktintegration.
Der Frauenanteil bei allen Beschäftigten lag zur Jahresmitte 2023 in Sachsen bei 48 Prozent. Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit ausländischer Staatsangehörigkeit erreichte der Frauenanteil rund 35 Prozent, so das Statistische Landesamt weiter.
Die Rolle der Großstädte
Und noch etwas spielt in der Demografie-Politik der sächsischen Regierung bislang kaum eine Rolle: die simple Tatsache, dass sich der Beschäftigungsaufbau fast komplett auf die drei Großstädte konzentriert.
Im Vergleich zum 30. Juni 2022 verzeichneten alle sächsischen Landkreise mit Ausnahme von Zwickau und Görlitz Beschäftigungsrückgänge. Im Gegensatz dazu konnten die kreisfreien Städte Zuwächse verbuchen. Am höchsten war das Plus mit 1,5 Prozent in Dresden, meldet das Statistische Landesamt. Aber auch das nur, weil die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Dresden schon seit Jahren niedriger liegt als in Leipzig. 2023 waren es 280.875 Beschäftigte, während sich die Zahl der SV-pflichtig Beschäftigten in Leipzig von 286.928 auf 291.018 erhöhte, also rechnerisch um 1,4 Prozent.
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