Seit Beginn des aktuellen Ausbildungsjahres im Oktober 2022 wurden in Sachsen rund 17.900 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz bei den Jugendberufsagenturen registriert. Zugleich meldeten die sächsischen Unternehmen 21.100 Berufsausbildungsstellen.

Damit setzt sich ein Trend fort, der 2021/2022 schon zu beobachten war und sich immer weiter verstärkt: Die Wirtschaft meldet mehr Ausbildungsstellen, doch die Bewerber fehlen schlicht.

Bislang konnten von allen Ausbildungsstellen etwa 12.300 besetzt werden, 8.800 sind noch frei, meldet die Arbeitsagentur Sachsen. Für die noch suchenden 5.300 Bewerberinnen und Bewerber stehen die Chancen auf den Ausbildungsplatz also recht gut. Für sie gilt deshalb mehr denn je, die Unterstützung der 13 sächsischen Jugendberufsagenturen zu nutzen. Keiner der momentan der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber muss ohne Berufsausbildung bleiben. Jeder hat ein Talent und wird gebraucht, betont die Arbeitsagentur. Denn die sächsischen Unternehmen suchen händeringend Nachwuchskräfte.

„Es freut mich, dass immer mehr Betriebe auf die duale Ausbildung setzen, um Fachkräfte zu entwickeln. Mit über 21.000 gemeldeten Ausbildungsstellen übernehmen sie Verantwortung für die nächste Generation. Damit stehen die Chancen auf einen Ausbildungsplatz für die Jugendlichen in diesem Jahr recht gut. Denn derzeit gibt es über 3.500 mehr freie Ausbildungsplätze als noch suchende Bewerberinnen und Bewerber. Noch nie war die Situation für die jungen Menschen so komfortabel.

Deshalb mein Appell: Ergreift die Chance. Wendet euch an die Berufsberaterinnen und Berufsberater in unseren Jugendberufsagenturen. Mir ist wichtig, dass die jungen Menschen alle realistischen Optionen kennen und die erste Entscheidung bei der Berufswahl möglichst auch die richtige ist“, sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit (BA), zur Halbjahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt.

Noch nie gab es so viele gemeldete Ausbildungsstellen

Das Ausbildungsjahr beginnt immer im Oktober eines Jahres. Seit Oktober 2022 haben sich in Sachsen insgesamt 17.884 Mädchen und Jungen in den Jugendberufsagenturen gemeldet und bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz beraten lassen. Das sind knapp einhundert (minus 0,6 Prozent) weniger als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig wurden den sächsischen Arbeitsagenturen 21.078 Ausbildungsstellen gemeldet. Das sind 906 (4,5 Prozent) mehr als im Vorjahreszeitraum.

Damit erreicht die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen für einen Juli einen neuen Rekordwert und das belegt, dass für die Jugendlichen die Chancen eine geeignete Ausbildung zu finden aktuell so gut wie nie zuvor stehen.

Aktuell sind noch 5.251 junge Menschen im Freistaat auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Dem gegenüber stehen 8.815 freie Ausbildungsstellen. Damit fehlen rechnerisch 3.564 interessierte Ausbildungsbewerber, um alle freien Stellen besetzen zu können.

Deutlich mehr unbesetzte Lehrstellen als Bewerber in Sachsen Anno 2023. Grafik: Arbeitsagentur Sachsen
Deutlich mehr unbesetzte Lehrstellen als Bewerber in Sachsen 2023. Grafik: Arbeitsagentur Sachsen

Für die Ausbildungsbetriebe hingegen wird es immer schwieriger – der Wettbewerb um die Schulabgänger steigt. Denn quantitativ erreicht das Lehrstellenangebot einen neuen Rekordwert. Unternehmen sind gut beraten, sich und ihre Ausbildungsmöglichkeiten attraktiv zu gestalten. Die Ausbildungsvergütung ist sicher ein wichtiges Kriterium, aber nicht das einzige. Jugendliche achten bei Bewerbungen zunehmend mehr auf das Image des Betriebs und den Zweck ihrer Ausbildung. Gleichzeitig wollen sie frühzeitig Verantwortung übernehmen und als Azubis ein kostbares und geschätzter Teil des Betriebes sein.

Die TOP 10 der Ausbildungs- und Wunschberufe bleiben unverändert

Wer in diesem Jahr eine Ausbildung beginnen möchte, hat die Wahl: unter 324 anerkannten Ausbildungsberufen in Deutschland und rund 17.000 Ausbildungsbetrieben in Sachsen. Dass die Entscheidung nicht leicht ist, wissen die knapp 200 Beraterinnen und Berater der 13 Jugendberufsagenturen in Sachsen und helfen tagtäglich in persönlichen Gesprächen mit Informationen, Erfahrungen und Ideen für mögliche Ausbildungswege.

Die beliebtesten Berufe der noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber in Sachsen sind nach wie vor:

1. Verkäufer/in (1.539 Bewerberinnen und Bewerber); 2. Kfz-Mechatroniker – PKW-Technik (914); 3. Kaufmann/-frau im Einzelhandel (850); 4. Kaufmann/-frau – Büromanagement (623); 5. Fachlagerist/in        (545); 6. Tischler/in (422); 7. Fachinformatiker/in– Anwendungsentwicklung (406); 8. Mechatroniker/in          (387); 9. Medizinische/r Fachangestellte/r (308); 10. Friseur/in (304).

Die meisten freien Ausbildungsstellen gibt es in den Berufen:

1. Kaufmann/-frau im Einzelhandel (1.427); 2. Verkäufer/in (1.284); 3. Kaufmann/-frau – Büromanagement (799); 4. Mechatroniker/in (793); 5. Fachkraft – Lagerlogistik (607); 6. Zerspanungsmechaniker/in (536); 7. Industriemechaniker/in (442); 8. Elektroniker/in für Betriebstechnik (423); 9. Handelsfachwirt/in; (407); 10. Industriekaufmann/-frau (395).

In vielen Berufen mangelt es an interessierten Ausbildungsbewerbern

Auch kurzfristig stehen die Chancen auf einen Ausbildungsplatz relativ gut. Denn es gibt es Berufe, in denen nur wenige noch suchende Ausbildungsbewerber, aber viele unbesetzte Ausbildungsstellen gemeldet sind. In diesen Chancenberufen stehen die Möglichkeiten auf eine Ausbildung in Sachsen zumindest rechnerisch sehr gut.

Wer sich beispielsweise für einen dieser Berufe entscheidet, kann zwischen vier und 34 freien Lehrstellen wählen. Darüber hinaus gibt es viele weitere Ausbildungsberufe, in denen es an Bewerbern fehlt. Es lohnt sich für Ausbildungsinteressierte auf jeden Fall, die Alternativen zu checken.

Chancenberufe – hier fehlen die interessierten Bewerber/-innen:

1. Fachverk.-Lebensmittelhandwerk – Fleischerei (34 freie Stellen pro Bewerber); 2. Werkzeugmechaniker/in (24); 3. Kaufm. – Groß/Außenhandelsmanag. – Großh. (11); 4. Zerspanungsmechaniker/in (10); 5. Konstruktionsmechaniker/in (10); 6. Elektroniker/in für Betriebstechnik (8); 7. Elektroniker/in- Energie-/Gebäudetechnik (6); 8. Industriemechaniker/in (6); 9. Steuerfachangestellte/r (5); 10. Mechatroniker/in (4).

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar